Lokalsport Bei den Neuss Tigers geht gar nichts

Neuss · Nach trüber Leistung unterliegt der Basketball-Zweitligist Grünberg mit 58:66.

 Kein Durchkommen: Grünbergs US-Profi Sarah Olsen mit der Doppelnull wehrt den Wurfversuch von Miriam Boulkheir ab.

Kein Durchkommen: Grünbergs US-Profi Sarah Olsen mit der Doppelnull wehrt den Wurfversuch von Miriam Boulkheir ab.

Foto: Andreas Woitschützke

Nach der Schusssirene in der Elmar-Frings-Halle machte Ritz Ingram mit seinem Smartphone erst mal ein Foto von der Anzeigetafel. Die wies die von ihm trainierten Zweitliga-Mädels der Bender Baskets Grünberg nämlich als 66:58-Sieger (Halbzeit 34:29) über den Play-off-Kandidaten TG Neuss Tigers aus. Eine dicke Überraschung, hatten die Gäste doch noch in der Vorwoche mit 46:49 beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig verloren.

Nun ist in der Quirinusstadt niemand so vermessen, die Tigers für unschlagbar zu halten, aber was die vollkommen unerwartete Schlappe für den ehemaligen Spitzenreiter so ärgerlich machte, ist ihr Zustandekommen. Grünberg, solides Material aus dem tabellarischen Mittelfeld, musste in Neuss nämlich keineswegs über sich hinauswachsen. Der nur zu siebt, aber immerhin mit vier Importspielerinnen angetretenen Mannschaft genügte eine bestenfalls ordentliche Leistung, um den Tigers die erste Heimniederlage in dieser Saison zuzufügen. TG-Trainerin Janina Pils reichte ein Satz, um den Auftritt ihrer Schützlinge auf den Punkt zu bringen: "Wir waren einfach nur schlecht!" Und das stimmte. So trübe hatten die Neusserinnen vor heimischem Publikum das letzte Mal in der Saison 2014/15 gespielt, als es gegen den Barmer TV eine 65:71-Pleite setzte. "In dieser Saison waren wir nur in Berlin noch schlechter", fügte die Trainerin an. Im Grunde, fand sie, sei sie sogar ganz froh, "dass wir heute nicht noch irgendwie gewonnen haben, denn das hatten wir nicht verdient. So eine Leistung muss bestraft werden." Dabei unterlagen die Gastgeberinnen als Team - was in diesem Fall allerdings kein Qualitätsmerkmal ist. Normalform erreichte kein Tiger - weder in der Offensive noch in der Defensive. Und darum taugt das Video vom Spiel selbst zu Lehrzwecken nicht. "Was soll das bringen?" fragte Pils zu Recht. "Es war alles schlecht."

Dass Deanna Weaver, die neue Arbeitskraft aus Übersee, neben der verletzten Topscorerin Kita Waller in Zivil nur auf der Bank saß, führte im Neusser Lager niemand als Ausrede ins Feld, dazu war die Vorstellung auch zu mies. Trotzdem blieben die Tigers bis ins letzte Viertel hinein im Spiel. Selbst als sie 2:14 Minuten vor Schluss erstmals mit zwölf Punkten ins Hintertreffen gerieten (45:57), wäre die Wende noch möglich gewesen: Während Grünberg in den letzten zwei Minuten der mauen Partie an der Freiwurflinie schwächelte (18/9), trafen die Tigers endlich aus der Distanz. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die beim Dreier-Versuch gefoulte Franzi Worthmann 19,4 Sekunden vor dem Ende auf 60:63 verkürzt hätte. Der Ball klatschte jedoch an den Ring und von den drei fälligen Freiwürfen nutzte die Scharfschützin nur zwei zum 58:63. Auf der anderen Seite verwandelte Isabell Meinhart, mit elf Punkten neben Sarah Olsen (16) und Vasiliki Karambatsa (14) Hauptschützin der Gäste, ausnahmsweise mal beide Freiwürfe zum 65:58. Als daraufhin Worthmann per Schrittfehler das Angriffsrecht abgab, war die Pleite perfekt.

Glück im Unglück für die Tigers: Weil Janina Pils die anstehende Trainingswoche bis zum Heimspiel gegen den Osnabrücker TB vor allem zur Integration von Deanna Weaver ("Ich bin nicht nervös. Ich bin bereit, zu spielen.") verwenden muss, könnten die Strafarbeiten nicht ganz so drastisch ausfallen. "Aber wir werden trotzdem noch genügend Übungsformen ohne Ball finden", verspricht die Trainerin.

(NGZ)
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