Wirtschaft in Remscheid Unternehmen schreibt Erfolgsgeschichte

Remscheid · Die TKM Gruppe produziert und vertreibt als globaler Marktführer Maschinenmesser und Sägen. An der Spitze hat sie mit Thomas Meyer einen Macher, der sich mit deutlichen Worten in die Politik einmischt.

 Thomas Meyer wagte 1993 den Sprung vom angestellten Geschäftsführer in die Selbständigkeit.

Thomas Meyer wagte 1993 den Sprung vom angestellten Geschäftsführer in die Selbständigkeit.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Thomas Meyer (62) stellt nicht nur Messer her. Der langjährige Chef der TKM Gruppe produziert auch messerscharfe Formulierungen. Zum Beispiel, wenn er klarstellt, dass unternehmerische Erfolge in großen Unternehmen „niemals nur die Leistung eines einzelnen Menschen sind“. Das treffe auch auf sein Unternehmen zu, das sich unter seiner Führung von einer defizitären Firma zum lukrativen Hersteller von Maschinenmessern und Sägen gewandelt habe.

Das ist jedoch nicht nur mein Verdienst gewesen“, betont Meyer, der seit 25 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter die Marschrichtung vorgibt. Ein Marsch, der das unabhängige Familienunternehmen mit Hauptsitz in Remscheid zielstrebig an die Spitze des Weltmarkts geführt hat. Kein leichter Weg sei das gewesen, gibt Meyer zu, der nicht nur Maschinenbau studiert hat, sondern auch Wirtschaft. Nach dem Studium arbeitete der gebürtige Hannoveraner und heutige Wahl-Solinger zunächst als technischer Offizier im Bundesministerium für Verteidigung.

Anschließend war er viele Jahre im Ausland unterwegs und leitender Angestellter bei großen Maschinenfabriken, die inzwischen teilweise mehrfach den Besitzer gewechselt haben. Eine solche Zukunft sieht Meyer, der 1993 den Sprung vom angestellten Geschäftsführer in die Selbständigkeit wagte, für die TKM Gruppe nicht. Obwohl es nicht nur für große Produktionsunternehmen, sondern auch für Private-Equity-Gesellschaften durchaus verlockend sein könnte, die Messermacher aus Bergisch Born zu schlucken. Denn der aktuelle Jahresumsatz steuert auf 135 Millionen Euro zu. Und die Gewinne sind trotz der Schwierigkeiten einiger Kunden in der Druckindustrie weiter zufriedenstellend. Auch der Verschuldungsgrad liegt nachhaltig unter einem Prozent. Trotzdem denkt Meyer, der ehrenamtlich unter anderem den 16 Industrie- und Handelskammern von NRW vorsteht, nicht an einen Verkauf der Firma.

Im Gegenteil: „Es bleibt dabei, dass meine Familie innerhalb der nächsten fünf Jahre alle Anteile übernehmen wird.“ Zu genau wisse er, was passieren würde, wenn man stattdessen die bisherigen Mehrheitsanteile an eine ausländische Heuschrecke veräußern würde: „Für gewöhnlich muss zunächst der Finanzvorstand gehen. Als nächstes tauschen die neuen Eigentümer sukzessive den Rest der Mannschaft aus.“ Ein Vorgehen, das bei TKM „Menschen treffen würde, die ich nicht nur als Mitarbeiter betrachte, sondern auch als Freunde“. Und es würde „Menschen treffen, die mit ihrem Know-how und Fleiß die Basis für diese Erfolgsgeschichte gelegt haben“. Das ist nichts, was er verantworten wolle, „und darum ändert sich auch nichts an meiner Planung der kommenden Jahre“.

In denen stehe das Unternehmen nicht vor der Frage, wie man Arbeitskräfte loswerden könne, „sondern wir müssen uns fragen, wo wir gute Fachkräfte herbekommen“. Ein Problem, mit dem nicht nur die Messermacher kämpfen: „Das zieht sich seit etlichen Jahren als roter Faden durch den hiesigen Arbeitsmarkt.“ Womit der Unternehmenslenker ein Thema anspricht, das offenkundig seine Geduld strapaziert: „Ich hatte schon vor langer Zeit die Gelegenheit, einen ausgewiesenen Experten für Demographie kennenzulernen.“ Dieser Politologie-Professor namens Claus Kernig habe bereits vor Jahrzehnten auf die soziodemographischen Veränderungen und ihre Risiken für den Arbeitsmarkt hingewiesen. „Und jetzt kommen noch speziell in NRW die Folgen einer verfehlten Bildungspolitik hinzu.“ Diese habe darauf abgezielt, „möglichst allen jungen Menschen Abitur zu ermöglichen, ohne zu schauen, ob damit tatsächlich die Qualifikation für ein Universitätsstudium einhergeht“. Das Resultat seien „zahlreiche Studienabbrecher, die dem Arbeitsmarkt an anderer Stelle fehlen“.

Zugleich habe man die Vorteile der dualen Ausbildung aus dem Blick verloren und nichts für das Image von Lehrberufen getan. Außerdem hinke Deutschland bei der Digitalisierung hinterher: „Es gelingt ja nicht einmal, Firmen in Gewerbegebieten eine optimale Internetverbindung zu bieten – geschweige denn, jungen Menschen in den Schulen grundlegende Programmierkenntnisse zu vermitteln.“ Diese Kenntnisse seien aber gefragt, „ebenso wie ein grundlegendes Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge, das an den Schulen ebenfalls nicht vermittelt wird“.

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