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Ratingen Stadt plant neuen Bestattungswald

Ratingen · Die zentrale Lage und viel Natur in Ratingen sprechen für ein Projekt, das im Rat Anklang findet.

 Immer weniger Bürger wünschen sich ein klassisches Begräbnis auf dem Friedhof. Bestattungswälder liegen im Trend.

Immer weniger Bürger wünschen sich ein klassisches Begräbnis auf dem Friedhof. Bestattungswälder liegen im Trend.

Foto: dpa

Der Kurs ist klar. Grundsätzlich herrscht Einigkeit in Rat und Verwaltung: In Ratingen soll es künftig einen so genannten Bestattungswald geben. Die Nachfrage nach Baumbestattungen steigt seit Jahren stark an. In einem Begräbniswald suchen sich Trauernde einen Baum aus, neben dem die Asche des Verstorbenen bestattet wird. Dieser Baum wird so zum Ort der Erinnerung. Dem Trend will sich auch Ratingen nicht mehr entziehen. Die Stadt bietet lautet Verwaltung zwei wichtige Voraussetzungen: die zentrale Lage und viel Wald. Die Stadt wird nun Gespräche mit Eigentümern geeigneter Waldstücke und interessierten Betreibern führen, um herauszufinden, ob, wo und in welcher Form ein Bestattungswald eingerichtet werden kann.

Etwa 900 Ratinger Bürger sterben pro Jahr. Experten wissen, dass die kirchliche Bestattung nicht mehr so häufig stattfindet wie noch zu früheren Zeiten. Etwa 60 Prozent der Kunden würden nicht mehr bevorzugt auf einem normalen Friedhof bestattet werden wollen.

Immer wieder gehört zu den letzten Wünschen eine Seebestattung, und immer häufiger wünschen sich Menschen als letzte Ruhestätte ein Plätzchen in einem Wald.

Dafür gibt es inzwischen mannigfaltige Namen und 500 Orte, aber nahe Ratingen keinen leicht erreichbaren Platz. In diese Bresche will Dietmar Kapelle springen, der schon länger einen Wald mit altem Baumbestand für einen solchen Hain vorhält. Er hat 10,5 Hektar Wald nahe der Eggerscheidter Straße erworben, die früher zur Waldklinik in Hösel gehörten. Er will dort einen Begräbniswald einrichten.

Da kann man sich dann zum Beispiel einen Baum für etwa 1700 Euro kaufen, in dessen Schatten die Bestattung stattfindet – ohne Urne und Bepflanzung. Die genauen Preise stehen noch nicht ganz fest.

Zwei Plätze sind eingepreist, weitere müssten dazu gekauft werden. Die Asche kann aber auch einfach verstreut werden. Wer möchte, bekommt ein Messing-Namensschild, das an den Baum geschraubt wird. Stiefmütterchen und Co. gibt es nicht, Blütenblätter am Tag der Beisetzung sind eventuell möglich, anderer Grabschmuck keinesfalls.

Seriöse Schätzungen verschiedener Ämter rechnen mit bis 240 Beisetzungen pro Jahr für einen Ratinger Bestattungswald.

Grundsätzlich handele es sich um einen sehr starken Trend, der „langfristig nicht unterbunden werden kann“, so die Verwaltung. Sollte in näherer Umgebung ein Bestattungswald errichtet werden, so sei zu befürchten, dass die Friedhöfe der Stadt Einbußen im Gebührenbereich erleiden können.

Vielleicht kann Heinrich Heines Spruch auf seinem Grab in Paris eine Orientierungshilfe sein. Wie jeder andere, der auf diesem katholischen Friedhof seine letzte Ruhe fand, musste sich Heine schon zu Lebzeiten ein Grab beschaffen. Er war 48 Jahre alt und lebte seit 15 Jahren in Paris, als er in seinem Testament festlegte: „Sterbe ich in Paris, so möchte ich auf dem Kirchhofe des Montmartre begraben sein, denn unter der Bevölkerung des Faubourg Montmartre habe ich mein liebstes Leben gelebt.“

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