Fußball BFC? Dreiste Mogelpackung

Fußball · Draußen demonstrierten rund 80 WSV-Fans wütend gegen den "Bergischen FC", drinnen saßen 140 gespannte Gäste. Gekommen waren alle umsonst: Der Donnerstagabend in der Industrie- und Handelskammer in Wuppertal war eine der größten Mogelpackungen, die der bergische Sport seit langem erlebt hat.

Geködert hatte die IHK die Besucher unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. "Brauchen wir den bergischen Fußballclub?" fragte sie provokant auf ihrer Homepage – und stieß damit in ein Wespennest, welches IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge im November 2010 schon einmal ohne Not geöffnet hatte. Doch die anvisierte Diskussion um den möglichen Großverein, bestehend aus Wuppertaler SV, FC Remscheid und Union Solingen, fand so gut wie nicht statt und war offenkundig nichts weiter als ein PR-Gag.

Stattdessen entpuppte sich der Abend als pure Selbstbeweihräucherungs- und Sponsoren-Requirierungs-Veranstaltung für den WSV. Dazu steuerte auch Christian Heidel als Gastredner seinen Teil bei. Der Manager des Bundesligisten FSV Mainz 05 schilderte eloquent die Erfolgsgeschichte der Rheinhessen und beschied dem Wuppertaler Sportverein artig, auch er habe das Potenzial zu sportlichen Feldaufschwüngen. Wo aber genau die Parallelen zwischen bergischen Klubs und dem selbst ernannten "Karnevalsverein" liegen, blieb naturgemäß offen.

Die Stichworte Remscheid und Solingen fielen bei all dem Klinkenputzen – wenn überhaupt – nur am Rande. Erst als Moderator Ulli Potofski in der abschließenden Talkrunde die Frage stellte, was den nun mit dem "BFC" sei, wurde WSV-Finanzvorstand Lothar Stücker – wenn auch ganz leise – etwas konkreter. Man sei nicht gekommen, "um hier und heute den BFC zu gründen", sagte er. Wichtig sei es, den WSV zu präsentieren und den "emotionalen Schulterschluss in der Region" zu suchen. Damit sprang die Katze endgültig aus dem Sack.

Dafür stellt sich nun die Frage, warum sich die IHK so ungeniert vor den Karren des WSV spannen ließ. "Wir dürfen Vorschläge machen und Unternehmer zusammenbringen", rechtfertigte sich Michael Wenge. Richtig. Aber darf man dem einen Klub ein Forum bieten und andere damit verprellen? Nein! Soweit bekannt, ist die Industrie- und Handelskammer für die Unternehmer im ganzen Bezirk Wuppertal, Remscheid und Solingen zuständig. Sie sollte sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und die Finger von Dingen lassen, von denen sie offenkundig keinen Schimmer hat.

(RP)
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