Bauboom sorgt auch bei der Stadt Solingen für Probleme „Der Bietermarkt ist kaputt“

Auch in Solingen herrscht zunehmend Ratlosigkeit, weil wegen des Bau-Booms Arbeiten nicht vergeben und letztlich auch zu teuer werden. Oder weil Handwerksbetriebe ihre vertraglich festgelegten Terminzusagen nicht einhalten.

 Die Sporthalle an der Wienerstraße.

Die Sporthalle an der Wienerstraße.

Foto: Ulli Preuss

Handwerker sind Mangelware. Das stellen nicht nur Verbraucher fest, wenn sie einen Fachbetrieb suchen. Auch in den Kommunen herrscht zunehmend Ratlosigkeit, weil Arbeiten nicht vergeben und letztlich auch zu teuer werden. Oder weil Handwerksbetriebe ihre vertraglich festgelegten Terminzusagen nicht einhalten.

So beklagt die Stadtverwaltung, dass sie auf Ausschreibungen für Bauleistungen – wenn überhaupt – nur noch wenige und je nach ausgeschriebenem Gewerk oft sogar keine Angebote von Unternehmen mehr erhält. Die Folgen seien, so bestätigt Ralf Bodenstedt, kommissarischer Leiter des städtischen Gebäudemanagements, immense Preissteigerungen und kaum noch kalkulierbare Zeitverzögerungen bei vielen Projekten. „Der Bieter-Markt ist kaputt, wie haben kaum noch einen Wettbewerb.“

Repariert, gewerkelt und saniert wird derzeit zwar mehr oder minder an allen städtischen Gebäuden. Doch bei der reinen Bauunterhaltung seien meist Handwerksbetriebe der Region eingebunden, mit denen die Stadtverwaltung Zweijahresverträge abgeschlossen hat. „Hier liegen die Preise also fest und die Handwerker sind an diese Verträge gebunden“, fügt Bodenstedts Mitarbeiter Michael Kamphausen hinzu. Hier gebe es darum auch keine zeitlichen Engpässe.

Anders sehe es bei den derzeit 22 städtischen Großprojekten aus. Da diese aus Fördertöpfen der kommunalen Konjunkturpakete mitfinanziert werden, müssten diese Aufträge europaweit ausgeschrieben werden. Nur: Bei vielen Gewerken erreichen die Stadt keine Angebote mehr – und wenn, dann lägen sie mittlerweile 30 und mehr Prozent über dem eigentlich kalkulierten Preis.

„Der allgemeine Bau-Boom macht die Preise kaputt“, klagt Kamphausen. „Vor allem bei den Schulen stehen wir unter enormem Zeitdruck. Weil oft mit nachfolgenden Gewerken nicht angefangen werden kann, müssen wir hier und da den Hochpreis in Kauf nehmen.“

Und mehr noch. „Wir haben beispielsweise bei der Ausschreibung von Estrich-Arbeiten zur Sanierung der Gesamtschule Höhscheid im Gebäude Kanalstraße bei zwei Ausschreibungsverfahren nicht ein einziges Angebot erhalten. Das verzögert nun die Sanierung des Gebäudes um mindestens ein dreiviertel Jahr“, beklagt Lutz Blum vom Gebäudemanagement. Denn ein solches europaweites Ausschreibungsverfahren dauere allein zwölf Wochen. Konsequenz: Nach den Sommerferien hätte das Gebäude bereits von Schülern bezogen werden sollen. Die mussten inzwischen in das Gebäude Elsa-Brandström-Straße ausgelagert werden.

Oder die Turnhalle der Grundschule Wiener Straße: Sie hätte Ende September fertig sein sollen. Jetzt wartet das Gebäudemanagement noch auf die Bodenlegerfirma, die aus Berlin kommt. „Es waren mal kurz ein paar Mitarbeiter da und haben auch Material abgestellt. Aber das war es bislang – trotz mehrfacher Anmahnung, die Arbeit aufzunehmen.“ In diesem Fall hat das Gebäudemanagement das städtische Rechtsamt eingeschaltet. Denn ohne Weiteres könne man den Vertrag mit der Firma nicht kündigen. Heute soll ein Gespräch mit Verantwortlichen der Firma geführt werden. Kündigungsandrohung und Schadensersatzforderungen stünden weiter im Raum.

Dies sei auch bei der Generalsanierung des Hauses der Jugend an der Dorper Straße der Fall gewesen. Weil eine auswärtige Firma die Arbeiten nicht aufgenommen habe, sei unter Einhaltung der Fristen nun eine Wuppertaler Firma mit den Dämmarbeiten betraut worden.

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