Handball Neusser HV schreibt weiter am Handballmärchen

Düsseldorf · Vier Punkte aus den ersten drei Spielen in der Dritten Liga – Aufsteiger Neusser HV ist von sich selbst überrascht.

 Und wieder geht die Lücke auf: Thomas Bahn nutzt die zwischen den Düsseldorfern Neukirchen und Wagner (v. l.) zu einem seiner acht Treffer.

Und wieder geht die Lücke auf: Thomas Bahn nutzt die zwischen den Düsseldorfern Neukirchen und Wagner (v. l.) zu einem seiner acht Treffer.

Foto: NHV/M. Jäger

Vier Punkte aus den ersten drei Spielen in der Dritten Liga — Aufsteiger Neusser HV ist von sich selbst überrascht.

Die Analysen waren schonungslos: "Wir waren in allen Belangen unterlegen — spielerisch, kämpferisch und auch taktisch", meinte Carl Moritz Wagner, am Wurfkreis noch einer der Besten im Aufgebot des ART Düsseldorf, nach der 31:35-Heimschlappe des Handball-Drittligisten gegen den Neusser HV (die NGZ berichtete).

Und auch Trainer Jens Sieberger bekannte nach der Schmach gegen den wenig geliebten Neuling: "Das war unsere bisher schwächste Saisonleistung." Nun spielt man bekanntlich immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Und die Gäste ließen vor 500 Zuschauern in der Sporthalle an der Graf-Recke-Straße, die auch schon bessere Handball-Zeiten erlebt hat, nicht mehr zu als das biedere Stückwerk, das die vor zwei Wochen mit dem 31:23 über die HSG Varel so furios in die Saison gestarteten Landeshauptstädter sechzig Minuten lang aufs Parkett brachten. Dabei waren die Neusser ihrerseits weit von jener Klasse entfernt, mit der sie sechs Tage zuvor den Wilhelmshavener HV in die Knie gezwungen hatten. "In dem Spiel hatten wir nichts zu verlieren. Heute merkte man den Jungs den Druck wieder an, den sie offenbar verspüren, wenn sie die Chance haben, zu punkten", kramte René Witte in der Psychologie-Kiste des Handballtrainers.

In der Tat: Zumindest phasenweise war da wieder dieses fahrige, hektische Auftreten im Vortrag nach vorne, dieses wenig beherzte Zupacken in der Defensive, was beides wohl damit zusammen hängt, dass etliche Spieler des Neulings noch Nervenflattern haben. Oder, wie der beim 31:30 über den Titelanwärter noch überragende Nico Nothen im Tor, nicht genug Spannung aufbauen. "Die meisten haben noch nie Freitagabends nach der Arbeit um Punkte gespielt — auch das ist eine Erfahrung, an die wir uns erst gewöhnen müssen", sagt Witte. Dass seine Schützlinge dennoch dem Neusser Handballmärchen ein weiteres Kapitel hinzufügten, lag zum einen daran, dass sie im ART auf einen Gegner trafen, der sich noch stärker ins Fehlerfestival einbrachte als die Gäste. Und daran, dass Witte dank der "Neuen" im Kader weitaus mehr Variationsmöglichkeiten besitzt als in der Aufstiegssaison.

Zu denen zählt auch Jens Todtenhöfer. Der lange verletzte und deshalb meist nur als "Joker" eingesetzte Mittelmann spielt stark wie lange nicht mehr, als Regisseur und am Freitag auch als Vollstrecker. Und weil Thomas Bahn sich immer besser in der neuen Umgebung zurecht findet, konnte der NHV sogar verkraften, dass der erkältete Christopher Klasmann nur sporadisch und der über Rückenbeschwerden klagende Andreas Mailänder nur in der Deckung eingesetzt werden konnten. "Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt ein Spiel ohne ihn im Angriff gewonnen haben", sagt Witte. Der weiß, dass der Blick auf die Tabelle, die den NHV und den kommenden Derbygegner TSV Bayer Dormagen (Samstag 18.30 Uhr, Hammfeldhalle) als Nachbarn ausweist, nur eine Momentaufnahme ist: "Von mir aus können sie die Saison jetzt abbrechen..."

(NGZ)
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