Taxi-Überfall vor Gericht Verfolgungsjagd quer durch Europa

Eine Taxifahrt, die sich am 11. März auf dem Weg zum Solinger Hauptbahnhof plötzlich in einen Taxiraub verwandelt, ist sicher nicht alltäglich.

Taxi-Überfall in Solingen vor Gericht
Foto: ER09

Dass der Räuber aber dem Taxifahrer höflich Geldbörse, Handy und die Funkkarte der Taxizentrale aushändigt, bevor er mit dessen Taxi davon rauscht, ist erst recht ungewöhnlich. Nur das Küchenmesser mit der 21 Zentimeter langen Klinge unterschied ihn von einem Gentleman-Gangster. Das setzte er dem Taxifahrer vor der Autobahnauffahrt an den Nacken, um der Aufforderung Nachdruck zu verleihen: Rechts anhalten und aussteigen.

Dass sich in der Verhandlung vor dem Landgericht Wuppertal dies alles nur als Episode einer viel größeren, filmreifen Geschichte darstellte, wird wohl nur ein schwacher Trost für den 65-jährigen Taxifahrer sein. Der hielt zwar anfangs alles für einen Scherz, seinen Schock nach dem Überfall hat er dennoch nicht überwunden.

Was aber waren die Hintergründe, die der Anwalt des Angeklagten jetzt vortrug? Dieser, ein 27-Jähriger, hatte bei vier früheren Schulfreunden die Chance gesehen, sein Geld anzulegen und zu vermehren. Verlockend klang das: Übergabe von 3000 Euro an das Quartett, Rückgabe drei Monate später 4500 Euro. Ein Gerücht sprach von privaten Kleinkrediten zu Wucherzinsen. Aber da es funktionierte, schaukelte sich im Laufe eines Jahres das immer wieder erfolgreich angelegte Geld weiter auf, bis schließlich 10.000 Euro im Topf waren. Schließlich beteiligten sich auch Freunde mit rund 50.000 Euro, bis das böse Erwachen kam: Die undurchsichtigen Schulfreunde waren nicht mehr da. Das Geld war weg.

Angeblich mit Hilfe eines Polizisten, der ihm – so der Anwalt - Aufenthaltsorte angab, reiste der Angeklagte seinem Geld hinterher. Nach Berlin, Rom und London. Dort wurden ihm Papiere und Geld gestohlen. Dann über Düsseldorf nach Oberhausen, Krankenhausaufenthalte, so auch in Solingen. Aber hier wollte sich endlich einer aus dem Quartett mit ihm treffen.

Auf der Taxi-Fahrt zum Bahnhof  sah er plötzlich den schwarzen BMW der Bande, parkend auf der Gegenseite. Und daraus sei dann ganz impulsiv die Idee für den Taxiraub entstanden, um diesem Auto zu folgen. So die abenteuerliche Geschichte – wenn sie denn wahr ist. Weit kam er nicht, die Polizei stoppte ihn auf der Autobahn. Und in der U-Haft ließen diverse Mithäftlinge gleich mitteilen, dass es sehr gefährlich wäre, irgendwelche Namen zu verraten. Daran hielt sich vor Gericht auch der Angeklagte, aber es gibt ja noch weitere Termine.

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