Alexander Umanski ist der erste und einzige Neusser im jüdischen Gemeinderat "Integration hat mit Mentalität zu tun und endet nicht schon mit dem Job"

Alexander Umanski weiß es aus eigener Erfahrung: "Integration hat mit Mentalität zu tun, mit Gewohnheit, und sie endet nicht schon mit Job, Pass und Sprache." Der aus St. Petersburg stammende Diplom-Ingenieur ist gerade als erster und einziger Neusser in den Rat der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf gewählt worden, zu der die 500 Juden an Rhein und Erft (noch) gehören. Der aus Russland stammende Ingenieur Alexander Umanski ist auf der Furth längst heimisch geworden. Er wurde soeben als erster und einziger Neusser in den Rat der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf gewählt. NGZ-Foto: A. Woitschützke

Alexander Umanski weiß es aus eigener Erfahrung: "Integration hat mit Mentalität zu tun, mit Gewohnheit, und sie endet nicht schon mit Job, Pass und Sprache." Der aus St. Petersburg stammende Diplom-Ingenieur ist gerade als erster und einziger Neusser in den Rat der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf gewählt worden, zu der die 500 Juden an Rhein und Erft (noch) gehören. Der aus Russland stammende Ingenieur Alexander Umanski ist auf der Furth längst heimisch geworden. Er wurde soeben als erster und einziger Neusser in den Rat der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf gewählt. NGZ-Foto: A. Woitschützke

Unter 29 Kandidaten belegte er mit seinem Stimmenergebnis Platz sieben. Der Wahl-Further vertritt nun mit der Pianistin Marina Kheifetz und Elena Wohlreich, einer Düsseldorferin, die in einem Neusser Architekturbüro arbeitet, die Belange der jüdischen Neuzuwanderer. Das 15-köpfige Gemeindeparlament repräsentiert 7.500 Juden, von denen ein Großteil aus der ehemaligen Sowjetunion stammt - wie Alexander Umanski.

Er erblickte 1949 im damaligen Leningrad das Licht der Welt, absolvierte die Mittelschule und studierte Elektromaschinenbau an der Polytechnischen Hochschule seiner Heimat, in der er auch die Fußballschuhe schnürte. Die sportliche Vergangenheit hat er mit seiner Ehefrau Luba gemeinsam, die es zur Stadtmeisterin im Turnen brachte. Heute arbeitet die ausgebildete Filmassistentin in der Caféteria der Janusz-Korczak-Gesamtschule - "Neuss ist halt nicht Hollywood", schmunzelt der neue Gemeinderat.

Sohn Oleg studiert in Düsseldorf Informatik und Mathematik, tritt also in die akademischen Fußstapfen seines Vaters. Alexander Umanski verdient sein Geld in der Konstruktions- und Projektarbeit einer Maschinenbaufirma in Mönchengladbach und bezeichnet sich als "sehr glücklich" dort. Die Umanskis sind 1992 nach Deutschland gekommen, besitzen seit zwei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. "Wir haben es nicht bereut, nach Neuss gekommen zu sein. Unser Werdegang hat sich sehr positiv entwickelt", freut sich der gebürtige Russe, der in einer Düsseldorfer Sprachschule Deutsch beim Dichter Kajo Scholz lernte.

Kontakt zur jüdischen Gemeinde hat Alexander Umanski schnell aufgenommen. "In der Sowjetunion gab es praktisch keine Möglichkeit, die jüdische Lehre zu vermitteln und zu verstehen", sagt der Mitbegründer des "Clubs für Ingenieure und Wissenschaftler", der sich in der Gemeinde etabliert hat und Berufsorientierungsseminare und andere Angebote auf die Beine stellt. Alexander Umanski ist jetzt Mitglied im Bauausschuss des Gemeinderats und Vorsitzender des Ausschusses "Gemeindezentrum Neuss".

Schwerpunkt beider Gremien: die Errichtung von Synagoge und Begegnungsstätte im alten Landestheater an der Drususallee. Umanski verfügt in "seinem" Ausschuss über ebenso engagierte wie renommierte Mitstreiter. Sein Stellvertreter ist Judaistik-Professor Stefan Rohrbacher, Autor des Buches "Juden in Neuss".

Außerdem dabei sind Michael Bekker, Monika-Ruth Kafka, Aron Peiser, Anne Drosner und der Vorsitzende des Komitees zur Neugründung der Gemeinde in Neuss, Alexander Bederov. "Gerade er hat unglaublich viel für uns geleistet", weiß der Ausschussvorsitzende. Umanski und seine Mitstreiter kümmern sich aber nicht nur ums Bauprojekt. Die soziale und berufliche Eingliederung der Neuzuwanderer spielt außerdem eine große Rolle. Thilo Zimmermann

(NGZ)
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