Gericht Raubüberfall auf Seniorin – Quartett angeklagt

Remscheid · Ehrfurcht vor dem Alter sieht anders aus. Das hat sich eine 28-jährige Italienerin aus Remscheid wohl öfter in der Untersuchungshaft anhören müssen, in der sie seit sechs Monaten ohne ihr schmerzlich vermisstes Neugeborenes einsitzt.

Zusammen mit drei Bekannten ist sie vor dem Landgericht Wuppertal angeklagt, im März eine 91-jährige Remscheiderin mit Tabletten im Kaffee betäubt zu haben. Zwei der Freunde durchsuchten dann die Wohnung der alten Dame und raubten Schmuck und Geld.

Die Angeklagte, bis zu ihrem Mutterschaftsurlaub als Verkäuferin beschäftigt, hatte über drei Jahren mit der, wie sie beschrieb, „lieben, alten Dame“ einen herzlichen Kontakt aufgebaut. Ein großzügiges Trinkgeld war ihr immer sicher und dann sogar ein Urlaubszuschuss. Ihr Freund und Vater der Tochter allerdings sah die Bekanntschaft nicht so emotional: Ihm gefielen vor allem der erlesene Schmuck und das augenscheinlich dicke Portemonnaie der Dame. Arbeitslos und dazu noch häufig unter Strom mit Alkohol und Drogen, schien ihm der Zugriff auf die verlockenden Wertsachen das Startkapital für ein luxuriöses Leben zu liefern, das er mit Kokainhandel ausfüllen wollte.

In diesem Fall musste das Quartett sich auch nicht besonders anstrengen. Die alte Dame, voller Vertrauen in die Angeklagte, lud diese zum Kaffeetrinken in ihre Wohnung ein. Ein vierter Mann besorgte ein Betäubungsmittel, beim Discounter wurde in einen tiefgefrorenen Kuchen investiert und dann lief alles wie geplant.

Der Schlaftrunk wirkte rasch und bevor der Kuchen überhaupt aufgetaut war, waren die drei mit der Beute wieder beim Mann im Auto und suchten einen Hehler, um Ringe, Ketten und Uhren zu Geld zu machen. Soweit die Schilderung der Angeklagten, der Ablauf schien nach Meinung aller Beteiligten unbestritten. Die Polizei hatte schon am gleichen Abend ihre Wohnung durchsucht, hatte doch die alte Dame gleich nach ihrem Erwachen Alarm geschlagen.

Als die angeklagte 28-Jährige verhaftet und verhört wurde, gab sie bei der Polizei eine ausführliche Aussage zu Protokoll, in der der Freund und Kindsvater stark geschont wurde. Vor Gericht jetzt ganz anders und in mehreren Versionen. Delikaterweise hatte der ihr nach der Tat nämlich den Laufpass gegeben. Weitere Einlassungen und Zeugen werden erwartet, auch das Opfer soll über eine Videokonferenz befragt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort