Ratingen Aussteller zeigen Österliches aus Oberschlesien

Hösel · Beim Ostermarkt im Oberschlesischen Landesmuseum konnten sich Besucher mit den Techniken des Eierverzierens vertraut machen.

 Elisabeth Gallus (90 Jahre) verkauft ihre gestickten Ostereier für einen guten Zweck.

Elisabeth Gallus (90 Jahre) verkauft ihre gestickten Ostereier für einen guten Zweck.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Konzentriert verschönern die beiden älteren Damen jeweils ein buntes hart gekochtes Ei auf oberschlesische Art: Mit einem Teppichmesser kratzen sie filigrane Fundamente in die Schale. „Man nennt das Kratztechnik“, erklärt Magret Ratke, während sie sehr vorsichtig ein winziges Blumenblättchen nachzieht, „man muss sorgsam arbeiten, wenn man zu feste aufdrückt, geht die Schale kaputt, wenn man zu sachte ist, sieht man nichts.“

Die 82-Jährige wurde als Kind mit ihren Geschwistern und Eltern vertrieben, hält aber an den Traditionen ihrer Heimat mit viel Liebe fest, gemeinsam mit der 79-jährigen gebürtigen Breslauerin Helga Fietz leitet sie die oberschlesische Frauengruppe in Neuss. „Am dritten Sonntag vor Ostern fand bei uns immer Sommersingen statt, dabei zogen die Kinder von Tür zu Tür mit den Sommerbägeln, das sind verzierte bunte Weidenruten, und sangen Lieder an den Haustüren und bekamen dafür spezielle Brezeln und ein wenig Süßes, dass sie dann in ihre Taschen an den Trachtenschürzen steckten.“

Eine, die sich auskennt mit genau diesen Trachten und der Herstellung der Bägels, ist Ute Grun aus Duisburg. An einem großen Tisch bastelt die 82-Jährige in ihrer original Riesengebirgstracht mit Besucherkindern, verschönert die gerundeten Weidenruten mit buntem gefransten Krepp-Papier. Die gesamten Stickereien, die Perlen und Verzierungen an ihrer Tracht, alles ist Handarbeit. „Und hier“ – sie holt ein kleines Weidenkörbchen hervor, zeigt einzelne Stickereien in Miniaturformat, „das ist Trachtenkleidung für meine vielen Puppen.“

Auch Elisabeth Gallus gestaltet Ostereier: mit 90 Jahren fertig sie liebevoll Stickereien für Dekoeier an, kleine Entchen sind darauf, Jahreszahlen. „Dass ich noch so gut gucken kann liegt daran, dass ich gerade zwei neue Linsen bekommen habe“, erklärt die Neunzigjährige und lacht. Sechs Eier hat sie an diesem Morgen schon verkauft, der gesamte Erlös geht an die Kinderkrebsstation der Düsseldorfer Uniklinik.

Eine weitere traditionelle Form wird in einem Schaukasten präsentiert: Die „Naklejanki“ ist eine Technik, bei der Eier mit feuchtem und damit biegsamen Binsenmark umwickelt und beklebt und mit Wollfäden und Stoffbändern verziert werden. „Pisonki“ nennt man den Vorgang, bei dem die Eiern mit flüssigem Wachs bemalt werden, um sie zu färben, nimmt man den Sud der Zwiebel. „Ich finde das alles sehr interessant“; sagt eine Besucherin, „mein Schwiegervater kam aus Schlesien und ich weiß eigentlich viel zu wenig über seine Heimat.“ Dann entdeckt sie an einer Stellwand ein Rezept für einen original oberschlesischen Osterkäsekuchen. „Das werde ich mir abfotografieren und meinen Schwiegervater Ostern damit überraschen. Mal sehen, ob es das herausschmeckt.“

Das Rezept: 1 kg Quark, ein EL Butter, Vanillezucker, 0,5 kg Puderzucker, neun Eigelb, ein EL Kartoffelstärke, alles verrühren. Das Eiweiß der neun Eier steif schlagen und unterheben, normale Backzeit.

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