Solinger Konsumgenossenschaft Solidarität Alter Charme und brandneue Technik

Ohligs · 106 Jahre nach dem Erstbezug erwacht das Gebäude der Konsumgenossenschaft Solidarität in Solingen-Ohligs dank Instana-Gründer Mirko Novakovic aus dem Dornröschenschlaf.

 Instana-Gründer Mirko Novakovic erwarb 2019 die Immobilie von der Langenfelder Nivag Handelsgesellschaft.

Instana-Gründer Mirko Novakovic erwarb 2019 die Immobilie von der Langenfelder Nivag Handelsgesellschaft.

Foto: Peter Meuter

1921 war es mit der „Solidarität“ vorbei. Da konnte sich die Konsumgenossenschaft an der Prinzenstraße in Ohligs nur retten, indem sie sich der Kölner Genossenschaft „Hoffnung“ anschloss. Die Hoffnung auf etwas Dauerhaftes zerschlug sich aber schon unter den Nationalsozialisten: 1933 wurde die Genossenschaft aufgelöst. Erst 1947 kam es zur Neugründung; die Bäckerei lieferte täglich wieder 3500 Brote.

In den 1970er Jahren folgte für den eindrucksvollen, 1915 bezogenen Gebäudekomplex dann eher die Zeit der kleinen Brötchen. Flora Frey nutzte das Areal bis 1989; später diente der hinter dem Verwaltungsgebäude liegende Trakt nur noch als Lager der Silag AG. Im Februar 2019 kam schließlich die Hoffnung zurück: Instana-Gründer Mirko Novakovic erwarb die Immobilie von der Langenfelder Nivag Handelsgesellschaft. Der IT-Experte schmiedete Pläne für seine neue New Forge GmbH – und fand an der Prinzenstraße das Objekt, das Platz für Büros, ein Restaurant und ein Fitness-Studio bietet.

Mirko Novakovic, der Instana im November an IBM verkaufte, investiert rund acht Millionen Euro. Das Team zur Umsetzung seiner Ideen kommt aus Leverkusen: Das Architekturbüro Rotterdam Dakowski hat bereits die Firmenzentrale von codecentric an der Hochstraße entworfen und ist auch Spezialist für das Bauen im Bestand. An der Prinzenstraße sei die Struktur „ideal für moderne Büros“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Ulrich Dakowski. Es gehe darum, die Immobilie zu revitalisieren und sie auf ein neues Level zu heben – „dass der Charme der alten Gebäude bestehen bleibt, aber die neuen Anforderungen an Arbeitsplätze erfüllt werden“. Der Diplom-Ingenieur spricht von einem „Wow-Effekt, wenn man ins Gebäude hineinkommt“. Wer die Baustelle betritt, braucht momentan aber Fantasie – oder muss einen Blick auf die Zeichnungen werfen, die Rotterdam Dakowski zusammen mit den Düsseldorfer Innenarchitekten von palmaliving erstellten. Die Rohbauphase soll im Februar abgeschlossen werden, die Fertigstellung ist für Herbst 2021 geplant. Ulrich Dakowski: „Das ist der Größe des Objekts geschuldet.“

 Die Arbeiten im Gebäude laufen auf Hochtouren. In diesem Bereich entstehen Büroräume.

Die Arbeiten im Gebäude laufen auf Hochtouren. In diesem Bereich entstehen Büroräume.

Foto: Peter Meuter

Allein die Bürofläche umfasst zirka 2900 Quadratmeter. Instana soll etwa 1300 Quadratmeter nutzen, der Rest wird vermietet („Coworking Area“). Im 400 Quadratmeter großen Keller wird es ein Fitness-Studio (mit separatem Zugang) für das Instana-Team und die Coworker geben. Dakowski: „Durch seine Höhe ist das ein Superraum.“ Er wird Wände aus Sichtbeton haben – was zum Hauptbau passt. Nur der Eingangsbau hat Ziegelwände.

Im Erdgeschoss, dort, wo früher die Bäckerei angesiedelt war, entsteht ein Restaurant mit einem Podest im Innenraum und einer „wunderschönen“ großen Terrasse. Es soll allen zugänglich sein und auch für Feste und andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Wo früher die Kohlen für das Beheizen der Backöfen angeliefert wurden, gibt es jetzt genügend Platz für eine „Highend-Küche“. Da das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt wurde, bleibt auch der „Industrielook“ erhalten, betonen die Architekten. Es werde aber einen Mix aus Alt und Neu geben. So haben die alten Treppenhäuser Bestand. Sie werden jedoch durch eine neue Treppe ergänzt. Ulrich Dakowski: „Sie wird wie das Restaurant ein Highlight.“ Die Sanierung der altdeutschen Schieferdächer (die Gauben sind undicht), der Waschbeton- und Steinputzfassaden und der Fenster soll folgen. Im sogenannten Eingangsbau und im Treppenhaus des Hauptbaus lässt Mirko Novakovic die historischen Fenster restaurieren. An anderen Stellen werden moderne Fenster eingebaut.

 Mirko Novakovic, der Instana im November an IBM verkaufte, investiert rund acht Millionen Euro in die Sanierung der Immobilie.

Mirko Novakovic, der Instana im November an IBM verkaufte, investiert rund acht Millionen Euro in die Sanierung der Immobilie.

Foto: Peter Meuter

„Zeitgleich werden wir anfangen, die Innenräume sandzustrahlen“, erläutert Ulrich Dakowski. In einem ersten Schritt wurde bereits der asbesthaltige Anstrich der Fußböden entfernt. „Wir stoßen andauernd auf Unvorhergesehenes“, berichtet der Diplom-Ingenieur. „Bisher war es aber nichts Weltbewegendes.“ Die Räume werden von innen gedämmt. Geheizt wird mit Hilfe einer Luft-Wärmepumpe; außerdem wird eine Lüftungsanlage mit Rückgewinnung eingebaut. Viele der Handwerker kommen aus der Region. Dakowski: „Die Handwerker haben echt Spaß daran.“

Im Rahmen der Arbeiten wird auch die Anbindung benachbarter Gebäude neu geregelt, die bisher über das New-Forge-Grundstück mit Strom, Wasser und Gas versorgt wurden und jetzt auch einen Glasfaser-Anschluss erhalten. Für die Genossenschaft Solidarität war damals der eigene Gleisanschluss wichtiger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort