Solingen Wasserwerk für Wochen vom Netz

Solingen · Nachdem in der Sengbachtalsperre erneut Burgunderblutalgen festgestellt wurden, bleibt das Wasserwerk Glüder für weitere zwei bis drei Wochen geschlossen. Das Wasser kommt jetzt aus der Dhünntalsperre und aus Baumberg.

Nach der Besprechung gestern im Gesundheitsamt war klar, das Wasserwerk in Glüder bleibt für weitere zwei bis drei Wochen geschlossen, nachdem im Rohwasser der Sengbachtalsperre am 29. April erneut Burgunderblutalgen nachgewiesen worden waren. "Wir wollen mindestens zehn weitere Proben mit negativem Ergebnis haben, bevor wir das Werk wieder ans Netz nehmen", sagt Norbert Feldmann, der Betriebsleiter Technik bei den Solinger Stadtwerken (SWS). Nachdem Ende Januar die giftigen Algen erstmals nachgewiesen wurden, gab es regelmäßige Kontrollen, bei denen zuletzt 0,2 Mikrogramm pro Liter Toxine im Wasser nachgewiesen wurden. "Im ungefilterten Rohwasser, nicht im Trinkwasser", sagt Norbert Feldmann.

Die giftigen Algen wurden im Januar erstmals in der Vorsperre der Sengbachtalsperre festgestellt. "Man konnte sie an der Oberfläche sehen", sagt Talsperrenwärter Roland Sorgenicht. Dieser Bereich, wo der Sengbach in die Talsperre fließt, dient als Absatzbecken für Schwebestoffe. Erst danach fließt das Wasser über eine Treppe in die eigentliche Talsperre.

Die Burgunderblutalge entwickelt sich besonders in kalten Wintern gut. "Das liegt daran, dass sich diese Algenart spezialisiert hat und besonders gut entwickelt, wenn andere Fressfeinde nicht im Wasser vorhanden sind. Wie sie in die Sengbachtalsperre kamen, wissen die Experten noch nicht. Sie könnten zum Beispiel durch die Nilgänse eingeschleppt worden sein, die zusammen mit Kanada- und Graugänsen an dem Gewässer zu finden sind, sagt Roland Sorgenicht.

Die Sengbachtalsperre ist derzeit zu 92 Prozent mit rund 2,6 Millionen Kubikmeter Wasser gefüllt. Dass dieses Wasser in der Regel von sehr guter Qualität ist, liegt auch an dem seit 20 Jahren bestehenden Abkommen mit den Landwirten, die ihre Ackerflächen nicht überdüngen und auch durch Zwischenkulturen den Phosphatgehalt im Boden niedrig halten.

Neben Wasser aus der großen Dünntalsperre bekommen die Solinger ihr Wasser derzeit auch vom Wasserwerk Baumberg. Die SWS reagieren damit auf den zu erwartenden höheren Wasserverbrauch in der wärmeren Jahreszeit. Bürger in Teilen von Ohligs und Aufderhöhe bekommen dieses Wasser, das seinen Ursprung in Rheinuferfiltrat und Hilden-Karnaper Grundwasser hat und damit härter ist als das Solinger Talsperrenwasser, und das Wasser aus der Großen Dhünntalsperre. "Wir befinden uns mit diesem Wasser im Härtebereich 2, das ist beim Waschen zu beachten", sagt Norbert Feldmann. Das Wasser habe den Härtegrad 11 statt bisher 5 bis 6. "Bis 2003 war das Wasser im Härtebereich zwischen 12 und 14,", sagt der Experte der Stadtwerke.

Bisher haben die Solinger "erstaunlich ruhig" auf die geänderte Wasserversorgung reagiert, sagt Norbert Feldmann. Die Versorgung mit Wasser aus der Dhünn und aus Karnap könne theoretisch unbegrenzt lange erfolgen. Über den bergischen Trinkwasserverband haben sich die Städte gegenseitig abgesichert. Solingen hat bislang sein Talsperrenwasser noch nicht an andere Städte abgeben müssen, lediglich Haan wird grundsätzlich mitversorgt. "Wir könnten auch die Stadt Hilden mitversorgen", erklärt der Stadtwerke-Experte.

Talsperrenwärter Roland Sorgenicht hat die ersten Algen auf dem Wasser der Vorsperre im Januar diesen Jahres ganz deutlich sehen können. Inzwischen haben sie sich im Sediment abgesetzt und waren bei Untersuchungen des Rohwassers Ende April erneut festgestellt worden. Das aufgearbeitete Trinkwasser war zu keiner Zeit belastet, wie Norbert Feldmann ausdrücklich betont.

(RP)
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