Interview „Wir bleiben am Thema Polizeipräsenz dran“

Radevormwald · Der Bürgermeister hält im BM-Gespräch Rückschau auf das vergangenen Jahr und erläutert die wichtigen Themen für 2019.

 Johannes Mans in seinem Büro im Radevormwalder Rathaus. Seit 2015 ist er Stadtoberhaupt. 

Johannes Mans in seinem Büro im Radevormwalder Rathaus. Seit 2015 ist er Stadtoberhaupt. 

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Mans, welches Projekt beschäftigt die Verwaltung in diesen Tagen besonders?

Johannes Mans Die Bezirksregierung hat uns vor wenigen Tagen die Förderbewilligung für das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt II erteilt. Damit können wir nun beginnen, den Stadtkern noch attraktiver zu machen.

Wie viel Fördergeld wird da fließen?

Mans Wir reden hier über ein förderfähiges Gesamtvolumen in Höhe von zehn Millionen Euro. Nun werden wir die einzelnen Anträge vorbereiten.

Zu diesen Projekten gehört auch das geplante neue Gebäude an der Nordstraße. Dort sollen vor allem Ämter der Verwaltung untergebracht werden. Aus der Bürgerschaft kommt teilweise Kritik, die Rede ist von einem „Luxusprojekt“.

Mans Also von „Luxus“ kann man nicht mehr reden, denn die Pläne sind bereits deutlich abgespeckt worden. Der erste Entwurf sah Kosten in Höhe von 5,6 Millionen Euro vor. Diese Summe haben wir in unserem zweiten Entwurf nun auf rund 3,5 Millionen Euro gesenkt. Zudem wird das Gebäude nicht allein der Verwaltung zur Verfügung stehen, auch neue Räume für Vereinsaktivitäten sind geplant, zudem wird die Wirtschaftsförderung einziehen.

Wird der Bau denn auch optisch in das Umfeld des Innenstadtkerns passen?

Mans Auf jeden Fall. Mit diesem Bau wollen wir erreichen, dass im Bereich hinter dem Markt das Leben im Stadtkern wieder pulsiert.

Ein weiteres Bauprojekt, das in der Politik kontrovers diskutiert wird, ist der Neubau der Katholischen Schule Lindenbaum.

Mans Wir werden in der Verwaltung verschiedene Möglichkeiten prüfen. Das kann ein Neubau sein, aber wir schauen auch, ob am jetzigen Standort eine Variante denkbar ist, mit der die Raumnot der Schule behoben werden kann. Nur eine Variante ist nun außen vor: der Umzug in den Schulkomplex an der Hermannstraße. Dem hat der Rat jetzt einen Riegel vorgeschoben. Ich persönlich hätte diese Variante auch nicht favorisiert.

Aus welchen Grund?

Mans Weil Schulen den Menschen auch ein Stück Identifikation bieten. Und das fehlt, wenn alles an einem Punkt konzentriert wird. Das heißt allerdings nicht, dass wir als Verwaltung vom Konzept der Bildungshäuser abrücken wollen. Das erste dieser Art wurde ja im vergangenen Jahr am Standort der GGS schon eröffnet. Wir haben im vergangenen Jahr auch in anderen Schulen baulich viel getan. Zudem liegt nun ein Schulentwicklungsplan vor.

Apropos Schulen: Ist es inzwischen gelungen, den Kontakt zu der Friedennobelpreisträgerin Malala Yousafzai herzustellen, die die Namensgeberin der Sekundarschule werden soll?

Mans Leider ist uns das noch nicht gelungen. Sie wird stark abgeschirmt, weil sie als gefährdet gilt.

Verknüpft mit dem Thema Schulen in Rade ist auch das geplante Baugebiet Karthausen. Es soll die Stadt attraktiv für junge Familien machen.

Mans Wir brauchen ein qualifiziertes Angebot für Ansiedlungswillige. Und da können Sie nicht auf den Bestand an frei stehenden Altbauten verweisen. Das mag im Einzelfall funktionieren, aber die meisten Menschen möchten sich ein Eigenheim errichten. Ich habe vor einigen Tage ein Referat einer Gutachterin der Sparkasse Köln zu diesem Thema gehört. Sie sagte: Wenn Rade dieses Baugebiet nicht entwickelt, dann macht es eine andere Stadt.

Es gab heftige Kritik an dem Bauvorhaben. Der Stadt wird unter anderem vorgeworfen, es gehe ihr bei dem Baugebiet nur um die Einnahmen. Wie nehmen Sie das auf?

Mans Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn die Stadt diese Flächen bewirtschaftet. Manche behaupten, wir wollten damit lediglich den Haushalt sanieren, das stimmt nicht. Diese Erlöse setzen wir für neue wichtige Vorhaben ein.

Im vergangenen Jahr haben sie als prominenten Gast unter anderem den NRW-Innenminister Herbert Reul empfangen. Im Vorfeld hatten Sie ihm einen Brandbrief zum Thema Polizeipräsenz geschrieben.

Mans Richtig, ich hatte darauf hingewiesen, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen durch die derzeitige Polizeipräsenz nicht ausreichend gewährleistet ist.

Und wie hat der Minister reagiert?

Mans Nun, er hat uns zu verstehen gegeben, dass er nicht genug Personal hat. Ehrlich gesagt, ich hatte da auf eine andere Antwort gehofft. Aber ich kann den Bürgern versprechen, dass wir an dem Thema dran bleiben werden. Landrat Jochen Hagt steht uns da zur Seite.

Immerhin gibt es nun den Kommunalen Ordnungsdienst.

Mans Und das schlägt sich in den Reaktionen der Bürger bereits positiv nieder. Die Mitarbeiter zeigen Präsenz, und das finden die Menschen gut.

Wir haben jetzt vor allem über die Innenstadt gesprochen. Kommen wir zu den Wupperorten.

Mans Ein wesentliches Thema wird die Bewerbung für das langfristig angelegte Projekt Regionale 2025 werden. Wir werden eine Priorisierung schaffen und in die Maßnahmen in eine Zeitschiene einbauen. An dieser Stelle bedanke ich mich besonders für das große Engagement meiner Mitarbeiter in der Verwaltung und für die gute Zusammenarbeit mit dem Team von Landrat Jochen Hagt und den Mitarbeitern der Bezirksregierung und des Ministeriums. Der Landrat unterstützt uns sehr im Rahmen des Programms „Starke Menschen – starke Quartiere“, das in diesem Jahr angelaufen ist und bis 2022 dauern wird.

Das alles klingt sehr positiv. Aber gab es im vergangenen Jahr nicht auch Dinge, die schief gelaufen sind?

Mans Bei den Plänen für die Begegnungsstätte im Bereich der GGS Stadt sind wir tatsächlich kalt erwischt worden. Der Vorstoß mit dem Urheberrecht des Architekten hat uns unvorbereitet getroffen, und leider gerieten die Pläne wegen des Förderrahmens für den Kita-Ausbau unter Zeitdruck. Hier müssen wir einen neuen Ansatz starten.

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