Solingen Rauchverbot - Angst vor leeren Tresen

Solingen · Solingens Gastronomie richtet sich mit dem neuen Rauchverbot ein. Lokale mit Terrassen oder Biergärten sind klar im Vorteil. Besonders hart trifft es die Shisha-Bars, ihnen droht das Aus. Kontrolleure setzen auf Einsicht der Gastronomen.

 Gastronom Andreas Heibach

Gastronom Andreas Heibach

Foto: Mak

Andreas Heibach stellt Aschenbecher im Biergarten auf, ein besorgter Blick richtet sich gen Himmel. "Ich bin gespannt aufs Wochenende." Beim Tanz in den Mai war es noch richtig voll in Heibachs Walder Stadtsaal und im Erlebnis-Lokal "Al B'Andy". Zum letzten Mal hieß es "Feuer frei!" — nun herrscht absolutes Rauchverbot in den geschlossenen Räumen. "Am 1. Mai war tote Hose", sagt Heibach. Der Gastronom fürchtet um seine Thekenumsätze. "Die Raucher sind kommunikative Typen, wenn die am Tresen wegfallen, verlagert sich alles nach draußen." Anders als herkömmliche Eckkneipen hat Heibach Alternativen. Der große Biergarten etwa, doch dafür muss eben das Wetter stimmen. Vor dem Lokal selbst hat er keine Aschenbecher aufgestellt. Aus Schutz für die Nachbarn. Die Raucher will er eben im Biergarten halten. "Bei Brauchtumsveranstaltungen im Saal könnten sonst schnell mal 100 Raucher draußen vor der Tür stehen."

Wenige Tage nach Beginn des absoluten Rauchverbots wird auch in Solingen nicht gesondert kontrolliert. "Wir halten es wie viele andere Städte auch", sagt Ordnungsamtsleiter Stefan Trunk. Das Rauchverbot werde im Rahmen sonst üblicher Kontrollen etwa zum Jugendschutz oder zur Einhaltung der Sperrstunde überprüft. "Wir hegen kein Misstrauen gegen die Gastronomen und gehen zunächst davon aus, dass sich alle an das neue Gesetz halten", sagt Trunk. Rund 600 Solinger Gastronomiebetriebe seien von den Ordnungsbehörden schriftlich über die neuen Bestimmungen informiert worden. Die sind klar gefasst: Rauchen ist nur noch unter freiem Himmel erlaubt.

Gesonderte Gespräche hat Trunk mit Gastronomen und Managern etwa in Einkaufsgalerien wie den Clemens-Galerien oder dem Bachtorcentrum geführt. Dort stelle sich die Lage so dar: Im Außenbereich der Clemens-Galerien im Erdgeschoss ist Rauchen weiter erlaubt, in allen überdachten Gängen, so etwa auch in den Cafés im Obergeschoss aber nicht. Das Eiscafé Venezia im komplett überdachten Bachtorcentrum musste seine Raucherlounge schließen. "Es muss sich einspielen", sagt Trunk. Bußgelder gab es bisher nicht. Für eine Übergangszeit will die Behörde es bei mündlichen Verwarnungen belassen, erst danach soll es bei Verstößen Bußgelder geben.

Besonders hart trifft es Gastronomen, die von Rauchern leben, wie etwa den Shisha-Bars. "Noch ein oder zwei Monate, und ich muss den Laden zumachen", sagt Erdal Özdil, der mit seiner Frau die Shisha-Bar "Shiva" an der Blumenstraße betreibt. Seit dem Rauchverbot bleiben seine Kunden weg, denn sie können ihrem Rauch-Vergnügen nur noch auf der kleinen, etwa 20 Plätze umfassenden Terrasse auf einem Parkplatz nachgehen. Özdil sieht eine letzte Chance in einer Ausnahmegenehmigung für nikotinfreien Steintabak in der Wasserpfeife. Doch Ordnungsamtschef Trunk macht ihm keine Hoffnung. "Das gesetzliche Verbot gilt für alle Rauchwaren mit schädlichen Zusatzstoffen. Ausnahmegenehmigungen können wir nicht erteilen."

(RP)
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