Fußball PSV Neuss verliert komplettes Team

Neuss · Nach Zwistigkeiten mit dem Vorstand hat die in der Kreisliga A spielende erste Mannschaft das Fußballspielen eingestellt. Richten soll es nun die Reserve.

 Ausgejubelt: Savas Yalcin hat wie die gesamte erste Mannschaft den Polizei SV Neuss verlassen.

Ausgejubelt: Savas Yalcin hat wie die gesamte erste Mannschaft den Polizei SV Neuss verlassen.

Foto: A. Woitschützke

Seit ihrer Gründung 1994 führte die erste Mannschaft des Polizei SV Neuss als "Osmanlispor" ein eigenständiges Leben, war quasi ein Verein im Verein. Eine beim PSV lange durchaus übliche Praxis, gab es doch noch zwei weitere türkische Mannschaften und ein griechisches Team. "Osmanlispor" brachte es sogar bis in die Bezirksliga.

Ausgerechnet jetzt, da sich die in der laufenden Saison aus sieben Marokkanern, sechs Türken und einem Portugiesen formierte Truppe zum Ziel gesetzt hatte, näher an den Verein zu rücken, ist es zum totalen Bruch gekommen. "Die gesamte Mannschaft hat beschlossen, mit sofortiger Wirkung kein weiteres Spiel mehr für den PSV Neuss zu betreiten", teilte Savas Yalcin, der sich gemeinsam mit Jamal El Khattouti und Aykut Yesil um die Trainingsarbeit kümmerte, mit.

Auslöser der Trennung war letztlich der Beschluss des Vorstands, zum 1. Juli in Alexander Darius einen neuen Trainer zu installieren. Der Inhaber der C-Lizenz ist aktuell für die in der Kreisliga C kickende Zweitvertretung zuständig. Yalcin: "Wir fühlen uns total hintergangen." Was ihn und seine Kollegen auf die Palme bringe, sei die fehlende Kompromissbereitschaft des Vorstands: "Wir haben versucht, Alternativen aufzuzeigen — im Gespräch waren Trainer wie Ralf Flocken, Hannes Zahn und Ralf Karbowiak. Aber die Sache war schon durch." Die von Abteilungsleiter Guido Schleicher in einer E-Mail getätigte Aussage, der Verein "möchte keine rein türkische Mannschaft", sorgte zusätzlich für Verdruss. "Das war ein bisschen unter der Gürtellinie und ganz bestimmt nicht so gemeint", versichert Schleicher zwar, bestärkt Yalcin — in Verbindung mit anderen Begebenheiten — aber in seinem Verdacht, "dass man uns hier nicht mehr haben will".

Davon könne jedoch keine Rede sein, stellt PSV-Vorsitzender Detlef Sievers klar. "Wir schmeißen niemanden raus — aber wer gehen will, soll gehen. Dass die Spieler noch nicht mal die Sitzung am 22. Februar abwarten, in der Alexander Darius sein Konzept für die neue Saison vorstellen will, enttäuscht mich sehr. Damit hätte ich nicht gerechnet." Für ihn ist der neue Trainer nur Teil der vor drei Jahren eingeschlagenen Strategie, die darauf abzielt, den PSV Neuss professioneller aufzustellen. "Im Jugendbereich haben wir damit unter der Führung von Markus Bartsch schon gute Erfolge erzielt. Fast jeder Jugendtrainer ist ein ausgebildeter Trainer." Ein Anforderungsprofil, das im Übrigen für alle Trainer und Übungsleiter im Klub gelten soll. Die Saison in der Kreisliga A will der PSV nun mit der zweiten Mannschaft zu Ende bringen. Dort stehen die "Polizisten" auf einen Abstiegsplatz. Schleicher: "Ziel ist natürlich, die Klasse zu halten. Aber wenn uns das nicht gelingen sollte, bricht für uns auch keine Welt zusammen. Dann gibt es eben einen Neustart in der Kreisliga B."

Für Savas Yalcin & Co. beginnt nun eine lange Auszeit, denn die Wechselfrist endete am 31. Januar. E

(NGZ/ac)
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