Tipps gegen kriminelle Maschen Was man gegen Schockanrufe tun kann

Ratingen · Immer wieder gelingt es Betrügern, ältere Bürger am Telefon massiv unter Druck zu setzen – so auch einen Ratinger.

 In der vergangenen Woche schlugen Täter in Ratingen zu: Ein Bürger wurde Opfer von Schockanrufen.

In der vergangenen Woche schlugen Täter in Ratingen zu: Ein Bürger wurde Opfer von Schockanrufen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der aktuelle Fall ist noch in frischer Erinnerung: Ein über 90 Jahre alter Mann aus Ratingen ist am Mittwoch der vergangenen Woche um eine fünfstellige Geldsumme betrogen worden. Der Senior erhielt einen sogenannten Schockanruf und übergab die hohe Bargeldsumme an einen Abholer in Ratingen Ost.

Das war genau geschehen: Der ahnungslose Ratinger erhielt gegen 15 Uhr einen Anruf eines Mannes, der sich als Polizeibeamter ausgab und erzählte, dass sein Sohn einen schweren Verkehrsunfall verursacht haben soll.

Später bekam der Senior einen weiteren Anruf von einem vermeintlichen Anwalt, der eine hohe Summe Bargeld als Kaution forderte und vorgab, dass der Sohn nur gegen Zahlung freikommen würde. Mittels perfider Gesprächsführung brachten die Betrüger den Senior schließlich dazu, einzuwilligen. Der Senior fuhr daraufhin zu seinem Bankinstitut und hob eine hohe Summe Bargeld von seinem Konto ab.

Die Betrüger blieben währenddessen in der Leitung und vereinbarten mit dem Ratinger die Übergabe des Bargeldes. Gegen 16.30 Uhr erfolgte die Übergabe an der Bushaltestelle Ratingen Waldfriedhof in Fahrtrichtung Ratingen auf Höhe der Homberger Straße 84 in Ratingen Ost. Ein Mann näherte sich dem Senior und nannte ein zuvor vereinbartes Passwort. Nachdem der Ratinger das Geld übergeben hatte, ging die Person zu Fuß in Richtung Ratingen. Als dem Senior bewusst wurde, dass er Opfer eines Betrugs geworden war, erstattete er Anzeige bei der Polizei.

Schockanrufe haben zum Teil erhebliche Folgen für die arglosen Bürger, die in geradezu panische Angstzustände versetzt werden und obendrein sehr viel Geld verlieren. Es sind nicht selten Beträge in fünfstelliger Höhe, die sie ahnungslos hinblättern und dubiosen Kontaktpersonen übergeben.

Das Alter der Opfer beginnt laut Polizei bei rund 60 Jahren. In der Regel fischen sich die Täter, die normalerweise vom Ausland aus operieren, die Namen und Telefonnummern aus diversen Verzeichnissen heraus, so zum Beispiel auch aus Vereinspublikationen. Und sie orientieren sich an Vornamen, die eher einer älteren Generation zuzuordnen sind.

Die Täter gehen raffiniert vor und setzen ihre späteren Opfer unter einen enormen Druck. Der Enkel-Trick ist seit langem polizeibekannt und öffentlich. Doch Hochmut oder gar Spott gegenüber allen, die auf falsche Enkel, kriminelle Polizisten-Darsteller oder Schein-Handwerker reinfallen, sei fehl am Platz, so die Polizei, die schon einmal in der RP deutlich gewarnt hat: Die Methoden und Geschichten werden immer raffinierter.

So meldeten sich zum Beispiel in einem einzigen Monat zahlreiche Senioren bei Städten im Kreis Mettmann und bei der Polizei – eine Art Betrugswelle schwappte herein. Sie waren offenbar von städtischen Angestellten angerufen worden, von Pseudo-Energieberatern oder vermeintlichen Handwerkern. Die Unbekannten behaupteten, es müssten Sanierungsarbeiten in den Wohnungen durchgeführt werden – und horchten dann die Angerufenen über ihre Lebensumstände aus.

Falsche Polizisten erbeuteten bei weiteren Senioren hohe Geldsummen. Sie ängstigten die Bürger über Tage hinweg mit Hinweisen, ihr Name stehe auf einer Liste von Einbrechern. Am Ende übergaben die Opfer entnervt ihre Wertsachen, damit Fake-Beamte sie sicher verwahren sollten.

Falsche Polizeibeamte machten zum Beispiel einer 82-Jährigen aus Velbert so lange Druck, bis sie einer Pseudo-Bankmitarbeiterin einen Geldbetrag im fünfstelligen Bereich aushändigte. Manchmal verhindert ausgerechnet ihre gute Erziehung die ältere Generation daran, den Tricks der Betrüger etwas entgegen zu setzen. Ältere Senioren sagen, es sei doch unhöflich, in einem Telefonat einfach aufzulegen oder jemandem die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Genau das aber würde für Abstand und Raum zum Nachdenken sorgen, so die Polizei.

Die Präventionsspezialisten der Polizei wollen den Bürger einen Mittelweg aufzeigen. Man sollte ein gesundes Misstrauen entwickeln. Wer zudringlich wird, in die Wohnung eindringen will („Ich muss mal“ oder „Haben Sie ein Glas Wasser?“), habe oftmals etwas zu verbergen. Im Zweifel dürfe der Polizeinotruf 110 kontaktiert werden.

Und noch ein wichtiger Hinweis zur Masche mit den falschen Polizisten: Die echte Polizei wird Sie niemals über Ihre Vermögensverhältnisse ausfragen oder gar Bargeld oder sonstige Wertgegenstände in eine vermeintliche sichere Verwahrung nehmen. Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, legen Sie einfach auf, raten die Experten.

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