Solingen Bildungslandschaft ohne Hauptschule

Solingen · Die vierte Gesamtschule in Höhscheid ist mehr als die Gründung einer neuen Schule, es ist ein schulpolitischer Wandel.

 Reinhard Schneider ist Hauptschullehrer aus Überzeugung. Hier erläutert der Rektor der Krahenhöhe Schülern der Vorbereitungsklasse Details in der Informatik-Unterrichtsstunde.

Reinhard Schneider ist Hauptschullehrer aus Überzeugung. Hier erläutert der Rektor der Krahenhöhe Schülern der Vorbereitungsklasse Details in der Informatik-Unterrichtsstunde.

Foto: Stephan Köhlen

Alles spricht für die vierte Gesamtschule in Höhscheid. Für viele scheint der Anmeldetermin im Februar inzwischen nur noch Formsache. Tenor: Diesmal werden die erforderlichen mindestens 100 Kinder für vier fünfte Klassen der neuen Schule am Standort der Hauptschule Höhscheid zusammenkommen.

Schulausschuss-Vorsitzender Markus Preuß ist davon nun jedenfalls felsenfest überzeugt. Zwei Aspekte bestärken den SPD-Mann dabei insbesondere: die große Elternbefragung im vergangenen Jahr, bei der Mütter und Väter von Grundschulkindern, die im nächsten Jahr in die fünften Klassen wechseln, sogar noch mehr Zuspruch zum Gesamtschul-Konzept geäußert hätten, und zum anderen das enorme Interesse an der neuen Schule beim Infotag. Dicht gedrängt standen Eltern und Kinder bis in den Flur im Höhscheider Schulgebäude.

Die vierte Gesamtschule bedeutet für die Bildungslandschaft mehr als die Gründung einer neuen Schule: Es ist ein Wandel mit dem Abschied von der Hauptschule. Solingen trennt sich von der bei Eltern nicht mehr nachgefragten Schulform. Die Weichen, die Politik und Schulverwaltung damit konsequent gestellt haben, sind gewiss eine Besonderheit für ganz NRW.

Rektor Reinhard Schneider und Ute Dorfmüller, stellvertretende Leiterin an der Krahenhöhe, erleben das Auslaufen bei ihrer Hauptschule an der Schützenstraße bereits seit drei Jahren, in denen schon keine neuen Klassen 5 mehr aufgenommen wurden.

Die Hauptschule Krahenhöhe aber lebt weiter. "Wir haben 265 Schüler", sagt Rektor Schneider selbstbewusst. Nach seiner Einschätzung wird die Schule zumindest im nächsten und auch im übernächsten Unterrichtsjahr noch existieren. Derzeit bestehen jeweils drei Klassen 8, 9 und 10, hinzu kommt eine Schwerpunktklasse, um älteren Schülern mit konkreter Berufspraxis den Start in eine Ausbildung zu ermöglichen. Außerdem unterrichtet die Hauptschule Krahenhöhe Kinder, die mit ihren Eltern erst vor kurzem aus Bosnien, Griechenland, Italien, der Ukraine oder aus dem Kriegsland Syrien nach Solingen gekommen sind. Drei dieser Vorbereitungsklassen mit zusammen 45 Kindern bestehen. Erfolgserlebnisse sind, wenn Schüler schon nach wenigen Monaten in eine Regelklasse wechseln können, mitunter sogar an einer Realschule und selbst an einem Gymnasium.

"Wir leisten die Basisarbeit, die Kinder zu integrieren", betont Reinhard Schneider. Er ist Hauptschullehrer aus Überzeugung, unterrichtet seit vier Jahrzehnten an der Schulform. "Wenn diese in Solingen nicht mehr vorhanden ist, werden viele merken, was die Hauptschule in all den Jahren geleistet hat."

Bei der Frage, wie die Lücke der Hauptschule zu schließen sei, sieht Schulausschuss-Vorsitzender Markus Preuß nicht zuletzt auch die Gesamtschulen in einer Verantwortung. Ausdrücklich lobt er das Engagement der drei bestehenden Gesamtschulen für die Unterstützung im Vorfeld zum Start der vierten Gesamtschule in Höhscheid. Alle drei Leiter der bestehenden Gesamtschulen hätten zugesagt, bei den Anmeldungen im Februar verstärkt Kinder mit einer Hauptschul-Empfehlung aufzunehmen, erklärt Preuß auf Anfrage unserer Zeitung.

(RP)
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