Gericht in Wuppertal Vermeintliches Opfer mit widersprüchlichen Aussagen

Remscheid · Nein, die milde Strafe war es nicht alleine, die einen 22-jährigen Remscheider in die Berufung getrieben hatte.

 In der kommenden Woche geht’s vor Gericht weiter.

In der kommenden Woche geht’s vor Gericht weiter.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Eher der Makel, der ihm seit der Verurteilung zu einer Jugendstrafe von einem Jahr auf Bewährung im Jahr 2016 anhaftete: Demnach soll der Afghane Ende 2014 eine 17-jährige Landsfrau sexuell genötigt haben.

Dem Urteil des AG Remscheid und der Aussage der Betroffenen zufolge sei er in der Wohnung seiner Mutter über die sich Wehrende hergefallen. Was genau geschah, darüber gingen die Meinungen auseinander. Das vermeintliche Opfer war erst zwei Monate später zur Polizei gegangen und hatte einer psychiatrischen Gutachterin sich widersprechende Abläufe geschildert.

Bereits die Vorgeschichte war verwirrend. Waren die Beiden während ihrer Flucht im Iran nun durch ein Arrangement ihrer Familien verheiratet worden? Oder war es nur ein Verlöbnis mit der Verpflichtung zur Enthaltsamkeit, wie die Betroffene im Prozess behauptete? Der Beklagte jedenfalls lebte bereits in Remscheid, als die noch minderjährige Braut in Passau einreiste. Mitsamt ihrem Bruder brachte er sie nach Essen zu seiner Mutter. Die bekam das Sorgerecht. Und die Schwestern unter den neun Geschwistern kümmerten sich um beide.

Er selbst besuchte seine Familie alle drei Wochen, ohne dass Streitereien bekannt wurden. Dann jedoch verliebte sich der bereits verheiratete Bruder seiner Frau in eine der Schwestern des Angeklagten. Der Angeklagte lehnte die Verbindung ab. In der Folge zog die „Ehefrau“ des Angeklagten mit ihrem Bruder nach Hamburg, die Frau verklagte danach den Remscheider.

Ein erstes psychologisches Gutachten attestierte ihr Suizidgefahr durch posttraumatische Störungen, im Prozess wollte sie nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ihres Ex-Mannes aussagen. Diese Aussagen aber führten zum Eklat mit der Psychologin, die ihre Klientin nicht mehr wiedererkannte. „Ich streiche die Segel“, sagte sie und wies auf schwerwiegende Widersprüche in den Schilderungen des vermeintlichen Opfers hin. Möglich, dass der Angeklagte in der kommenden Woche vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen wird.

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