Corona-Krise in Remscheid Schule ohne Begegnungsverkehr

Remscheid · Am Donnerstag beginnt wieder der Unterricht für die Schüler der Abgangsklassen. Die Schulleiter haben durch ihre Gebäude ein System an Einbahnstraßen gelegt und Klassen verkleinert. So wollen sie die Vorschrift zum Abstandhalten erfüllen.

 Schulleiter Oliver Lang (l.) mit Hausmeister Andre Käseberg in einem Klassenraum des Berufskollegs Technik.

Schulleiter Oliver Lang (l.) mit Hausmeister Andre Käseberg in einem Klassenraum des Berufskollegs Technik.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Erster Schultag. Schulleiter Oliver Lang vom Berufskolleg Technik erwartet am Donnerstag zwischen 200 und 250 Schüler. Die Klassenlehrer empfangen sie am Eingang des Hauptgebäudes an der Neuenkamper Straße. Nicht alle auf einmal, sondern in drei Schichten. Um 7.30 Uhr, 8 Uhr und 8.30 Uhr.

Das Lehrerkollegium und der Hausmeister haben sich auf diesen Tag eins nach der fast fünfwöchigen Schließung vorbereitet und im Schulgebäude ein Einbahnstraßen-System eingerichtet. Es soll sicherstellen, dass es zu keinem Begegnungsverkehr kommt und das Abstandsgebot eingehalten werden kann. „Wir haben große Schulräume und können in einer Klasse 15 Schüler platzieren“, sagt Lang. 15 Schüler, die auf nummerierten Plätzen sitzen, um jederzeit nachvollziehen zu können, wer wo gesessen hat.

Die neuen Pausen haben mit den alten Pausen nichts mehr gemein. Klingelzeichen und raus auf den Schulhof, quatschen, in der Gruppe stehen, rumalbern. In Corona-Zeiten herrscht zwar keine Atmosphäre wie auf einem Kasernenhof. Für die Lehrer gibt es aber mehrere Schichten am Tag, in denen sie die Schüler beaufsichtigen, dass die Hygienegebote eingehalten werden. „Auf die Toilette darf immer nur einer gehen“, sagt Lang. An den PC-Arbeitsplätzen sind die Tastaturen mit Plastikfolie abgedeckt. Am Schluss des Unterrichts nimmt jeder seine Folie ab. Sie werden ausgewechselt.

Die Lehrer starten nicht gleich mit normalem Unterricht. Der Vormittag dient vorrangig dem Erfahrungsaustausch. „Jeder soll erzählen können, wie es ihm ergangen ist“, sagt Lang. Wenn Schüler berichten können von Coronakranken aus ihrem Umfeld, würde eine solche Erzählung die Sensibilität für die Gefahr steigern, in der alle leben, meint Lang. Nur nichts auf die leichte Schulter nehmen.

Das hofft auch Michael Pötters, kommissarischer Schulleiter der Sophie-Scholl-Gesamtschule. Die Schüler der zehnten Klassen und der Oberstufe stoßen am Donnerstag auf eine ganz ungewöhnliche Atmosphäre. Pötters hat die Klassenstärke gedrittelt. Neun Schüler bilden die Obergrenze. Alle Schüler und Eltern bekamen die Informationen über die neuen Hygieneregeln. Im Schreiben gab es die Bitte, alle mögen eine Maske tragen.

Über die Sauberkeit auf den Toiletten macht Pötters sich keine Sorge. „Bei uns sind und waren die sanitären Anlagen immer in einem guten Zustand“, sagt er. Zwischen 60 und 70 Prozent des Lehrerkollegiums stehen dem Schulleiter zur Verfügung. „Damit komme ich im Augenblick aus“, sagt er. Die Kollegen aus den Risikogruppen bleiben digital mit den Schülern in Kontakt.

Wie viele Abiturienten am Donnerstag ins Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium kommen, weiß Schulleiter Rainer Schulz nicht. Es ist ein freiwilliges Angebot, um zu überprüfen, ob der Lernstand für die anstehenden Klausuren nach den Osterferien auf einem guten Niveau ist. Schulz kann der Krise auch etwas Gutes abgewinnen. „Die Lehrer haben die Schüler vermisst, und die Schüler erfahren, wie wichtig der Treffpunkt Schule ist“, sagt Schulz.

Zugleich machten viele Pädagogen die Erfahrung, dass das Unterrichten mit einem iPad eine didaktische Bereicherung sein kann. Er berichtet von einer Kollegin, die eine fünfte Klasse zum ersten Mal per Video in Englisch unterrichtet habe. Die anfängliche Skepsis sei der Freude über gute Rückmeldungen gewichen. „Wir müssen nach Corona den Digitalpakt langfristig ausbauen“, betont Schulz.

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