Jüchen Tambourcorps kämpft um Zukunft

Jüchen · Das Tambourcorps Jüchen kann auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken – und steht jetzt vor der größten Bewährungsprobe: dem Kampf um die Zukunft. Die vergangenen Jahre hat es wegen Mitgliedermangels nicht gespielt.

Das Tambourcorps Jüchen kann auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken — und steht jetzt vor der größten Bewährungsprobe: dem Kampf um die Zukunft. Die vergangenen Jahre hat es wegen Mitgliedermangels nicht gespielt.

Zum 100-jährigen Bestehen des Tambourcorps Jüchen hat Fred Engels als Tambourmajor den Stab an seinen Nachfolger abgegeben. An einen jüngeren: Michael Hurtz ist ab heute neuer Vorsitzender und Major — und trägt eine große Verantwortung. Denn das Corps hat die vergangenen vier Jahre keinen Ton mehr gespielt, weil Mitglieder fehlten. Das soll jetzt anders werden: Der Verein stellt sich pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum neu auf. "Groß gefeiert wird das nicht", sagt Fred Engels, der 47 Jahre dem Corps seines Heimatortes Jüchen treu blieb. Es fehle das Geld für eine große Feier — und überhaupt müsse sich der Verein erst wieder aufraffen, neue Konzerte geben.

Gegründet wurde das Tambourcorps vor 100 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Jüchen, von der es sich 1965 trennte und zu einem selbstständigen Verein wurde, der seitdem auf Heimatfesten in Jüchen und Umgebung vertreten war. "Bis 2009", erinnert sich Engels. "Da fehlten uns plötzlich die Flötisten." Der Verein zählte zwar genug Mitglieder. Doch er war musikalisch unterbesetzt und stellte von da an den Spielbetrieb gänzlich ein.

Erst im Mai dieses Jahres stand das Corps wieder auf der Bühne: "Beim Schützenfest in Jüchen — unter dem Motto: ,Wir sind wieder da'", erzählt Engels, der aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgab. Kontinuierlich habe der Vorstand an einer Neubesetzung gearbeitet. Jetzt zählt das Corps 33 aktive Mitglieder und etliche passive Angehörige, die den Verein auch in Zukunft wieder finanzieren sollen. "Weil wir in den vergangenen vier Jahren keine Einnahmen hatten, können wir uns es nicht leisten, zum Jubiläum ein großes Fest zu veranstalten, wie wir es etwa zum 75-jährigen Bestehen gemacht haben", schildert der 63-Jährige, der mit Begeisterung Marschtrommel spielt.

Den Fokus will das Corps in den nächsten Jahren klar auf die Mitgliedergewinnung legen. "Das Durchschnittsalter im Vorstand haben wir von 42 auf 30 Jahre senken können — und wollen es jüngeren Mitgliedern überlassen, Musiker für den Verein zu gewinnen", sagt Engels, der optimistisch in die Zukunft blickt: "Jetzt ist harter Einsatz gefragt, um Jugendliche ab zehn Jahren für die Musik zu begeistern — doch das Wichtigste ist geschafft: Wir treten wieder auf", sagt Engels, der im Corps auch weiterhin aktiv bleiben möchte. 25 Stücke habe das Corps bis 2009 jährlich auf mehr als 50 unterschiedlichen Veranstaltungen im gesamten Gemeindegebiet, im Rhein-Kreis und der Region gespielt — von Karneval bis St. Martin.

"Die Aufträge zum Spielen bleiben nicht aus", berichtet der Kreisverwaltungs-Beamte, der jetzt vor allem auf seinen langjährigen Vertreter und Nachfolger, Michael Hurtz, setzt. Gefragt seien neue Trommler, Paukenspieler und Flötisten, denen Uniformen und Instrumente gestellt werden. Geprobt wird immer donnerstags ab 19.30 Uhr in der Gaststätte "Wolfsschlucht" in Gierath oder im katholischen Jugendheim "A3" in Jüchen. Doch ganz ohne Feierlichkeit begeht das Corps seinen 100. Geburtstag nicht: Zumindest ein Jahresabschlusskonzert soll es geben — als Symbol für einen Verein, der auch in Zukunft weiterspielen will.

(cka)
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