Radsport in Remscheid Die Adler sind nicht aufzuhalten

Remscheid · Traditionsreich und erfolgreich – damit kann sich der RV Adler Lüttringhausen bestens identifizieren. Der wichtigste Radsportverein in der Region organisierte von 1954 bis 2015 beispielsweise das Rennen „Rund in Lüttringhausen“.

 Stefan Schumann (v.l.), Raoul Henke, Dirk Lepperhoff, Mike Milling, Jan Küpper vor dem Restaurant Neuenhof, in dem der Verein gegründet wurde.

Stefan Schumann (v.l.), Raoul Henke, Dirk Lepperhoff, Mike Milling, Jan Küpper vor dem Restaurant Neuenhof, in dem der Verein gegründet wurde.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Manchmal ist die Geschichte eines Vereins auch die Lebensgeschichte eines Menschen. Im Falle von Horst Lepperhoff, auf Lebzeiten Ehrenmitglied des RV Adler Lüttringhausen, lässt sich das so sagen: Es war Anfang der 50er-Jahre, als sich der heute 85-jährige Remscheider mit einem halben Dutzend ambitionierter Radfahrer an einen Tisch setzte, um den inzwischen größten Radsportverein im Bergischen Land zu gründen.

„Wir wollten Rennen fahren, und das haben wir mit dem Verein auch geschafft“, sagt Lepperhoff und erinnert sich daran, „wie wir mit unseren Rädern beispielsweise 50 Kilometer von Lüttringhausen nach Dortmund fuhren, um dort ein Rennen mit einer Länge von 100 Kilometern zu fahren“. Wenn das vorbei war, „mussten wir mit dem Rad die 50 Kilometer wieder nach Hause fahren“. Ein gutes Training sei das gewesen und von Anfang an nichts für Menschen mit wenig Durchhaltevermögen: „Man musste schon fit sein und lange die Zähne zusammenbeißen können, um das durchzustehen.“

Lepperhoff konnte die Zähne zusammenbeißen und vor allem schnell in die Pedale treten. So schnell, dass der spätere jahrzehntelange Geschäftsführer und Vorsitzende der Adler sogar in den Kader für die Olympischen Spiele 1956 in Melbourne aufgenommen wurde.

Heute bringt das letzte lebende Gründungsmitglied es weiterhin auf mehrere tausend Streckenkilometer im Jahr. Nur den Verein kann er nicht mehr wie früher vorantreiben, sondern schaut zu, „wie sich die Dinge mit der Zeit entwickeln“. Hierbei sieht er Trends, die ihn „manchmal traurig stimmen, wie zum Beispiel das Ende der großen Straßenradrennen“. So habe es von 1954 bis 2015 im Mai das von ihm ab 1961 auch selbst organisierte Traditionsrennen „Rund in Lüttringhausen“ gegeben: „Da gingen früher einige hundert Teilnehmer an den Start.“

Rennen dieser Art seien „kaum noch zu organisieren, weil die Auflagen der Kommunen angesichts des intensiven Straßenverkehrs immer weiter gestiegen sind“. Umso mehr freue es ihn, „dass sich bei den Mountainbikern so viel getan hat“. Für diese Zielgruppe gebe es mittlerweile zahlreiche Cups und Marathons, was auch beim RV Adler die Gewichte verschoben habe: „Heute haben wir mehr Mountainbiker als Rennradfahrer in den Reihen.“ Den ambitionierten Geländefahrern habe man etwas bieten müssen, und das habe der langjährige ehemalige Vorsitzende Stefan Schumann gut erkannt: „Er sorgte dafür, dass Adler bei wichtigen Mountainbike-Rennen starke Präsenz zeigten.“

Ein Trend, den sein Nachfolger Raoul Henke unbedingt fortsetzen will. Dies indes fast schon notgedrungen: „Im Rennradbereich haben wir aktuell nur einen Lizenz-Rennfahrer. Wir setzen daher unseren Fokus und unsere Ressourcen auf MTB-Rennen, wo unsere eigenen Rennfahrer am Start stehen.“

Und das mit zahlreichen Meriten: „Die Adler waren auch schon in diesem Jahr sehr erfolgreich und haben mehrfach auf dem Siegertreppchen gestanden.“ Und weil das eben „echter Leistungssport“ sei, gehöre dieser Bereich auch ordentlich gefördert – weshalb es nach Angaben des Adler-Pressesprechers und Vorzeige-MTB-Rennfahrers Jan Küpper für bereits leistungsstarke Fahrer ein anderthalbstündiges Training gebe.

Weil jüngere Talente nicht unbedingt auf Anhieb mithalten können, ist seit diesem Monat ein neues Training hinzugekommen: „Das ist für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren gedacht“, erklärt Mike Milling, der langjährige Jugendwart des Vereins. „Mit Technik-Training und in Kooperation mit dem Reinshagener Turnbund wollen wir diese neue Zielgruppe auf Rennen vorbereiten, ohne sie gleich zu überfordern.“

Denn das sei eine große Gefahr bei der heutigen Jugend: „Der Nachwuchs ist durch die längeren Schultage stark ausgelastet“, erklärt dazu Dirk Lepperhoff, der mittlerweile anstelle seines Vaters als Geschäftsführer agiert.

 Seit fast 67 Jahren gibt es den RV Adler, jahrzehntelang wurde in Lüttringhausen ein großes Straßenrennen gefahren.

Seit fast 67 Jahren gibt es den RV Adler, jahrzehntelang wurde in Lüttringhausen ein großes Straßenrennen gefahren.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Foto: RP/Podtschaske , Alicia
 Horst Lepperhoff kämpft 1955 um den großen Gedore-Preis.

Horst Lepperhoff kämpft 1955 um den großen Gedore-Preis.

Foto: Lepperhoff

Karrieren wie die seines Vaters hält er dennoch weiter für möglich: „Man sieht es an den zahlreichen Erfolgen deutscher Fahrer bei den Profis.“ Wodurch sich auch der RV Adler im 67. Jahr nach seiner Gründung animiert fühle, weiter dahin zu streben, wo schon sein Vater und die anderen Gründerväter immer sein wollten: „Auf der Zielgeraden ganz weit vorne.“

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