Berühmter Sohn Lenneps Zweites Leben des Wilhelm Conrad Röntgen

Lennep · Eine Animation des Nobelpreisträgers soll Neugierde für die Welt der Röntgenstrahlen wecken.

 Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen.

Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen.

Foto: dpa

Seinen Kopf hätte Wilhelm Conrad Röntgen einziehen müssen, hätte er die obere Etage seines Geburtshauses am Gänsemarkt in Lennep betreten anlässlich der 125-Jahrfeier seiner Entdeckung der X-Strahlen. Röntgen war nicht nur ein großartiger Physiker, sondern auch ein großgewachsener Mann. 1,89 Meter, schlank, mit ausgezeichneter Sehstärke auch im hohen Alter und einer dunkelgefärbten Stimme. Als renommierter Professor zudem ein gut gekleideter Mann. Die 125-Jahrfeier im März fiel aus. Eine Begegnung mit der historischen Figur im Jubiläumsjahr ist doch noch möglich. Auf virtuelle Art.

Der Remscheider Ingenieur Christian Klostermann und Werner Koch, Geschäftsführer der Solinger Firma Excit3d GmbH, haben zusammen mit Uwe Busch, Dirketor des Röngen-Museums, dem großen Röntgen ein zweites Leben als animierte Figur geschenkt. Sie haben kleine Filme gedreht, in denen Röntgen lebensecht selber erklärt, wie es zu seiner Entdeckung gekommen ist. Und eine App ist in der Erprobungsstufe, mit deren Hilfe die Besucher des Museums eine Führung per Handy vom Namensgeber selber erhalten. „Wir versuchen immer wieder, mit neuen Medien das Interesse an unserem Museum zu stärken“, sagt Busch.

Die imposante Büste des Nobelpreisträgers, die zur Präsenz-Ausstellung im Geburtshaus gehört, diente als Vorbild für den Kopf der Animations-Figur. Mit einer 3 D-Koordinatentechnik hat man jede kleinste Krümmung im Raum registriert und kam auf zwölf Millionen Messpunkte. Die Vermessung des Kopfes brauchte eine Erweiterung durch einen Körper, durch Mimik, Beweglichkeit und durch Sprache. Da kam ein 3 D-Artist der Solinger Firma ins Spiel. Für Schloss Burg hat sie bereits ein animiertes Video entwickelt.

Uwe Busch recherchierte die historische Kleidung. Aber welche Worte soll man dem Mann in den Mund legen? Quellen gibt es keine. Keinen O-Ton, keine Filme. Nur ein Interview mit einem amerikanischen Journalisten aus dem Jahr 1896. Dort erklärt Röntgen, wie er die X-Strahlen in seinem Labor plötzlich abgebildet sah. Das diente als Grundlage für die Erläuterungen. „Wir hören Röntgen sozusagen im Originalton, mit seinen Worten.“ Seine Stimme verleiht ihm der Sprecher David Annel.

„Wir haben dieses Projekt gemacht, weil wir der Meinung sind, dass Röntgen nicht die Wertschätzung entgegengebracht wird, die er verdient,“ sagt Klostermann. Sein Unternehmen fußt auf dem bildgebenden Verfahren von Röntgen. Er prüft etwa Felgen, ob sie Materialfehler aufweisen, die die Sicherheit beim Autofahren gefährden würden. Röntgen sei so aktuell wie vor 125 Jahren. Seine Entdeckung sei an kein Verfallsdatum geknüpft. Busch weist darauf hin, dass die Struktur des Coronavirus ohne Röntgentechnik nicht zu entschlüsseln sei.

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