Pestizide in Radevormwald Kathi Hentzschel: Noch ist Rade nicht „pestizidfrei“

Radevormwald · Die Naturschützerin appelliert an private Besitzer von Grünflächen, diese zum Wohl der Insekten umweltfreundlich zu pflegen.

 Kathi Hentzschel (links) mit Hubert Bensheim und Elisabeth Pech-Büttner bei einer Pflanzentauschbörse in Rade.

Kathi Hentzschel (links) mit Hubert Bensheim und Elisabeth Pech-Büttner bei einer Pflanzentauschbörse in Rade.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Die Stadt Radevormwald darf sich seit einigen Tagen „pestizidfreie Kommune“ nennen. Der Naturschutzverein BUND sieht die Anforderungen dazu erfüllt und hat Rade in die Liste der rund 460 Kommunen in Deutschland aufgenommen, die bei der Pflege ihrer Grünanlagen keine umstrittenen Stoffe verwenden. Diese gelten bei Fachleuten als Hauptursache über den Rückgang der Insektenpopulationen.

So erfreulich dieses umweltfreundliche Siegel auch ist: Kathi Hentzschel, Umweltschützerin aus Rade, hat einige kritische Anmerkungen. Für den Ortsverband des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) erinnert sie daran, dass die kommunalen Liegenschaften ja nur ein Teil jener Flächen sind, auf denen Pestizide versprüht werden. Sie findet das Selbstlob der Stadt daher „ein wenig vollmundig“.

Dass die Landwirtschaft und der gewerbliche Gartenbau von einem Tag auf den anderen nicht komplett auf umweltfreundliche Stoffe umsteigen könne, sei ihr durchaus klar, sagt Hentzschel. „Da ist die Politik gefordert, endlich die große Wende zu vollziehen und noch das zu fördern, was allem Leben und unserer Gesundheit zuträglich ist.“

Doch jeder Bürger könne ein Stück dazu beitragen, dass Radevormwald eine „pestizidfreie Kommune“ in der wahren Bedeutung des Wortes wird. „Was Privatleute machen, Firmen, Kirchen, eventuell Vereine, die ja auch Grünflächen bewirtschaften, wissen wir nicht“, erklärt sie. „Wir haben auf den Aufruf an die Allgemeinheit gewartet, es der Stadt gleichzutun.“ Die Bereitschaft sei durchaus vorhanden, hatte der Naturschutzverein doch im Vorfeld in kurzer Zeit etliche hundert Unterschriften gesammelt und dem Bürgermeister überreicht. „Bei allen Befragten ist mir nur ein einziger Fall bekannt geworden, in dem jemand nicht auf ,sein Glyphosat’ verzichten wollte“, resümiert die Naturschützerin.

Daher appelliert Kathi Hentzschel an alle Einwohner von Radevormwald: „Verzichten Sie in Ihrem Garten oder auf den Flächen, für die Sie Verantwortung tragen, auf Pestizide jedweder Art!“ Denn durch das Insektensterben droht das ganze Ökosystem langfristig zu kippen. „Wie wichtig Insekten für uns Lebewesen sind – von der Bestäubung der Nutzpflanzen über den Abbau organischer Abfälle, von der Nahrungsquelle der Vögel (Jungenaufzucht) bis zu der von Kleintieren wie Igel oder Fröschen – wird uns Menschen jetzt erst in seiner vollen Tragweite klar.“

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