Solingen Noch zwei Windrad-Standorte

Solingen · Der Bau von Windrädern in Solingen stößt weiter auf Protest bei Bürgern. Von drei ursprünglich geplanten Standorten scheidet einer, bei Altenfeld in Gräfrath, aus. Über die beiden anderen wird gestritten und verhandelt.

Der Schock der Reaktor-Katastrophe von Fokushima hat deutschen Windkraftbetreibern eine frische Brise beschert. Der Windkraftbeschluss der neuen Landesregierung macht ihnen die Standortsuche leichter. Doch allmählich regt sich Widerstand von Bürgern, die ihre Wohn- und Landschaftsschutzgebiete gefährdet sehen.

Kolossal: Windräder werden immer größer. Die Energiebringer neuen Typs messen bis 150 Meter und sind etwa so hoch wie der Kölner Dom.

Kolossal: Windräder werden immer größer. Die Energiebringer neuen Typs messen bis 150 Meter und sind etwa so hoch wie der Kölner Dom.

Foto: Malz (Archiv)

Bereits seit sieben Jahren kämpft die Gräfrather Bürgerinitiative um Frank Fischer gegen die Pläne, auf dem Höhenzug "Auf der Gleichen" ein Windrad aufzustellen. Eine erste Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen die Bezirksregierung wurde abgewiesen. Die Initiative ging in die nächste Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht. Seither hängt der Rechtsstreit in der Schwebe. "Bisher wurde noch kein Verhandlungstermin anberaumt", sagt Fischer.

Sollte seine Klage erneut abgewiesen werden, will der Unternehmer, der in Solingen ein Druckhaus betreibt, eine neue einreichen. Diesmal gegen die Stadt Solingen. Sein Argument: Der Solinger Stadtratsbeschluss für den Bau einer Windkraftanlage widerspreche eindeutig dem Flächennutzungsplan. "Das Areal befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet", sagt Fischer. Geschützte Vögel lebten dort. Wohnhäuser seien nur 450 Meter entfernt, Anwohner würden durch Schall der mächtigen Rotoren und Schattenwurf einer bis zu 150 Meter hohen Windkraftanlage belästigt, so die Initiative. Das alles spiele für Planer und Betreiber keine Rolle, sagt Fischer. "Denen geht es nur um wirtschaftliche Interessen."

Die Solinger Stadtwerke (SWS) lassen solche Bürgerbedenken offenbar unbeeindruckt. Bereits im Juli hatte SWS-Chef Andreas Schwarberg angekündigt, "so schnell wie möglich" ein erstes Windrad in Solingen errichten zu wollen. 45 Millionen Euro wollen die Stadtwerke in den kommenden fünf Jahren in die Windenergie investieren.

Hoch und rentabel

"Je höher, desto rentabler", nennt Peter Sossna die Maxime für künftige Planungen. Sossna ist Geschäftsführer der Enserva, einer 100-prozentigen Tochter der Stadtwerke. Neben dem durch den noch anhängigen Rechtsstreit blockierten Gräfrather Standort "Auf der Gleichen" hat die Enserva noch einen weiteren konkret im Blick: Nördlich vom Halfeshof im Stadtbezirk Mitte. Dort betreibt der Netzanbieter Amprion ein Umspannwerk, auf dessen Gelände das Windrad aufgestellt werden soll. Mit rund 11 000 Kilometer Länge sowie etwa 160 Schalt- und Umspannanlagen hat Amprion das längste Höchstspannungsnetz in Deutschland.

Ob die Enserva allerdings eine Genehmigung von Amprion für das Aufstellen eines Windrads erhält, ist fraglich. Der Netzanbieter steht der RWE nahe, die eigene Interessen bei der Energieversorgung hat. Eine Antwort seiner Anfrage erwartet Enserva-Chef Sossna noch in diesem Jahr. Der zweite Gräfrather Standort bei Altenfeld scheide aus, so Sossna. "Er liegt in einer Senke."

(RP)
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