Jüchen Fasten nicht nur für die Bikini-Figur

Jüchen · Am Mittwoch beginnt für die katholischen Christen die Fastenzeit, in Kirchen wird das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Pfarrer Ulrich Clancett erklärt, was Fasten bedeutet. Für die Fastenzeit wird jetzt ein Kalender mit Angeboten verteilt.

An den Karnevalstagen hat Regionaldekan Ulrich Clancett unter anderem mit einer alten Messdiener-Gruppe, der "Medi-KV", in Nettetal gefeiert — dort hat er früher gelebt. Ist am Aschermittwoch alles vorbei? "Von wegen, dann geht's erst richtig los", so der Jüchener Pfarrer und Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen. "Heute wird in den Gottesdiensten vorgelesen: ,Heute ist er da, der Tag der Erlösung'." Erlösung in der Fastenzeit, das wirft Fragen auf: "Erlösung ist nicht der große Knall, Erlösung ist jeden Tag in vielen kleinen Dingen da", erläutert Clancett. "An jedem Tag passiert so viel Positives, dass man es gar nicht fassen kann. "Da ist das Kind, das dem Mitschüler bei den Hausaufgaben hilft. Oder der Mann, der im Seniorenheim eine Frau besucht, die sich darauf freut. Die Fastenzeit gibt uns Gelegenheit, die vielen kleinen Erlösungen um uns herum zu entdecken."

Nach den Wochen des Feierns , beginnt eine 40-tägige Zeit der Besinnung: Heute wird in den katholischen Kirchen — in St. Jakobus in Jüchen um 19 Uhr — das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet — als Zeichen dafür, dass der Mensch vergänglich ist und zum Staub zurückkehrt. Die Asche wird aus den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gemahlen.

Doch was bedeutet Fasten heute? "Fasten wird oft auf die Frage reduziert: ,Wie kommt man zur guten Bikini-Figur?' Fasten heißt aber mehr — auf etwas verzichten, dass einen im Alltag begleitet und das in dieser Form nicht gut ist", so Clancett, der selbst die nächsten sechs Wochen auf Alkohol verzichtet. "Fasten in der modernen Zeit kann auch bedeuten, den Kommunikationswahn einzuschränken, vielleicht seine E-Mails nur einmal am Tag zu checken", so Clancett. "Ganze Unterhaltungen werden über Facebook und Chat geführt. Wie wäre es denn, wenn man mal beim Gesprächspartner vorbeifährt und die persönliche Begegnung ermöglicht? Oder wenn ich mich mal statt Onlinespielen mal zu Mensch-ärgere-dich-nicht treffe — für manchen ist das eine neue Erfahrung", sagt der Pfarrer . "Wir müssen die Kommunikationstechniken nutzen, aber wir müssen verantwortlich damit umgehen. Es gibt Menschen, die sogar eine Beziehung per Facebook beenden."

Zum bereits dritten Mal erscheint jetzt in Jüchen ein Fastenzeitkalender. Das Faltblatt wird laut Pfarrer Ulrich Clancett zusammen mit den Pfarrnachrichten verteilt und enthält besondere Angebote zu der Fastenzeit, beispielsweise Kreuzweg-Andachten oder auch ruhige und besinnliche Musik-Angebote in den kommenden Wochen vor dem Osterfest.

(NGZ/ac)
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