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Schule in Remscheid Ein Bücherbus gehört zur Grundversorgung

Meinung | Remscheid · Es gibt aber neben der materiellen Armut auch eine geistige. Die fängt im Kopf an, wenn Kinder nicht mehr lesen können. Es braucht mehr Hilfen.

 Christian Peiseler.

Christian Peiseler.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Welche Eigenschaften werden einem Wolf zugeschrieben? Richtig: Er ist stark, böse und – zumindest in vielen Fabeln – auch nicht wirklich der Hellste. In dem heiteren Bilderbuch „Der Lesewolf“ stimmt das alles nur bedingt: Der Wolf reagiert zunächst unwillig, als er durch einen Vater, der seinem Kind auf der Bank im Wald etwas vorliest, aus dem Schlaf gerissen wird.

Aber dann erliegt er dem Zauber der Geschichte, kann durch einen Zufall das Buch ergattern und steht jetzt vor einem gravierenden Problem: Er kann nicht lesen. Die Lesetests am Leibniz-Gymnasium nimmt man mit einem weinenden und einem freudigen Auge zur Kenntnis. Immer mehr Grundschüler können am Ende der vierten Klasse nicht richtig lesen. Das ist zum Weinen. Es geht ihnen wie dem Wolf aus dem Bilderbuch. Sie verstehen nicht, was die Worte bedeuten. Wenn sich das nicht ändert, sind die Kinder verloren in dieser Welt. Sie werden in einem dumpfen Leben versinken dank einer fremdverschuldeten Unmündigkeit. Die gute Nachricht: Es gibt Methoden, Kindern den Zugang zu einem freudigen und entspannten Lesen zu ermöglichen. Das ist primäre Aufgabe der Schulen und des Elternhauses. Aber beide scheinen damit einigermaßen überfordert zu sein. Die Kommune sollte ihre Hilfe intensivieren. Da kommen die Bibliotheken ins Spiel. Es ist anerkennenswert, mit wie viel privatem Engagement in Lennep und Lüttringhausen gearbeitet wird. Es stimmt hoffnungsfroh, wenn die Kinder- und Jugendbibliothek an der Scharffstraße mit neuen Formaten und bewährten Angeboten den Zugang zur Welt der Bücher öffnet. Aber erreichen diese Institutionen die Kinder, die keine Bücher kennen? Wenn die Kinder nicht mehr in die Bücherei kommen, dann muss die Bücherei zu den Kindern kommen. Das ist eine alte Idee. Und vor Jahren gab es den Bücherbus, der regelmäßig die Stadtteile anfuhr. Es war der Stadt kein Geld wert, in diese Grundversorgung weiter zu investieren. Es ist an der Zeit, diesen Fehler zu korrigieren.

Heute findet im Neuen Lindenhof die Armutskonferenz statt. Es geht um das Auseinanderdriften von arm und reich. Es gibt aber neben der materiellen Armut auch eine geistige. Die fängt im Kopf an, wenn Kinder nicht mehr lesen können. Ein Armutszeugnis für die Gesellschaft.

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