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HEILIGENHAUS · Ein Arbeitskreis prüft , wie das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes im Stadtbild verankert werden kann.

 Der jüdische Friedhof am Görscheider Weg Heiligenhaus soll saniert werden.

Der jüdische Friedhof am Görscheider Weg Heiligenhaus soll saniert werden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Fünf Stolpersteine machen in Heiligenhaus auf das Schicksal von fünf Opfern des Nazi-Regimes aufmerksam. Vier von ihnen waren jüdischen Glaubens, einer wurde aufgrund seiner kritischen Meinung von Arbeitskollegen denunziert. Es könnten bald noch einige Steine und andere Gedenkorte dazu kommen.

Im letzten Kulturausschuss 2018 hatte die SPD beantragt, zu prüfen, wo und für wen weitere Erinnerungssteine verlegt werden könnten. Die Sozialdemokraten vertreten dabei die Auffassung: „gerade in unserer heutigen Zeit, damit ein klares Statement gegen das Vergessen dieses Kapitels deutscher Geschichte zu setzen.“

Im Ausschuss wurde daraufhin ein „Arbeitskreis Stolpersteine“ gegründet, in dem Verwaltung, Fraktionen, sowie Ruth Ortlinghaus als sachkundige Bürgerin und Forscherin und Stadtarchivar Hartmut Nolte im Februar erstmals zusammen gesessen und erste Arbeitsschritte beschlossen haben. Die stellte die neue Kulturchefin Almuth Schildmann-Brack bei ihrer Premiere im Ausschuss vor. So hätten sich drei priorisierte Themen herauskristallisiert.

Dem Arbeitskreis liege eine Liste mit 20 weiteren Opfern jüdischen Glaubens vor, die Verbindungspunkte zu Heiligenhaus haben, diese seien aber, so Schildmann-Brack, nicht direkt aus Heiligenhaus an ihre Hinrichtungsstätten verbracht worden, so dass es sein könnte, dass ihnen bereits an anderer Stelle gedacht wird, hier gelte es, zu prüfen, ob und wie dies geschehen sein könnte und ob ihnen auch an mehreren Stellen Gedenkstellen gewidmet werden könnten. Außerdem gelte es die Finanzierung zu prüfen, so koste die Verlegung jedes Steines inklusive Straßenarbeiten insgesamt 2500 Euro. Desweiteren soll auch der jüdische Friedhof am Görscheider Weg wieder hergerichtet werden.

Wie kaum ein anderer Platz in Heiligenhaus ist die Ruhestätte mit 59 Grabsteinen Ort des Gedenkens an das einst lebendige, jüdische Leben in der Stadt, das unter dem Nazi-Regime verstummte.

Seit November letzten Jahres jedoch ist der Friedhof aufgrund von Umsturzgefahr der alten Gedenksteine aus Sicherheitsgründen für Führungen gesperrt. Eine Begehung mit Fachleuten im Dezember ergab jedoch Pläne für eine Sanierung unter Berücksichtigung jüdischer Verhaltensregeln, denn jüdische Friedhöfe werden nicht, wie bei christlichen Ruhestätten üblich, eingeebnet, sondern sie sind „Haus der Ewigkeit“ und bleiben bestehen. Hier gilt es zu prüfen, inwieweit auch Fördertöpfe in Betracht kommen.

Als dritten Punkt wird eine Gedenktafel diskutiert, die allen Opfern des Nationalsozialismus gedenken soll. Eine solche gibt es bereits mit Namen einiger Opfer im Rathaus-Altbau, „eine vollständige Liste mit allen Namen der Opfer wird aber sehr schwierig, so dass wir derzeit über eine Gedenktafel ohne Namen nachdenken.“

Nils Jasper (WAHL) betont den mahnenden Wert, den eine Gedenktafel bekommen sollte: „Im Text muss deutlich werden, dass eine freiheitliche Gesellschaft nur dann funktionieren kann, wenn alle daran arbeiten.“

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