Feiertage in Radevormwald Weihnachtssingen kehrt auf den Markt zurück

Radevormwald · Zweimal fiel die beliebte Tradition wegen der Corona-Pandemie aus. Doch 2022 sollen wieder Lieder über den winterlichen Markt klingen.

 Das Weihnachtssingen auf dem Marktplatz im Jahr 2018 war das erste mit einem Projektchor. Der Radevormwalder Männerchor, der lange Jahre die Tradition pflegte, hatte sich im Jahr zuvor aufgelöst.

Das Weihnachtssingen auf dem Marktplatz im Jahr 2018 war das erste mit einem Projektchor. Der Radevormwalder Männerchor, der lange Jahre die Tradition pflegte, hatte sich im Jahr zuvor aufgelöst.

Foto: Wolfgang Scholl

Ein Seufzer, gefolgt von einem nostalgischen Gesichtsausdruck. „So etwas habe ich zum ersten Mal in Radevormwald gesehen und es war sehr schön“, schwärmt Bürgermeister Johannes Mans als er an das Weihnachtssingen in seinem ersten Amtsjahr zurückdenkt. „Wie der Gesang am Ende ins Glockengeläut überging, wie die Leute hinterher noch von Kneipe zu Kneipe gezogen sind.“

Das Weihnachtssingen auf dem Marktplatz lockte seit über 70 Jahren viele Menschen zu später Stunde an Heiligabend bei Wind und Wetter in die von Mondschein erhellte Innenstadt und war für verschiedene Generationen lange Zeit ein verbindendes Element, weiß auch die städtische Tourismusbeauftragte Kerstin Hackländer: „Ich kann mich noch gut daran erinnern. Das war irgendwie bei allen gesetzt und man hat alle Schulkameraden auch auf dem Marktplatz getroffen.“

Viele Jahrzehnte lang sorgten der Rader Männerchor und der Posaunenchor der Martini-Gemeinde für diesen weihnachtlichen Höhepunkt in der Stadt. Die Tradition reicht weit zurück: Laut den Unterlagen des Posaunenchors hatten dessen Musiker bereits seit 1947 an drei Stellen der Stadt die Zuhörer an Heilig Abend mit Weihnachtsklängen erfreut. In den 1960er Jahren kam dann der Männerchor dazu. Nach dessen Auflösung 2017 führte schließlich ein Projektchor die langjährige Tradition fort, auf die man nicht verzichten wollte.

„Und dann kam Corona“, sagt Mans nachdenklich. Zwei Jahre lang war es am 24. Dezember außergewöhnlich still auf dem Marktplatz. Der Versuch, das Weihnachtssingen im vergangenen Jahr wieder aufleben zu lassen, musste kurzfristig, aufgrund des Infektionsschutzes, abgesagt werden.

Dieses Jahr aber sollen sich Rader, Besucher und Verwandte wieder auf dem Marktplatz treffen und gemeinsam Weihnachtslieder singen können. Die Pavillons, unter denen sich der Chor wettergeschützt auf dem Treppenaufgang der lutherischen Kirche aufstellen soll, stehen längst bereit. Doch das Wesentliche, die Sängerinnen und Sänger, fehlen noch.

Um einen Projektchor für diesen besonderen Anlass auf die Beine zu stellen, wollen diesmal Katharina Majorek, stellvertretende Leiterin der Musikschule und Timo Deitz, Dozent der Einrichtung und versierte Leiter verschiedener Chöre unterstützen. Deitz will sich der Herausforderungen stellen, aus einer bunt zusammengewürfelten Gruppe innerhalb von nur elf Probestunden einen kompetenten Weihnachtschor zu erstellen. Gesangliche Kenntnisse setzt er nicht voraus. „Es kann jeder mitmachen, der Spaß daran und Zeit dafür hat“, sagt er. Um ein entsprechendes Repertoire aus zwölf bis 13 Weihnachtsklassikern, wie „Oh du fröhliche“ zum Mitsingen, aber auch weihnachtliche und rockigen Welthits einzustudieren, dürfe sein Arrangement diesmal nicht zu kompliziert ausfallen, aber dennoch Spaß bereiten. Eine gute Dreiviertelstunde soll das Programm auf dem Marktplatz schließlich dauern und das Bürgermeister Johannes Mans mit einer kurzen Begrüßung eröffnen wird.

„Wir hoffen einfach, dass viele Menschen sich für den Chor zusammenfinden und am Ende auch viele Leute auf dem Marktplatz erscheinen“, sagt Hackländer, die sich wieder auf die üblichen Weihnachtstraditionen nach den Pandemieeinschränkungen freut. „Ein großer Dank geht natürlich an die Musikschule, die sich hier bereit erklärt hat.“

Es sei keineswegs selbstverständlich, die Menschen an Heiligabend aus ihren gemütlichen vier Wänden herauszulocken, um für einen gemeinsamen Moment bei Kälte auf dem Marktplatz zusammenzukommen. „Man freut sich aber doch darauf, aus der Starre des Abends bei der Familie herauszukommen. Auf dem Marktplatz ging es immer sehr locker und schön zu“, berichtet Hackländer.

Dem Gemeinschaftssinn zumindest kann diese Aktion nach der Corona-Pandemie jedenfalls nicht schaden. Einer expliziten Anmeldung von Chorinteressierten bedarf es nicht, betont Katharina Majorek, die am besagten Abend ebenfalls anwesend sein will: „Wer gerne mitmachen will, soll einfach zur ersten Probe kommen oder sich im Musikschulbüro melden.“

Info Die Proben starten am ersten Freitag nach den Herbstferien, am 21. Oktober, und sollen bis zum Auftritt an Heiligabend wöchentlich freitags von 19.15 bis 20.15 Uhr im Raum 25 der Musikschule Radevormwald an der Hermannstraße 21 stattfinden.

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