Radevormwald Rader erinnern sich ans Jahr der Einheit

Radevormwald · Der 3. Oktober 1990 ging in die Geschichtsbücher ein. Heute jährt sich die Wiedervereinigung zum 23. Mal. Die Bergische Morgenpost hat sich umgehört, was die Menschen in Radevormwald mit dem Tag der Deutschen Einheit verbinden.

Uwe Orzeskes Position zur deutschen Wiedervereinigung ist eindeutig. "Ich bin sehr froh, dass es die Einheit gibt", sagt der 68-Jährige über den 3. Oktober 1990. Die Menschen aus dem Westen hätten sich "gar nicht vorstellen können, auf was die DDR-Bürger alles verzichten mussten". Der Vorsitzende des Bürgerbusvereins war wegen seiner Verwandten selbst häufig in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik und weiß daher, wovon er spricht.

Doch den Stellenwert, den Orzeske dem Tag der Deutschen Einheit beimisst, kann nicht jeder teilen. Die BM hat den heutigen Feiertag zum Anlass genommen, die Bürger in Radevormwald nach ihren Gedanken rund um den 3. Oktober zu befragen.

Die beiden älteren Damen, die auf dem Markt klönen, sind zwiegespalten. "Die Einheit ist eine tolle Sache", sagt die eine, um aber gleich einzuschränken: "Das kostet uns aber unheimlich viel Geld." Viele Straßen im Osten würden jetzt "viel besser aussehen als unsere". Ihre Freundin stimmt ihr zu. Die Verbundenheit mit dem Osten Deutschlands hält sich bei den beiden Frauen in Grenzen.

Eine Markthändlerin wird in ihren Formulierungen deutlicher. "Die im Osten stöhnen jetzt und wollen die DDR zurück. Wir haben doch niemanden gezwungen, der BRD beizutreten", meckert sie. Den heutigen Tag der Deutschen Einheit sieht sie daher entsprechend nüchtern. "Es tut einfach ganz gut, einen freien Tag zu haben", merkt sie an.

Doch es gibt auch die Romantiker. "Es ist einfach toll, dass wir wiedervereinigt sind. Darauf können wir doch sehr stolz sein", berichtet Walter Hennes, ebenfalls Markthändler. Was "aus dem Nichts" auf die Beine gestellt wurde, sei "fantastisch". Daher sei es auch mehr als angebracht, daran mit dem heutigen Feiertag zu erinnern.

Der Meinung sind auch Ernst Edel und Werner Kaiser. "Ich habe damals nicht zu glauben gewagt, dass es zur Wiedervereinigung kommen würde", schildert Edel seine Erinnerungen und fügt hinzu: "Der 3. Oktober 1990 war einer der bewegendsten Tage der deutschen Geschichte." Die Einheit werde vielfach nur noch als Selbstverständlichkeit angesehen. Werner Kaiser moniert dies ebenfalls: "Gerade viele junge Menschen interessieren sich nicht für die deutsche Geschichte." Ihnen sei der freie Tag da deutlich wichtiger als das, was einst gewesen sei.

(RP)
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