Solingen Opfer warten auf Entschädigungsangebot

Solingen · Als einen Schritt in die richtige Richtung hat gestern Rechtsanwalt Athanasios Antonakis die Ankündigung der Reederei "Costa Crociere" bezeichnet, alle Überlebenden der Schiffskatastrophe vor der italienischen Insel Giglio mit 14 000 Euro entschädigen zu wollen. Antonakis vertritt die Solingerin Natascha Kohl, die zusammen mit ihrem Freund Oliver Tank an Bord des Unglückschiffes "Costa Concordia" war, das vor zwei Wochen auf Grund lief. Ein konkretes Entschädigungsangebot habe seine Mandantin jedoch noch nicht erhalten, sagte Athanasios Antonakis gegenüber unserer Zeitung.

 Vor der Katastrophe ließen sich Oliver Tank und Natascha Kohl in einem Restaurant an Bord der "Concordia"

Vor der Katastrophe ließen sich Oliver Tank und Natascha Kohl in einem Restaurant an Bord der "Concordia"

Foto: privat

Darüber hinaus behalten sich Natascha Kohl und ihr Rechtsanwalt weiterhin strafrechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen für das Schiffsunglück vor. "Diese könnten sich nicht nur gegen den Kapitän, sondern auch gegen einige Offiziere an Bord sowie gegen Vertreter der Reederei richten", sagte Antonakis. Man werde sich gegebenenfalls einer Klage der deutschen Staatsanwaltschaft anschließen, so der Solinger Rechtsanwalt.

Derweil wehrten sich Natascha Kohl und ihre Familie gestern gegen Unterstellungen, man wolle aus dem Unglück Kapital ziehen. "Meine Tochter steht immer noch unter Schock", sagte ihr Vater Michael Kohl. Es werde noch eine Zeit dauern, ehe die 26-Jährige wieder zur Normalität zurückgefunden habe.

Auch Rechtsanwalt Antonakis betonte, finanzielle Dinge stünden nicht im Vordergrund. "Die Summen, die einige in den USA einklagen wollen, interessieren meine Mandantin nicht", sagte er.

Vielmehr gelte es, den Opfern den Umgang mit dem Erlebten so leicht wie eben möglich zu machen. Aus diesem Grund sei die gestrige Ankündigung einer Entschädigung ein gutes Zeichen gewesen. "Damit könnte den Opfern viel Unangenehmes erspart werden", sagte Athanasios Antonakis. So sei es kaum zumutbar, wenn die Concordia-Überlebenden für jeden Gegenstand, den sie bei der Evakuierung des Schiffes an Bord zurücklassen mussten, einen Beleg anbringen müssten. Antonakis: "Da ist eine pauschale Entschädigung in gleicher Höhe für alle Opfer die bessere Lösung."

Eine Haltung, die auch Natascha Kohl vertritt. Sie wartet nun auf ein Entschädigungsangebot von "Costa Crociere". "Zuletzt habe ich Anfang der Woche einen Brief von der Reederei bekommen", sagte die junge Solingerin gestern. In diesem Schreiben sei aber noch keine Entschädigung angekündigt worden. Die Reederei habe sich jedoch bei den Opfern der Katastrophe für das Unglück entschuldigt.

(RP)
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