Rheinberg Im Brunnenwasser ist zu viel Nitrat

Rheinberg · Der Verein VSR-Gewässerschutz hat 69 Brunnenproben aus dem Raum Rheinberg untersucht. Die Werte fürs Grundwasser sind bedenklich. Der VSR macht dafür die intensive Landwirtschaft verantwortlich.

 Lina Remme (li.) und Harald Gülzow vom Verein VSR-Gewässerschutz untersuchen eine Wasserprobe im Labormobil.

Lina Remme (li.) und Harald Gülzow vom Verein VSR-Gewässerschutz untersuchen eine Wasserprobe im Labormobil.

Foto: Gerhard Seybert/Gerhard Seybert, Medien & Presse

Die Nitratwerte im Rheinberger Grundwasser liegen weiter viel zu hoch – das hat der Verein VSR-Gewässerschutz jetzt mitgeteilt. Anfang Juli hatten die Fachleute auf dem Großen Markt Grundwasserpoben aus Hausbrunnen angenommen und diese anschließend untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

In jeder fünften untersuchten Probe, so der VSR, liege die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Insgesamt 69 Wasserproben aus privat genutzten Brunnen hatten Lina Remme, VSR-Mitarbeiterin im Bundesfreiwilligendienst, und Projektleiter Harald Gülzow für die Untersuchung entgegengenommen.

Als einen maßgeblichen Grund für die hohen Belastungen nennt der Verein die intensive Landwirtschaft. „Die hat sich in den vergangenen zehn Jahren immer weiter ausgebreitet“, so Gülzow. Gleichzeitig habe die umweltverträglichere Form der Landwirtschaft – der ökologische Landbau – kaum wachsen können. Der Physiker: „Hier müssen vor allem die Verpächter handeln.“ Der VSR rät Gemeinden, Kreisen und Kirchengemeinden dazu, ihre landwirtschaftlichen Flächen in Zukunft nur noch ökologisch bewirtschaften zu lassen.

Die Mitglieder des Vereins VSR-Gewässerschutz fanden bei den Untersuchungen 84 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Millingen. Weitere, mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Vierbaum mit 60 Milligramm pro Liter (mg/l), in Ossenberg (76 mg/l), in Borth (76 mg/l) und in Menzelen-West (63 mg/l) fest. Das Wasser sei wegen der Überschreitung des Grenzwertes nicht mehr zum Trinken geeignet.

Zu beachten sei außerdem, dass derart belastetes Wasser nicht zum Befüllen eines Fischteichs genutzt wird. Harald Gülzow: „Es besteht die Gefahr, dass es zur massenhaften Vermehrung von Algen kommt. Abgestorbene Pflanzen können anschließend zum Fischsterben führen.“

Nitratbelastetes Grundwasser führe beim Bewässern zu einer zusätzlichen Düngung. Diese müsse in die Berechnung des Stickstoffbedarfs der angebauten Pflanzen miteinbezogen werden. Nur so könne eine Überdüngung und eine Nitratanreicherung im Gemüse verhindert werden. Wer wissen möchte, ob auch sein Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält, kann dem Verein eine Wasserprobe mit der Post zusenden. Informationen dazu gibt es auf der VSR-Homepage.

Der verein nutz seinen Befunf zu einem Plädoyer für den ökologischen Landbau Hier gelten laut VSR-Gewässerschutz weit strengere Düngevorschriften als in der Düngeverordnung. Es werde auf den Einsatz von chemisch-synthetischem Stickstoffdünger verzichtet. Zudem komme es zu weitgehend geschlossenen Nährstoffkreisläufen, da die Zahl der Tiere sich an der Fläche des Betriebes orientiere. Gülzow: „Nährstoffüberschüsse werden so bestmöglich vermieden. Wir begrüßen deswegen, dass ökologisch erzeugte Produkte in den letzten Jahren immer stärker gefragt sind. Das freut uns auch als Gewässerschützer.“

Jedoch verbessere die Nachfrage für ökologisch erzeugte Produkte nicht die Grundwasserqualität in Nordrhein-Westfalen. Dort werden nach Berechnungen des Vereins nicht einmal sechs Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von ökologischem Landbau bewirtschaftet.

„Der große Bedarf wird inzwischen mit weit transportierten Lebensmitteln gedeckt“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des Vereins. Jahrzehntelang hätten die landwirtschaftlichen Verbände darauf hingewiesen, dass sie produzieren, was die Bürger kaufen. „Damit haben sie den Einkäufer für die Grundwasserbelastung verantwortlich gemacht“, so die Vorsitzende. Viele Menschen ernährten sich heute jedoch anders als noch vor 20 Jahren. Es würden heutzutage wesentlich mehr ökologische Produkte gekauft. Deswegen sei es an der Zeit, dass ökologischer Landbau stärker gefördert werde.

Nitrat sei eine Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff, erläutert der VSR. Es komme natürlicherweise im Boden vor. Pflanzen bräuchten den Stickstoff des Nitrats zum Aufbau von Eiweiß. Nitrate seien auch in stickstoffhaltigen Düngemitteln zu finden. Nitrat selbst sei nicht gefährlich. Jedoch könnten Bakterien Nitrat in Nitrit umwandeln. Das wiederum sei giftig und an der Bildung krebserregender Nitrosamine beteiligt.

 www.vsr-gewässerschutz.de/analyse

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