Ratinger Markthändler Bei den Ludwigs ist alles leckerer Käse

Das Familienunternehmen kommt schon seit fünf Jahrzehnten auf den Ratinger Wochenmarkt.

 Die Familie, Ralf Ludwig, Benjamin Ludwig, Birgit Ludwig und Bettina Kessel arbeiten Hand in Hand.

Die Familie, Ralf Ludwig, Benjamin Ludwig, Birgit Ludwig und Bettina Kessel arbeiten Hand in Hand.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ulrich Wickert hat nicht nur die Tagesthemen erfunden, sondern auch Frankreich und seine Käsesorten und den Umgang damit. Könnte man meinen, braucht man nicht zu diskutieren. Wir aber haben Ralf Ludwig und seinen Familienclan, der den Dumeklemmern und ihren auswärtigen Gästen dreimal pro Woche auf dem Markt zumindest den Käse nahe bringt. Nachrichten wissen sie schon eigenständig auszuwählen.

Die Ludwigs sind auch eine der Familien, die schon seit fünf Jahrzehnten ihrem Geschäft verpflichtet und dem Marktstandort in Ratingen innig verbunden sind. Sie brauchen nicht mit schönen Worten am Image zu schnitzen, sondern lassen ihre Ware für sich sprechen. Garant für Überzeugung ist derzeit noch Vater Ralf Ludwig, der weiß, wo’s lang geht. Bis zur „Pensionierung“ seines Bruders Klaus waren die beiden einvernehmlich am Ruder.

Nun scharrt die nächste Generation mit den Hufen: Sohn René Ludwig hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen und bei einer Bank gearbeitet, Sohn Benjamin hat, wie der Vater sagt, „Sterne gekocht“, war Koch fürs Feine, hat  eine Lodge in Namibia geführt und ist ebenfalls ins elterliche Geschäft eingestiegen. Getestet wurden die beiden Knaben schon, wie das bei familiengeführten Betrieben so ist, als sie für die erforderliche Kinderarbeit eingesetzt wurden und mit zehn Jahren Eier verkauften. Der Vater wiederum war erst Schreinermeister, bevor er Käsemeister wurde.

Den alten Markthasen macht man auch in Ratingen nichts vor – sie wissen, wie die eingeborenen Kunden ticken, sie wissen, wie man neue Produkte erfolgreich ins Programm aufnimmt. Und ihnen ist klar, dass dann wieder Probieren gefragt ist. In Zeiten der Abkehr von der Kuhmilch und den diversen Leckereien, die daraus gefertigt werden, werden Käse aus der Milch von Schaf und Ziege ins Rennen geschickt.

Dabei geht es nicht darum, den Kunden nicht an Flüssigkeiten aus Mandel und Hafer zu verlieren, sondern ihn mit einem Produkt vertraut zu machen, das in der Tat auch in schwierigen Fällen hoch bekömmlich ist. Also wird probiert. Dabei kommt – wie bei den meisten Ständen auf dem Markt – die nonchalante Art des Gentlemans im Kittel besonders gut an.

Wenn Ralf Ludwig über Käse spricht, falsch: schwärmt, möchte man sofort jeglicher Wurst abschwören. Er könnte von Brot, Wein und Käse leben (ist glaubhaft), er kennt aber auch zu jedem Käse eine Geschichte. Nicht allein zu den hochfeinen Sorten, die aus Frankreich und der Schweiz angeliefert werden, sondern auch zu den in der Firma in Duisburg selbst produzierten.

Ein mit Recht hochgelobter Käse, sicherlich nicht der preiswerteste, ist Parmesan: Der letztlich 32 Kilogramm schwere Laib wird aus 350 Litern Milch gemacht. Er punktet mit viel Calcium und nur 32 Prozent Fett. Einmal auf die Feinheiten des Produktes angesprochen, plaudert Ludwig so kenntnisreich wie locker, dass sich Wikipedia gut hinter ihm verstecken muss. Er kann sich jetzt schon vorstellen, dass er nach der ganz aktiven Zeit auf dem Markt für private Käseverkostungen zu buchen ist.

Nicht nur dabei weiß er auch gesundheitliche Dinge zu erzählen, die damit zusammenhängen, ob man nun die Rinde abschneidet oder nicht, wie das mit den Salzkristallen ist und dass er es auf einer Alm doch nicht lange ausgehalten hat. Und eine Weisheit gibt er gern zum Staunen preis: Cheddar ist weltweit der am häufigsten verkaufte Käse.

Glauben lässt sich hingegen, dass Birgit Ludwig den familiären Laden zusammenhält, damit er so funktioniert, wie man’s am besten machen sollte. So sagt es der charmante Mann vom Markt, der genau weiß, was man tun muss,  um auch 2020 hier als Familie zu bestehen.

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