TSV: Im ersten Saisonviertel ungeschlagen "Mit der gesamten Entwicklung sehr zufrieden"

Von Volker Koch

Von Volker Koch

Montag Morgen, knapp 18 Stunden nach dem höchsten Saisonsieg, dem 29:9 bei der SG MTVD Köln, stand für die Regionalliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen bereits wieder Training auf dem Plan: Auslaufen und Regeneration hatte Kai Wandschneider seinen Schützlingen auch mit Blick auf das Spitzenspiel am Samstag (19.30 Uhr, Dreifachhalle) gegen Verfolger Eintracht Hagen verordnet. Das erste Saisonviertel nach dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga haben die Dormagener ungeschlagen überstanden - die NGZ sprach darüber mit dem TSV-Trainer. Zieht eine zufriedene Zwischenbilanz: TSV-Trainer Kai Wandschneider.

Herr Wandschneider, hatten Sie vor Saisonbeginn damit gerechnet, nach sieben Spielen als alleiniger und ungeschlagener Spitzenreiter dazustehen?

Wandschneider: Gehofft vielleicht, gerechnet nicht unbedingt. Diese ganze Sache mit den Hochrechnungen und Quervergleichen bringt nicht viel. Wir müssen uns von Spiel zu Spiel konzentrieren, und das sehe ich auch als meine Aufgabe an, die Konzentrationsfähigkeit der Mannschaft zu fördern.

Trotzdem die Frage: Sind Sie denn mit dem bisher Erreichten zufrieden?

Wandschneider: Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft. Immerhin mussten wir acht neue Spieler integrieren und daraus eine Mannschaft formen, und immerhin hat uns dafür die gesamte erste Vorbereitungsphase gefehlt. Dafür läuft es erstaunlich gut.

Worauf führen Sie das zurück?

Wandschneider: Die Truppe passt menschlich sehr gut zusammen. Die Neuen sind von den ehemaligen Bundesliga-Spielern mit offenen Armen empfangen worden, haben eine große Unterstützung erfahren. Aber dass es gleich so gut zusammenpasst, hätte ich nicht gedacht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass sich ein Spieler wie Rainer Hantusch so entwickeln würde. Ich habe ihn ja schon in Wahn trainiert und weiß, welche Veranlagung er hat, aber das ist eine echte Überraschung für mich.

Machen das die guten Nebenleute oder das verstärkte Training?

Wandschneider: Von beidem etwas. Außerdem stimmt seine Einstellung: Er hat sich in dieser Woche extra Urlaub genommen, um sich richtig auf die Spitzenspiel vorzubereiten.

So viel zu den Stärken. Wo sehen Sie denn noch Schwächen beziehungsweise Steigerungsmöglichkeiten?

Wandschneider: Steigerungsmöglichkeiten besitzen wir sicherlich, wenn die Sperre von Ivan Ivisic abgelaufen ist. Er kann unseren Angriff torgefährlicher machen, aber das wird seine Zeit dauern. Ich denke, um einigermaßen integriert zu sein, wird er bis zum Ende der Hinrunde brauchen. Im Abschlussverhalten sehe ich auch die größten Steigerungsmöglichkeiten, da fehlt oft die nötige Konzentration beim Torwurf. Trotzdem stehen wir vom Torverhältnis her sehr gut da, im Moment haben wir einen Schnitt von 28:18,4, der natürlich durch die neun Gegentore in Köln ein wenig geschönt wird. Aber auch ein Schnitt von 28:20 kann sich sicher sehen lassen.

Blicken wir mal auf's Spitzenspiel: Sie waren ja am Freitagabend Augenzeuge des knappen Hagener Sieges über den TV Korschenbroich. Wie war Ihr Eindruck?

Wandschneider: Ich glaube, die Hagener durchleben im Augenblick eine kleine Krise. Spielerisch läuft es nicht so gut, und sie sind vielleicht auch ein bisschen nervös geworden, weil sie plötzlich in der Verfolgerrolle sind. Wie zu hören war, soll es ja vor dem TVK-Spiel sogar eine Krisensitzung gegeben haben. Aber das alles heißt für das Spiel am Samstag überhaupt nichts.

Sie sehen also Hagen nach wie vor in der Rolle des Titelfavoriten?

Wandschneider: An der Einschätzung, dass Hagen, Angermund und wir die vorderen Plätze untereinander ausmachen werden, hat sich durch den bisherigen Saisonverlauf nichts geändert. Jetzt ist auch noch Wermelskirchen als so etwas wie ein Geheimfavorit hinzugekommen. Das kommende Wochenende mit den Begegnungen Dormagen gegen Hagen und Wermelskirchen gegen Angermund wird da sehr aufschlussreich sein. Um noch einmal auf Hagen zurückzukommen: Wenn die einmal ins Rollen kommen, sind sie kaum zu stoppen, das haben sie ja im Pokal gegen Zweitliga-Spitzenreiter TuS Spenge bewiesen. Immerhin stellt Hagen die torgefährlichste Mannschaft der Liga. Deshalb müssen wir versuchen, sie gar nicht erst ins Rollen kommen zu lassen.

Mit Hagen, Angermund und dem Auftaktsieg über Wermelskirchen haben Sie die Top-Mannschaften in der Hinrunde allesamt zu Hause. Sehen Sie das als Vor- oder als Nachteil an?

Wandschneider: Ich empfinde das eher als Vorteil - falls wir diese Spiele alle gewinnen. Dann haben wir uns nämlich schon ein wenig abgesetzt, dann müssen die anderen hinter uns herrennen und stets auf einen Ausrutscher von Dormagen warten. Außerdem glaube ich, dass wir in der Rückrunde stärker sind, weil wir dann besser eingespielt sind. Aber das ist alles Zukunftsmusik - erst einmal müssen wir natürlich die Spiele gewinnen und dürfen uns keinen anderen Ausrutscher erlauben.

Zur derzeitigen Hochstimmung tragen sicher auch die Fans bei, die erstaunlich zahlreich zu Ihren Spielen kommen.

Wandschneider: Was da abgeht, ist ebenso erstaunlich wie fantastisch. Das Spiel in Köln war ein echtes Heimspiel für uns, mehr als die Hälfte der Zuschauer kam aus Dormagen und hat für eine Wahnsinnsstimmung gesorgt - und das am späten Sonntagnachmittag beim Tabellenvorletzten. Im Moment sind nicht nur wir Spitzenreiter, sondern auch unsere Fans.

Hatten Sie mit einer solchen Entwicklung gerechnet?

Wandschneider: Nicht einmal davon geträumt. Für mich ist das eine Überraschung, aber eine, die der Mannschaft richtig gut tut. Man kann das tatsächlich an den Gesichtern der Spieler ablesen, wie ihnen die Stimmung, die von der Tribüne kommt, gut tut. Ich hoffe, dass das am Samstagabend gegen Eintracht Hagen, aber auch darüber hinaus anhalten wird, dann haben wir eine sehr gute Chance, gemeinsam unser gestecktes Ziel zu erreichen.

(NGZ)
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