Hilden Letzte Ruhe ab Mai im Begräbniswald

Hilden · Die Stadt Hilden bietet zahlreiche Bestattungsformen an: im Sarg im Erdgrab, in der Urne, unter Bäumen oder auf einem Aschestreufeld. Ab Mai kommt ein Begräbniswald hinzu.

 Friedhofsmeisterin Bettina Rech im geplanten Begräbniswald auf dem Nordfriedhof. Dort kann voraussichtlich ab Mai 2019 beerdigt werden.

Friedhofsmeisterin Bettina Rech im geplanten Begräbniswald auf dem Nordfriedhof. Dort kann voraussichtlich ab Mai 2019 beerdigt werden.

Foto: Stadt Hilden

Im vergangenen Jahr wurden in Hilden nur 30 Prozent der Verstorbenen in einem Erdgrab bestatten. Bereits mehr als zwei Drittel wünschen sich eine Feuerbestattung. Die Urnengräber sollen pflegeleicht sein. Viele wollen Kinder oder Angehörige nicht mit der Grabpflege belasten. Rat und Verwaltung tragen diesem Wandel der Bestattungskultur Rechnung und bieten Urnengräber in zahlreichen Variationen an: vom Urnenwahlgrab über Urnenreihengräber, Baumgräber, Ascheverstreufeld, Kolumbarien, anonyme Urnengräber und Urnenerdkammern. Ab Mai kommt eine neue Bestattungsform dazu: ein Begräbniswald. Die Arbeiten auf dem Nordfriedhof haben bereits begonnen

Hintergrund: Ein privates Unternehmen wollte im Bereich von Haus Horst im Privatwald von Schlosshof Garath einen so genannten Friedwald eröffnen. Der Laubwald bleibt naturbelassen. Die Asche der Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne bestattet. Grabschmuck ist nicht zugelassen, nur eine Namenstafel am Baum. Kosten: von 765 Euro (Basisplatz) bis 6990 Euro für einen eigenen Baum mit zwei Plätzen.

Friedhöfe dürfen aber nur von Kommunen und Kirchen betrieben werden. Deshalb machte die Firma der Stadt ein lukratives Angebot und wollte sie am Gewinn beteiligen. Der Stadtrat lehnte jedoch mit Mehrheit ab. Bei einer Insolvenz des Unternehmens müsste die Stadt als Betreiber des Friedwaldes einspringen. Zum anderen würde sie ihren eigenen drei kommunalen Friedhöfen Konkurrenz machen.

Weil immer mehr Urnen statt Särge beigesetzt werden, bleiben immer mehr Flächen zwischen den Grabstellen frei. Zwischen 1800 und 2300 Quadratmeter Grabfläche pro Jahr werden auf den Hildener Friedhöfen nicht mehr benötigt, hat die Verwaltung ausgerechnet. Die Friedhöfe müssen aber unterhalten werden. Das geschieht über die Friedhofsgebühren. Diese müssten immer weiter steigen.

Deshalb hat sich die Stadt entschlossen, auf Vorschlag des Fachamtes selber einen Begräbniswald anzubieten und so die Nachfrage nach dieser neuen Bestattungsform in Hilden zu testen – auch wenn er mit einer Bestattung in einem naturbelassenen Wald nicht wirklich vergleichbar ist.

„Der Begräbniswald ist für all diejenigen gedacht, die eine naturnahe und kostengünstige Bestattungsform suchen“, erklärt Friedhofsmeisterin Bettina Rech vom Zentralen Bauhof (dort ist auch das Friedhofsamt angesiedelt). Auf 1200 Quadratmetern umzäunter Fläche wachsen einheimische Bäume. Die Urnen werden zu ihren Füßen beigesetzt. Der Waldboden ist naturbelassen. Holzschilder weisen auf die Ein- und Ausgänge hin. Ein Pfad aus Rindenmulch führt durch den kleinen Wald.

 An zentraler Stelle ist ein Ruheplatz mit einer Sitzbank sowie einem Schaukasten geplant. Kleine runde Holztafeln mit Namen und Sterbetag geben Auskunft über die Lage der Urne. Trauerschmuck, Gedenksteine und Kerzen sind nicht erlaubt. „Die würden den natürlichen Gesamteindruck stören“, erläutert Bettina Rech. „Für die meisten Menschen, die sich im Begräbniswald bestatten lassen, ist es ein Trost, mit dem Tod wieder Teil des Kreislaufes von Werden und Vergehen der Natur zu sein.“ Aus diesem Grund ist für die Urnen biologisch-abbaubares Material vorgeschrieben.

Die Pflege übernimmt die städtische Friedhofsverwaltung. Das kostet einmalig 648 Euro. Ein Waldgrab für 35 Jahre kostet 880 Euro, die Grabbereitung 150 Euro. Macht zusammen 1678 Euro. Zum Vergleich: Eine Wahlgrabstelle für den Sarg kostet für 30 Jahre und inklusive Grabbereitung 1862 Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für die Grabpflege.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort