8. Mai in Duisburg Ein Stelenfeld als Statement auf dem König-Heinrich-Platz

Duisburg · Künstlerinnen und Künstler aus Duisburg erinnerten am Samstag an das Kriegsende 1945 und die Befreiung vom Nationalsozialismus in Europa.

 „Das Stelenfeld“ als künstlerisch-politisches Statement gegen Krieg und für Frieden.

„Das Stelenfeld“ als künstlerisch-politisches Statement gegen Krieg und für Frieden.

Foto: Klaus Brüggenwerth

Was anlässlich des 75. Jahrestages vom Ende des Zweiten Weltkriegs im vergangenen Jahr wegen Corona gänzlich unmöglich war, nämlich die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus zu feiern, war diesjährig bedingt realisierbar. Unter dem Motto „8. Mai 1945 – Erinnern für die Zukunft“ hatten die Gruppierungen „DU + Wir“ und „Duispunkt“ dazu aufgerufen, am 8. Mai, dem nunmehr 76. Jahrestag, mit einer Kultur-Manifestation auf dem König-Heinrich-Platz darauf aufmerksam zu machen. Zwar hätten die Veranstalter gerne weitere „essenzielle Programmbeiträge“, wie sie in einer E-Mail schrieben, Corona-konform angeboten, darunter verschiedene Bühnenbeiträge und einen kleinen Marktplatz mit Informations- und Marktständen, doch die Ordnungsbehörden der Stadt Duisburg ließen das nicht zu. So blieb es bei einer „minimalen Gedenk- und Erinnerungsveranstaltung“, so das vom absagenden Bescheid der Stadt enttäuschte Veranstalterbündnis.

 Im Mittelpunkt der zweieinhalbstündigen Veranstaltung am Samstag, die ein Zeichen zur Erinnerung an die Zeit des Faschismus zwischen 1933 und 1945 und für ein friedliches Zusammenleben heute ohne Hass, Hetze und Gewalt setzen wollte, stand das Projekt „Das Stelenfeld“, das durch den Duisburger Kulturbeirat gefördert wurde. Koordiniert wurde die gemeinsame Aktion der Duisburger Künstlerschafft insbesondere von Luise Hoyer und Klaus-Dieter Brüggenwerth. Rund 40 Künstler gestalteten rund 60 Holzstele zu dem gemeinsamen Statement „Das Stelenfeld“. Unterstützt wurde die Aktion in Sachen Logistik von der Firma Höhnerbach sowie in Sachen Auf- und Abbau von zehn Volunteers aus der „Platzhirsch“-Crew.

 Neben Textbotschaften wie „Leben wie ein Baum, einzeln und frei und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“, einem Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet, von Hektor Troyali, und anderen Gestaltungsformen wie beispielsweise der von Winfried Kloer angefertigten Stele mit der Büste des Widerstandskämpfers Harro Schulze Boysen, der 1942 hingerichtet wurde, war auch eine vom kürzlich verstorbenen Künstler Chinmayo entworfene Stele mit der Aufschrift „All we are sailing“ zu sehen.

 Aber auch die Koordinatoren und Künstler Hoyer und Brüggenwerth haben es sich nicht nehmen lassen, ihre Arbeiten ins Stelenfeld zu platzieren. Hoyer hat in großer Fleißarbeit vier jeweils zwei Meter hohe Holzstele mit einem ihrer Lieblingssätze vollumfänglich beschriftet. Dort stand zu lesen: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Und das Ganze wiederum in 44 Sprachen übersetzt. Brüggenwerth dagegen hat seine beiden Stelen mit zwei Hymnen ausgestattet: Die eine war der offiziellen damaligen Nationalhymne der DDR („Auferstanden aus Ruinen“) gewidmet, komponiert von Hanns Eisler, die andere dem sogenannten Trizonesien-Song („Wir sind die Eingeboren von Trizonesien“), einem unsäglichen Machwerk von Karl Berbuer aus dem Jahre 1948, der teils die Funktion einer bis dahin noch fehlenden bundesdeutschen Nationalhymne übernahm.

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