Prozess gegen Solinger Opfer verweigert vor Gericht die Aussage

Solingen/Wuppertal · Ein 22-Jähriger soll zu Beginn dieses Jahres von mehreren Angeklagten an der Hasselstraße beraubt und zudem geschlagen worden sein.

Könnte es sein, dass die jetzt am Landgericht Wuppertal wegen besonders schwerem Raub angeklagte Freundes-Clique in einem anderen Film mitgespielt hat als in dem, den der Staatsanwalt in der Anklage schilderte? Die vier Solinger im Alter zwischen 21 und 25 Jahren sollen am 28. Januar in der Hasselstraße einen 22-jährigen Gerüstbauer abgefangen haben, als er einer 22-Jährigen aus der Clique eine angesagte Jacke und eine Goldkette für 1600 Euro in bar abkaufen wollte.

Es sei ein abgekartetes Spiel gewesen: Ein 23- und ein 25-Jähriger hätten ihm im Treppenhaus aufgelauert, beim Drücken des Fahrstuhlknopfes seien sie mit einem Totschläger und einer fast echt aussehenden Pistole auf den Mann zugestürmt und hätten die Herausgabe des Geldes gefordert. Nach kurzem Handgemenge und einem Schlag mit dem Totschläger, der eine blutende Wunde auf dem Kopf des Opfers zur Folge hatte, hätten sie das Geld aus seinem Rucksack geraubt und seien damit getürmt – zusammen mit der angeblichen Verkäuferin. Draußen habe der vierte Angeklagte in einem Auto gewartet. Die Flucht sei aber an einer geschlossenen Ausfahrtschranke und einem Auto gescheitert, das die Ausfahrt versperrte. Auch ein parkender Porsche sei dabei beschädigt worden, zu Fuß seien sie weitergeflüchtet. Soweit der Staatsanwalt.

Äußerst zurückhaltend war die Reaktion der Angeklagten. Geständnisse? Fehlanzeige. Drei von ihnen verweigerten vorerst jede Aussage, nur der 23-jährige Solinger, der wegen anderer Delikte bereits in Haft ist und seine Ausweisung nach Serbien erwartet, ließ seine Sicht der Dinge vom Anwalt schildern. Die hörte sich komplett anders an.

Zusammen mit der angeklagten Solingerin habe er vom Opfer Marihuana für seinen persönlichen Bedarf kaufen wollen – sie für 20 Euro, er einen Vorrat für 500 Euro. Das spätere Opfer habe das aber nur an die 22-Jährige verkaufen und keine Zeugen dabei haben wollen. Es habe tiefes Misstrauen und Eifersucht geherrscht, das Opfer habe das Geld sehen wollen, er und seine Freundin vorher den Stoff. Es habe schließlich heftigen Streit gegeben, seinen großen Rottweiler habe das Opfer auf die Freunde hetzen wollen, bei der Verfolgung der Flüchtenden habe ihn sein Hund mit der Leine gegen die Stahltür am Ausgang gezerrt – daher stamme die Kopf-Verletzung. Draußen habe er versucht, den Fahrer aus dem Auto zu zerren, sei auch auf die Motorhaube gesprungen, um die Flüchtenden zu stoppen. Aber: zu einer weiteren Befragung durch das Gericht war der 23-jährige Solinger nicht bereit.

Die mit Spannung erwartete Aussage des Opfers – ein zentraler Punkt im Prozess? Die fand erst mal nicht statt. Der 22-jährige Solinger mauerte – da er sich selbst belasten könne, will er erst im nächsten Termin nach Absprache mit einem Anwalt aussagen.

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