Kreis Mettmann Notfallseelsorge stellt sich neu auf

Ein Vertrag zwischen Kreis und den großen Kirchen regelt ökumenische Zusammenarbeit.

 Superintendent Frank Weber: „Ganz wichtig ist es, dass wir für alle Menschen da sind.“

Superintendent Frank Weber: „Ganz wichtig ist es, dass wir für alle Menschen da sind.“

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bereits seit 1997 gibt es die organisierte Notfallseelsorge im Kreis Mettmann, vor einem Jahr wurde sie neu aufgestellt: Die beiden großen Kirchen einigten sich gemeinsam mit dem Kreis auf eine vertragliche Regelung und die Begrifflichkeit „ökumenische Notfallseelsorge“. Und das hat ganz entscheidende Vorteile.

Es ist der denkbar schlimmste Augenblick im Leben eines jeden Menschen: plötzlich steht die Polizei vor der Tür und übermittelt die Todesnachricht eines nahen Angehörigen: ein Verkehrsunfall, ein Suizid, ein Verbrechen. In einem solchen Moment gibt es keine Hilfe, keine Schadensbegrenzung, keinen Trost, es gibt nur eine einzige kleine Stütze: nicht allein gelassen zu werden. Diese erste Hilfe an der Seele leisten Notfallseelsorger, im Kreis Mettmann sind es rund 50. 50 Menschen, die sich ehrenamtlich dazu entschieden haben, in solchen Situationen da zu sein, die Hand zu halten, in den Arm zu nehmen, mit zu schweigen. Sie alle haben eine fundierte Ausbildung durchlaufen, auch Hildegard Krause, seit acht Jahren im Notfalleinsatz. „Als ich das erste Mal gerufen wurde, war ich fürchterlich aufgeregt, ich wusste nicht was mich erwartet und ich hatte Angst etwas falsch zu machen. Auf dem Weg dorthin habe ich gezittert.“ Seit einiger Zeit gibt es einen Fahrdienst, der die Ehrenamtler zu ihrer Einsatzstelle bringt, das kann in einem Wohnhaus sein, aber durchaus auch schon mal an einem Unfallort auf der Autobahn. „ Das Fahrzeug bietet viel Platz und hat abgedunkelte Fenster, es dient häufig auch als erster Schutzraum für die Angehörigen“, erklärt der evangelische Pfarrer Jürgen Artmann. Ein solches Auto, hauptamtliche MItarbeiter in der Notfallseelsorge, die Ausbildung der Ehrenamtler, all das kostet viel Geld- insgesamt liegt das Jahresbudget bei 230.000 Euro. Durch den Zusammenschluss der evangelischen Kirchenkreise Düsseldorf-Mettmann, Niederberg, Leverkusen mit dem katholischen Kreisdekanat Mettmann und der Vereinbarung mit dem Kreis Mettmann werden die Kosten nun auf vielen Schultern verteilt- die Notfallseelsorge an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang ist sichergestellt. „Ganz wichtig ist, dass wir für alle Menschen da sind“, betont Frank Weber, Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann, „weder bedarf es einer religiösen Zugehörigkeit, noch soll jemand missioniert werden, wenn er unsere Hilfe bekommt. Jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben, hat ein Recht auf die Notfallseelsorge.“ Nicht nur für die betroffenen Angehörigen bedeutet dieses Hilfsangebot eine Unterstützung. „Für die Polizisten ist es eine Entlastung, sie haben ja gar keine Zeit, nach einer Todesnachricht noch bei den Hinterbliebenen zu bleiben“, weiß auch Pfarrer Jürgen Draht, der gemeinsam mit seinem Kollegen vom Erzbistum Köln, Guido Boes das gesamte Netz koordiniert. Die Seelsorge gehört für einen Theologen zu den Verpflichtungen seines Amtes, umso mehr weiß er die ehrenamtliche Seelsorge zu würdigen. „Die Ehrenamtler sind die stabilisierende Größe der Notfallseelsorge, ohne sie würde das alles nicht funktionieren.“

Mit dem Zusammenschluss zur Ökumenischen Notfallseelsorge vor gut einem Jahr gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle, von der aus die Einsätze in allen zehn Kreisstädten koordiniert werden. 2018 gab es 189 Fälle, eine ähnliche Zahl wird auch das laufende Jahr erreichen. „Es ist einfach schön, ein ganz kleines wenig Unterstützung in solch schlimmen Lebensmomenten leisten zu können“, sagt Notfallseelsorgerin Hildegard Krause über ihre Motivation, „ich habe im Laufe der Jahre auch Rituale für mich geschaffen, um nicht alles zu nah an mich heranzulassen. Ich nehme nach einem Einsatz gerne ein heißes Bad und höre Musik, das hilft mir sehr.“

Am Samstag, 28.September, werden die Notfallseelsorger auf dem Wochenmarkt in Mettmann, Jubiläumsplatz, von 9 bis 12 Uhr vertreten sein. Alle Bürger sind eingeladen, sich dort näher zu informieren.

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