Amplonius-Gymnasium Rheinberg 107 alte Schulkarten zu verkaufen

Rheinberg · Das Rheinberger Gymnasium hat beim „Advent am Amplonius“ am Freitag, 29. November, alte Schätzchen aus der Zeit des analogen Unterrichts im Angebot.

 Die stellvertretende Leiterin des Gymnasiums, Sencan Taşcı (v.l.), die Schüler Franziska Rother und Timo Windhuis sowie Erdkundelehrerin Katrin Albers mit einer älteren Deutschlandkarte.

Die stellvertretende Leiterin des Gymnasiums, Sencan Taşcı (v.l.), die Schüler Franziska Rother und Timo Windhuis sowie Erdkundelehrerin Katrin Albers mit einer älteren Deutschlandkarte.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Da stehen und hängen sie nun: 107 Karten, sortiert und ausgewählt nach Inhalt, Farbe und Qualität. Die meisten 40, 50 oder gar 60 Jahre alt. Manche wie neu, andere ziemlich zerfleddert. Einige zwei Mal drei Meter groß, andere etwas kleiner. Eines haben sie alle gemeinsam: Früher trugen sie maßgeblich dazu bei, den Unterricht am Amplonius-Gymnasium zu bereichern. Doch vor knapp 20 Jahren ging ihre Zeit zu Ende. Da wurden die Schulkarten von digitalen Computer-Neulingen nach und nach verdrängt. Die auf Leinen gedruckten Informationen waren nicht mehr gefragt, verstaubten in irgendwelchen Ecken der Schule.

Bis sich Sencan Tasci, stellvertretende Leiterin des Gymnasiums, und Erdkundelehrerin Katrin Albers an die Karten erinnerten und einen Plan ausheckten: „Wir haben gedacht: Es gibt doch bestimmt Menschen, die Interesse an diesen Karten haben und sie gerne kaufen würden“, sagt Tasci. Das soll am kommenden Freitag beim Schulfest „Advent am Amplonius“ geschehen.

Alle 107 Karten sind fotografiert und zur besseren Orientierung auf einer Liste beschrieben worden. Verkauft werden sie dann am 29. November zwischen 17 und 18 Uhr im Eingangsbereich der Schule. „Wer Geld dabei hat und zahlt, kann seine Karten gleich mitnehmen“, schildert Albers. Zwischen 30 und 60 Euro muss man in ein Schul-Schätzchen von Anno Dazumal investieren – in einigen Fällen auch mehr. Der Erlös fließt in eine Foto-Galerie, die die Flure am Gymnasium verschönern soll.

Für Franziska Rother und Timo Windhuis aus der Q2 (Leistungskurs Geschichte in der Jahrgangsstufe zwölf) sind die Karten Relikte aus einer lange zurückliegenden Vergangenheit. Relikte, die allerdings nichts von ihrer Faszination verloren haben, wie Windhuis schildert: „Das ist wie eine kleine Zeitreise. Das Haptische macht die Karten zu etwas Besonderem.“ Und Rother spricht von historischen Quellen, die verraten „was früher im Unterricht vermittelt wurde“.

Flora und Fauna für den Biologie-Unterricht, der südamerikanische Subkontinent für das Fach Erdkunde, die Römer in Deutschland für die Geschichtsstunde oder eine Rheinberg-Karte im Maßstab 1:4000 mit den „Deutschen Solvay-Werken“ und dem „Reichel-Werk“ darauf, um das heimatkundliche Wissen zu fördern – Schulkarten, oftmals nach kunstvoll und von Hand gezeichneten Vorlagen auf einrollbares Leinen gedruckt, kamen einst in vielen Bereichen zum Einsatz. Sogar eine Reliefkarte gibt es im Bestand des Gymnasiums. Doch von allen Karten will sich das Amplonius-Gymnasium nicht trennen. „Für den Erdkunde-Unterricht bewahren wir zum Beispiel fünf oder sechs Karten auf“, erzählt Albers, die wie Tasci gespannt ist, ob die Karten weggehen oder sich zu Ladenhütern entwickeln. Sollten sich zwei Bewerber für ein- und dasselbe Exemplar bewerben, muss das Los entscheiden.

Tasci ist froh, dass die ausrangierten Schulmaterialien nicht auf dem Müll landen, sondern künftig vielleicht in Betrieben, Praxen oder Arbeitszimmern interessierte Betrachter finden. „Uns geht es dabei nicht um die Nostalgie“, macht die Pädagogin deutlich. „Sondern auch um eine Wertschätzung für das Handwerk.“

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