Remscheid Laufen ist das beste Medikament

Remscheid · Ricarda Marcus, Leiterin des Lauftreffs des Reinshagener Turnerbundes, kennt sich mit dem ABC des Laufens bestens aus. Der häufigste Fehler beim Joggen: zu schnell unterwegs zu sein.

Ob Sonne oder Regen, Kälte oder Hitze - jeden Montag und Mittwoch startet eine Gruppe Läufer um 18.30 Uhr an der Sporthalle West. Mindestens eine Stunde lang geht es quer durch die Wälder am Rande der Stadt. Lauftrainerin Ricarda Marcus (61) leitet den für jedermann offenen Lauftreff des Reinhagener Turnerbundes (RTB). Er ist der Älteste seiner Art in Remscheid. Am 15. März 1987 ging der erste Lauftreff an den Start. Nach und nach zogen andere Vereine nach.

 Lauftrainerin Ricarda Marcus.

Lauftrainerin Ricarda Marcus.

Foto: Christian Peiseler

14 Paar Laufschuhe stehen bei Ricarda Marcus zu Hause. "Andere Frauen sammeln Handtaschen, ich eben Laufschuhe", sagt Marcus. Sie besitzt Laufschuhe für jedes Wetter und jeden Belag. In diesen warmen Tagen trägt sie am liebsten Barfuß-Schuhe. Ihr belgischer Schäferhund nötigte sie vor 16 Jahren quasi, mit dem Laufen zu beginnen. 2002 kaufte die Mitarbeiterin in einer kardiologischen Praxis sich einen Malinois. Das Tier brauchte Auslauf. So kam sie zum Joggen. Und fand Gefallen. "Laufen ist meine Leidenschaft", sagt sie. 2004 startete sie über die Marathonstrecke in Hamburg. Einen Ultramarathon hat sie auch in den Beinen. Aber beim wöchentlichen Lauftreff geht es nicht um schnelle Zeiten. "Wer zu uns kommt, sollte Spaß am Laufen haben und etwa 30 Minuten schaffen", sagt Marcus. Jogger sind sich einig: Laufen ist das beste Medikament.

Ein großer Spaßverderber kann ein viel zu hohes Tempo sein. Marcus missfällt der Anblick von Läufern, die mit einem Puls von 180 durch die Gegend rennen. Das führe nur zu Erschöpfung und zerstöre auf Dauer die Lauffreude. Gute Läufer lassen es gemächlich angehen. Langsam lange Läufe - so lautet die Zauberformel für Wachstum an Ausdauer und Muskelkraft. So lernt der Körper, seine Energie durch Fettverbrennung zu beziehen und nicht von vorneherein den Kohlehydratspeicher zu leeren. Um fit zu bleiben und beim Treppensteigen nicht gleich außer Atem zu geraten, dafür reichen drei Einheiten um die 45 bis 60 Minuten in der Woche. Wer 10.000 Meter und mehr an Strecke schaffen will, muss anders trainieren. Der kann sich der Marathon-Truppe des RTB anschließen und sich auf den Röntgen-Lauf am 30. Oktober vorbereiten.

Marcus gehört nicht zu den Anhängerinnen von Lauf-Uhren. "Jeder sollte sein Wohlfühl-Tempo selber finden", sagt sie. Sie warnt auch vor Übertreibung. Regeneration für den Körper sei genauso wichtig wie das Training selbst. Nach zwei Tagen mit Trainingseinheiten braucht der Körper unbedingt Erholung. Die bisher ungeklärte Frage im Laufsport heißt: Dehnen oder nicht dehnen? Da zieht auch Ricarda Marcus die Schultern hoch. Auf keinen Fall über die Schmerzgrenze dehnen. Das stehe fest. Als Leiterin der Wirbelsäulen-Gymnasitk-Gruppe des RTB weiß sie aber, wie wichtig die Elastizität von Bändern, Sehnen und Muskeln ist. Vor allem im Alter.

Wie bei Siegfried Rinke. Er zählt zu den Läufern der ersten Stunde. Seit 31 Jahren gehört er dem Lauftreff an. Mit 83 Jahren joggt er noch mit durch Reinshagen.

(RP)
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