Radevormwald Auch am Ende ist Lebensqualität noch möglich

Radevormwald · Ein Vortragsabend des Palliativnetzwerks beschäftigte sich mit der Frage, wie das Lebensende erträglich gestaltet werden kann.

Lothar Körschgen demonstrierte, wie Musik bei Demenz die Stimmung aufhellen kann.

Lothar Körschgen demonstrierte, wie Musik bei Demenz die Stimmung aufhellen kann.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Das Palliativnetzwerk Radevormwald setzt sich aus unterschiedlichen Beteiligten zusammen, die indes alles das gleiche Ziel vereint. Und das hat Cicely Saunders, die als „Mutter der Hospizbewegung“ in die Geschichte eingegangen ist, so formuliert: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“

Dieses Zitat hatte Marina Weidner, eine der beiden Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizvereins, am Donnerstagabend an den Beginn der Veranstaltung „Was am Lebensende gut tut“ im Mehrzweckraum des Bürgerhauses gestellt. Der mit etwa 35 Interessierten durchaus gut besuchte Vortragsabend ist eine der Veranstaltungen, mit denen das Palliativnetzwerk seine Arbeit bekannter machen will. „Es gibt regelmäßige Veranstaltungen und auch ebenso regelmäßige Treffen unseres Netzwerks – natürlich wegen Corona in den vergangenen zwei Jahren etwas seltener“, sagt Marina Weidner. 

Vier Vorträge und ein musikalischer Teil bilden die titelgebenden Maßnahmen recht gut ab. Ein fünfter Vortrag wäre auch noch auf dem Programm gestanden. „Allerdings ist Mops Charlotte leider erkrankt, so dass Stefanie Elbertzhagen, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Palliativstation, nicht über das fraglos interessante Thema ‚Begleitung auf vier Pfoten‘ sprechen kann“, sagt Marina Weidner. Auch Marion Zimmermann-Hall, Fachärztin für Palliativmedizin am Sana-Krankenhaus in Radevormwald, hat krankheitsbedingt absagen müssen. Stellvertretend ist ihr Kollege Dr. Volker Brockhaus eingesprungen. Er spricht über das Thema „Schmerzen lindern, Luftnot und Angst nehmen“. Grundsätzlich gebe es in der Hospizarbeit vier Säulen – die allesamt nicht nur in der sozialen und psychischen Begleitung der Patienten eine Rolle spielen, sondern auch in der medizinischen. Natürlich müssten Symptome behandelt werden, aber es gehe genauso auch um eine soziale, persönliche und spirituelle Begleitung. „Symptome sollten möglichst frühzeitig angegangen werden, damit sie sich nicht manifestieren. Denn dann wird die Behandlung umso schwieriger“, sagt Brockhaus.

Neben aller medizinischen Betreuung, die durchaus umfangreich aussehen könne, sei es aber auch die soziale Begleitung, die einen wichtigen Stellenwert einnehme. „Es geht darum, die Menschen auf ihrem letzten Weg zu betreuen und zu begleiten. Es ist nicht damit getan, dass die Versorgung mit Nahrung und die pflegerische Versorgung gewährleistet ist“, sagt Marina Weidner. Es gebe so viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie etwa die von Tanja Siebeneiker-Schulz vorgestellten Varianten der Wohlfühlmassage und Atemtherapie. Die Physiotherapeutin stellt dabei etwa die Möglichkeiten ihrer Profession vor, die von Massagen bis zu physikalischen Maßnahmen reichen.

Auch Vanessa Wronna vom Wuppertaler Hospiz beschäftigt sich jenseits der medizinischen Belange mit den Patienten – sie berichtet über den Bereich der Kunsttherapie, während Hospizmitarbeiterin Ingeborg Röhlig ebenfalls über ihren Alltag erzählt.

Ein gerne vergessener Bereich der sozialen Betreuung sterbender Menschen ist hingegen einer, den auch nicht ausgebildete Menschen gut und einfach vornehmen können: Musik. „Ich habe mich früher musikalisch vor allem um Kinder gekümmert, heute sind es dagegen die älteren Damen und Herren, mit denen ich zu tun habe“, sagt Lothar Körschgen, ehemaliger Kirchenmusiker in der Lutherischen Gemeinde.

Musik könne gerade bei Menschen, die demenziell verändert seien, viel Gutes bewirken – und um das ganz praktisch auszuprobieren, hat Körschgen ein Keyboard und ein Liederheft mitgebracht. Und er hat die Anwesenden direkt auf seine Seite geholt, denn gleich zu Beginn tönen bekannte Musikstücke wie „Es tönen die Lieder“, die „Irischen Segenswünsche“ oder „Du, du liegst mir am Herzen“ durch den Mehrzweckraum.

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