Solingen Schulausschuss kippt Hauptschul-Umzug
Solingen · Niederlage für die Stadt: Central-Schüler sollen nach dem Willen der Politik den Abschluss in ihrer alten Schule machen. Rat muss noch zustimmen.
Am Ende ging alles ganz schnell - aber die Entscheidung, die die Mitglieder des Solinger Schulausschusses gestern Abend bei ihrer Sitzung im kleinen Konzertsaal des Theater und Konzerthauses getroffen haben, kommt durchaus einem schulpolitischen Paukenschlag gleich. Denn nachdem in den zurückliegenden Monaten immer wieder teils heftig über einen Umzug der Hauptschule Central zur Krahenhöhe gestritten worden ist, hat der Schulausschuss nun alle Diskussionen beendet und einstimmig beschlossen, dass die verbleibenden 80 Schüler auch im kommenden Schuljahr in ihren angestammten Räumlichkeiten am Central bleiben sollen.
In einem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, Grünen, FDP, Linkspartei sowie BFS sprachen sich die Ausschussmitglieder dafür aus, dem Stadtrat zu empfehlen, gegen den Umzug zu stimmen, der bis zuletzt von der Verwaltung um Dezernentin Dagmar Becker (Grüne) befürwortet worden war. Damit dürfte der Plan, die Hauptschule im letzten Jahr ihres Bestehens an die Krahenhöhe zur Hauptschule Höhscheid zu verlegen, endgültig vom Tisch sein. Beobachter gehen nämlich davon aus, dass die Ratsmitglieder bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Juli dem Willen der Ausschusskollegen folgen werden.
Dabei hatte sich Dezernentin Becker am Dienstagabend im Theater und Konzerthaus noch einmal jede erdenkliche Mühe gegeben, den Schulausschuss von den Argumenten der Stadt zu überzeugen. Beispielsweise legte die Verwaltung unter anderem ein in den vergangenen Wochen extra erstelltes Papier vor, in dem in Form einer Matrix zum wiederholten Mal die Positionen des Rathauses zu den infrage kommenden Standorten aufgelistet waren.
So sind Dagmar Becker und ihre Beamten nach eingehender Prüfung weiter davon überzeugt, dass ein Umzug zur Krahenhöhe - schon wegen der räumlichen Voraussetzungen sowie der Ausstattung mit Lehrern - für die Schüler die beste Lösung wäre. Denn nach dem Dafürhalten der Stadt sind nur im Falle einer Verlegung die optimalen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss der Jugendlichen gegeben, die nach den Sommerferien in die zehnte und damit letzte Klasse wechseln.
Allein, die Politiker ließen sich nicht mehr umstimmen - und die Niederlage der Stadtspitze nahm ihren Lauf. "Man kann eine Prüfung auch auf eine solche Weise vornehmen, dass am Ende das herauskommt, was man will", kritisierte etwa CDU-Fraktionschef Carsten Voigt die städtische Verwaltung und fügte hinzu: "Mit ein wenig gutem Willen" sei ein Verbleib der Hauptschüler am Central sehr wohl zu bewerkstelligen.
Eine Argumentation, der sich die anderen Parteien anschlossen - zumal während der Ausschusssitzung bekannt wurde, dass sich die für die Lehrerbereitstellung zuständige Bezirksregierung zuletzt offenbar geweigert hatte, die eigenen Beamten noch einmal zu der Problematik Stellung beziehen zu lassen. "Ein solcher Maulkorb ist eine Unverschämtheit", hieß es dementsprechend von der SPD, die zusammen mit den weiteren Fraktionen dann eine Sitzungspause nutzte, um den gemeinsamen Antrag auf den Weg zu bringen.
Dieser sieht vor, nach einem entsprechenden Ratsbeschluss die Bezirksregierung aufzufordern, für einen Verbleib der bisherigen Klassenlehrer am Central zu sorgen. Und überdies soll die Hauptschule mit der ebenfalls am Central beheimateten Sekundarschule zügig ein Raumkonzept erarbeiten, das allen Schülern gerecht wird.
Gleichwohl blieben am Dienstag Zweifel. Ob der Verzicht auf einen Umzug zur Krahenhöhe die pädagogisch sinnvollste Lösung sei, müsse sich erst zeigen, war beispielsweise bei den Grünen zu hören, derweil Dr. Kay Zerlin (SPD) den Umgang einiger Eltern mit der Thematik monierte. So sei im Internet ein regelrechter "Shitstorm" ausgelöst worden, sagte Zerlin, der darum Verständnis für Politiker zeigte, die vor der Sitzung TV-Aufnahmen von sich abgelehnt hatten.