Schreibweise mit „ss“ seit 50 Jahren amtlich Als der Rat aus Neuß Neuss machte
Neuß · Vor 50 Jahren wurde die Schreibweise des Städtenamens amtlich neu festgelegt
„Buckel-S“, „scharfes S“ oder „Esszett“: Drei Bezeichnungen — ein Buchstabe. Und einer, den es so nur in Deutschland gibt. Das war der Anlass für einen weitreichenden Beschluss des Rates der Stadt Neuß, der am 21. November 1968, heute vor 50 Jahren, das „Buckel-S“ aus dem Namen der Stadt tilgte. Fortan galt, nur noch die vereinheitliche Schreibweise „Neuss“ als amtlich richtig anzuerkennen. Und „amtlich“ heißt zugleich „richtig“, wie aus einem Brief des damaligen Ersten Beigeordneten Wilhelm Kons hervorgeht, in dem das „Amt für Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit/Stadthalle“ freundlich ersucht wird, „ebenfalls den Stadtnamen richtig zu schreiben“.
Eigentlich ist das „Buckel-S“ ein frühes Opfer der Globalisierung. Die alte Schreibweise des Städtenames führte, so hieß es in dem Vermerk, „insbesondere bei Ausländern sehr oft zu Mißverständnissen“. Als Folge dessen würden, so Kons, „die verschiedensten und mitunter recht kuriosen Schreibweisen gewählt“. Als da wären: Neusz, Neuhs, Neuss, Neuß, Neus und so weiter.
Das allerdings hat Tradition, weiß Stadtarchivar Jens Metzdorf. Die Frage, wie Siedlung und Stadt Neuss durch die Jahrtausende bezeichnet wurden, gehört zu denen, die besonders oft an ihn gerichtet werden. Deshalb hat er immer eine Liste in Reichweite, die alleine für das elfte Jahrhundert 15 unterschiedliche Schreibweisen zählt. Verschieden und, um mit Kons zu sprechen, recht kurios: Niuhe, Niuhs, Niuhse, Niusse, Niuhsse, Niusi, Nouse, Neuse, Noussen, Nussen, Nuissi, Nuxia, Nuixensis, Nuxiensis und Nussiensis. Das waren mehr unterschiedliche Schreibweisen als in all den Jahrhunderten seit Gründung der Römsersiedlung Novaesium zusammen.
Von Neuss in der heutigen Schreibweise ist erstmals im 15. Jahrhundert die Rede, doch war daraus zwei Jahrhunderte später schon nicht mehr die Rede. Aus „Nevs“ und „Nevsz“ wurde erst über den Zwischenschritt „Nuys“ im 18 Jahrhundert das Neuß mit „Buckel-S“.
Ganz ausmerzen konnte der Rat mit seinem Beschluss aus dem Jahr 1968 diese Schreibweise nicht. „Neußer Stolz“ bezeichnete auch danach das Sauerkraut der Firma Rheins und Nolden, und die Bürgerschützen feiern noch immer Neußer Bürger-Schützenfest. Echte Marken, sagt Metzdorf. So wie die Neuß-Grevenbroicher Zeitung auch.
