An(ge)dacht Den tragen, der uns trägt...

Ratingen · Heute ziehen an vielen Orten wieder katholische Christen mit der sogenannten Fronleichnamsprozession durch die Straßen vieler Städte und Dörfer, so auch wir hier in Ratingen. Was ist das für eine seltsame Demonstration?

Außenstehende, die das Geschehen aus den Häusern oder vom Straßenrand beobachten, können wie selbstverständlich auf die Idee kommen, dass diese katholischen Christen ein goldenes Teil anbeten, welches sie einmal im Jahr durch die Straßen tragen. Tatsächlich haben wir hier an Peter und Paul eine sehr schöne und wertvolle goldene Monstranz aus dem Jahre 1394. Das Wort Monstranz, welches vom lateinischen Wort monstrare (zeigen) kommt, bringt auf den Punkt, worum es geht. In dieser Monstranz sieht man in der Mitte ein Stück Brot. Wir glauben, dass Jesus Christus im Brot in der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde anwesend ist. So wollen wir als Katholiken an diesem Tag einmal im Jahr zeigen, woran wir glauben. Gott ist dieser Welt nicht fern, vielmehr lebt er in unserer Mitte. Was als katholische Eigenart abgetan werden kann, kann doch vielleicht für viele Menschen, nicht nur für katholische Christen, ein wertvolles Zeichen sein. Wir glauben, dass die Welt mehr auszeichnet als das, was wir tagtäglich sehen und erleben. Was hält die Welt zusammen? Ist es nicht letztlich der Glaube an die Liebe? Christen, Juden und Moslems und auch viele andere mehr glauben, dass Gott die Liebe ist.

In den sozialen Netzwerken wurde seit dem letzten Samstag in besonderer Weise die Predigt von Bischof Michael Bruce Curry bei der Trauung von Prinz Harry und Herzogin Meghan thematisiert und gefeiert. So eindringlich, überzeugend und begeisternd hat er über die Liebe und ihre Kraft gesprochen. Unsere Welt ist im Letzten nicht schlecht und verdorben, sondern hat ihren Ursprung und ihr Ziel in einer Liebe, die schwerlich in Worte zu fassen ist. Gott, die Liebe, ist mit uns unterwegs auf den Straßen unseres Lebens, unseres Suchens, Hoffens und Bangens. Einmal im Jahr wollen wir als Katholiken den durch die Straßen tragen, von dem wir glauben, dass er uns und alle Menschen in seiner Liebe trägt. Sich nicht zurückziehen, sondern für die Liebe auf die Straße gehen, das ist unser Auftrag. Natürlich kann dies nur ein Zeichen sein, aber vielleicht doch ein wirkmächtiges Zeichen.

PASTOR DANIEL SCHILLING, KREISDECHANT

(RP)
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