Solinger Firma will ins Guinness Buch Wie Lewis Hamilton – ohne aus der Tür zu gehen

Solingen · EXCIT3D lädt zum Modellauto-Rennen in Düsseldorf ein. Teilnehmen kann jeder mit Internet-Verbindung – ob er gerade in den USA oder in Solingen ist.

 Werner Koch (l.)und Rainer Martin von EXCID3D.

Werner Koch (l.)und Rainer Martin von EXCID3D.

Foto: Fred Lothar Melchior

In Kürze ist mit der neuen Technologie sogar ein Rekordversuch für das Guinness Buch geplant. Die Idee dazu: Drei Mann steuern ein Auto. Das Besondere: Die drei lenken das Modellauto abwechselnd aus großer Entfernung: „Es sollen Fahrer aus drei Erdteilen sein, die den Wagen über eine 20 Kilometer lange Strecke führen“, sagt Werner Koch, der Geschäftsführer der EXCIT3D GmbH. „Genau genommen handelt es sich um eine Anwendung des „Internet of Things“ (Internet der Dinge), denn die Steuerung der Objekte erfolgt über den gesamten Globus in Echtzeit.

Neben dieser Neuheit beschäftigt sich das Unternehmen aus dem Solinger Gründer- und Technologiezentrum mit innovativen Lösungen und Beratung zu 3D-Technologien (wie 3D-Druck) sowie Virtual und Augmented Reality. Da kann der ferngelenkte Avatar auch ein Modellauto sein.

Und bevor Koch eine Strecke und Kooperationspartner für den Weltrekord-Versuch findet, hat er mit Gamern aus Nordamerika und Mallorca schon einmal einen Rennkurs in Düsseldorf getestet: Ende November oder Anfang Dezember sollen an der Tonhalle in Düsseldorf vier bis sechs Modellfahrzeuge ihre Runden drehen. „Eine Woche lang wird es ein K.o.-System geben, bei dem immer nur der Beste weiterkommt“, erläutert Rainer Martin, der bei EXCIT3D die Bereiche Forschung und Entwicklung betreut.

„E-Sports ist ein Riesenmarkt“, betont der 38-Jährige. „Aber während die Gamer sich sonst in großen Hallen treffen und zu Drohnen beispielsweise Sichtkontakt halten müssen, nehmen sie bei uns von zu Hause aus teil.“ Die Spieler wählen sich über eine Webseite ein und steuern Fahrzeuge der Firma Tamiya-Carson-Modellbau – entweder per Tastatur, Tablet, Controller oder Smartphone. Bei EXCIT3D gibt es aber auch schon Gestensteuerung. Die Solinger statten die Fahrzeuge mit Kamera und einem kleinen Modul aus dem 3D-Drucker aus, das über das LTE-Netz der Telekom Lenken, Gas geben und Bremsen in Echtzeit ermöglicht. „Wir haben einen realen Hintergrund gesucht, den man wiedererkennt“, erklärt Rainer Martin die Entscheidung für die Tonhalle mit Blick auf das Rheinufer. „Die Rennen könnten aber genauso gut auf der Radrennbahn Dorperhof stattfinden“, nennt Geschäftsführer Werner Koch eine Alternative.

Details für die Wettbewerbe werden in den nächsten Wochen festgelegt. Koch: „Wir sind auch dort an Kooperationen interessiert, denn wir wollen später nicht zwingend der Betreiber solcher Veranstaltungen sein.“ Ihren Werbewert schätzt der 61-Jährige aber hoch ein: „Sie können eine Innenstadt beleben und per Internet in die ganze Welt übertragen werden.“

Und natürlich kann der „Wagen“ auch ein rollender Schuh sein (wie in Düsseldorf zu Werbezwecken geplant), ein Überwachungs-, Lösch- oder Pflegeroboter. „Man kann die von uns eingesetzten Technologien und Komponenten für viele weitere Anwendungen nutzen“, unterstreicht R&D-Experte Martin. „Die Intelligenz autonomer Roboter reicht für solche Anwendungen noch lange nicht aus. Bei einem persönlich gesteuerten ,Dr. Avatar‘ im Operationssaal aber könnte sich der Top-Chirurg auf der anderen Seite der Welt aufhalten und trotzdem die OP leiten.“

EXCIT3D arbeitet an der schönen neuen Welt. In ihr kommt nicht nur der Düsseldorfer Fernsehturm – zumindest als anderthalb Meter hohes Modell – aus dem 3D-Drucker, sondern steht auch ein Abbild der neuen Couch-Garnitur auf Knopfdruck im Wohnzimmer. Stichwort „Augmented Reality“: „Man braucht nur einen QR-Code im Prospekt und ein iPhone, mit dem man eine Website aufruft, ohne eine App herunterladen zu müssen“, erklärt Koch und holt sich einen Ritter in voller Rüstung in sein Büro. „So könnten demnächst in Schloss Burg Besucher das Mittelalter auferstehen lassen.“

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