Projekte Wogera möchte weiter wachsen

Jeder kann Mitglied bei der Ratinger Wohnungsgenossenschaft werden. Die Einlage beträgt 700 Euro.

 Die Häuser Bleichstraße 1-10 in Ratingen Süd wurden im Jahr 1908 gebaut.

Die Häuser Bleichstraße 1-10 in Ratingen Süd wurden im Jahr 1908 gebaut.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Das Neubauprojekt in Tiefenbroich inklusive Kindertagesstätte hat die Ratinger Wohnungsgenossenschaft wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Das kommt nicht von ungefähr, denn „wir möchten ein bisschen wachsen“, sagt Vorstand Volkmar Schnutenhaus. Zudem wird die Genossenschaft den neuen Standort für die Ratinger Tafel am Stadionring errichten. Und möglichst noch in diesem Sommer soll mit dem Bau von 38 Wohnungen an der Hans-Böckler-Straße, Ecke Gartenstraße begonnen werden. Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, welche Bedeutung die Wogera für Ratingen hat, wie man dort Mitglied wird, wie groß der Wohnungsbestand ist und wie hoch die Mieten sind.

Wie groß ist der Wohnungsbestand? Bundesweit gibt es rund 2000 Wohnungsgenossenschaften mit zwei Millionen Mitgliedern. In Ratingen vermietet die Wogera 2044 Wohnungen, verteilt über einen weiten Teil des Stadtgebiets. Weiße Flecken gibt es noch in Homberg, Breitscheid und in Eggerscheidt. Die Wohnungsgrößen reichen vom kleinen Appartement bis hin zu Vier-Zimmer-Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmetern.

Wie viele Mitglieder hat die Wogera? Derzeit sind es 4880, also mehr als Wohnungen zur Verfügung stehen. Und es werden mehr. „Allein in den vergangenen fünf Jahren hatten wir per saldo 500 neue Mitglieder“, sagt Schnutenhaus.

Wie wird man Mitglied? „Einfach anfragen“, sagt Schnutenhaus. Voraussetzungen gibt es keine. Allerdings muss jedes neue Mitglied die Pflichtmitgliedschaft von sieben Anteilen a 100 Euro – also 700 Euro insgesamt – einzahlen. Darauf gibt es pro Jahr eine Dividende von vier Prozent. Sollte jemand später seine Mitgliedschaft kündigen, bekommt er das Geld zurück. Allerdings: „Wir haben eine lange Kündigungszeit von zwei Jahren“, sagt Schnutenhaus.

Wie und wann bekommt ein Mitglied eine Wohnung? Jedes Mitglied erhält eine Mitgliedsnummer. Anhand derer ist zu ersehen, wie lange er schon bei der Wogera ist. Hier gilt: Je länger jemand Mitglied ist, umso eher hat er eine Chance, eine Wohnung zu bekommen. Alle Interessenten auf eine Mitgliedschaft werden deshalb darauf hingewiesen, dass es auch schon mal ein paar Jahre dauern kann, bis eine Wohnung wird. Denn die Fluktuation der Mieter ist gering, sie liegt laut Schnutenhaus bei gerade mal fünf Prozent. Der Hauptgrund für einen Auszug ist das Alter und der damit verbundene Umzug in ein Seniorenheim.

Welche Vorteile genießen Genossenschaftsmitglieder? Sie zahlen vergleichsweise moderate Mieten. Die Durchschnittsmiete liegt bei 5,77 Euro pro Quadratmeter. Bei 60 Prozent des Wohnungsbestandes liegt die Miete bei unter 6 Euro, bei 35 Prozent zwischen 6 und 7 Euro und lediglich fünf Prozent der Mieter zahlen mehr als 7 Euro. Das sind in der Regel die Neubauwohnungen mit Tiefgarage, Aufzug und großem Balkon. Weitere Vorteile der Genossenschaftsmitglieder: Die Wogera lässt ihren Gewinn immer wieder in den Bestand fließen. So wurden alle älteren Wohnungen, die ältesten stammen aus dem Jahr 1908, mindestens einmal durchsaniert. Balkone wurden angebaut, viele Wohnungen sind inzwischen barrierefrei. In den Badezimmern wurden Badewannen gegen Duschen getauscht oder begehbare Badewannen mit einer Tür installiert.

Wie funktioniert die Bestandspflege? Die Wogera beschäftigt für die 308 Wohnungen in Ratingen West einen eigenen Hausmeister, Darüber hinaus sind noch zwei Handwerker für den den Heizungs- und Sanitärbereich angestellt. Darüber hinaus arbeitet die Wogera überwiegend mit Handwerkern aus Ratingen zusammen, die im Schadensfall schnell vor Ort sein können. Bei Neubaubauprojekten setzt die Wogera zudem auf ein Ratinger Architektenbüro.

Was ist die Philosophie der Wohnungsgenossenschaft? „Wir wollen guten und sozialverantwortlichen Wohnraum in Ratingen anbieten“, sagt Schnutenhaus. In Zeiten von zum Teil rasant steigenden Mieten sei das genossenschaftliche Wohnen deshalb wieder stark nachgefragt. Von einem verstaubten Image könne bei der jungen Generation keine Rede sein. Und einige werden sozusagen in die Genossenschaft hineingeboren. „Eltern oder Großeltern schenken den Kindern zur Geburt eine Mitgliedschaft“, sagt Schnutenhaus.

Zieht der Nachwuchs dann mit etwa 20 Jahren von zuhause aus, ist die Chance nach dieser langen Mitgliedschaft eine Genossenschaftswohnung zu bekommen, groß.

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