Unternehmer und Kommunalpolitiker aus Neuss Dieter Welsink hat jetzt einen Doktortitel

Neuss · Erst wurde er Kanu-Weltmeister, dann Sportstudent, Physiotherapeut, Gesundheitsunternehmer und Kommunalpolitiker. Mit 61 Jahren hat Medicoreha-Gründer Dieter Welsink jetzt seine Doktorarbeit veröffentlicht.

 Medicoreha-Gründer Dieter Welsink hat seine Doktorarbeit geschrieben.

Medicoreha-Gründer Dieter Welsink hat seine Doktorarbeit geschrieben.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Dieter Welsink ist in und um Neuss eine gestandene Persönlichkeit. Vor mehr als 30 Jahren hat der Diplomsportlehrer und Sport-Physiotherapeut seine erste Therapiepraxis gegründet. Heute beschäftigt er als geschäftsführender Gesellschafter der Medicoreha Welsink Unternehmensgruppe in Neuss, Mönchengladbach, Essen und Köln 270 Mitarbeiter und bildet Physio- und Ergotherapeuten aus. Er führt die CDU-Kreistagsfraktion und sitzt im Stadtrat. Das alles hat ihm aber nicht gereicht. „Etwa acht Jahre lang habe ich nebenbei an meiner Promotion gearbeitet; seit 2015 bin ich an der Universität in Wuppertal als Doktorand eingeschrieben“, verrät der 1957 in Marl geborene und in Dormagen aufgewachsene Gesundheitsunternehmer. Jetzt ist das 400-Seiten-Werk fertig, und die mündliche Prüfung hat Student Welsink hinter sich gebracht. „Etwas nervös war ich schon“, gibt er zu.

Aber warum begibt sich ein erfolgreicher Unternehmer, Sportspezialist und Politiker noch einmal in den Hörsaal? „Die Frage hat mir mein Sohn, der vor vier Jahren in Biochemie promoviert hat, auch gestellt“, sagt Welsink. „Um anhand des Beispiels der Medicoreha wissenschaftlich zu belegen, wo die Physiotherapie heute steht und dass sie Teil eines komplexen und interdisziplinären Versorgungsmanagements ist“ – so beschreibt er die Motivation zum Promotionsstudium und gleichzeitig die Essenz seiner Dissertation. Dieses Anliegen war ihm die zusätzlichen Schreibtischstunden wert, neben Unternehmerjob und politischem Engagement. „Ich will zeigen, wie man durch Bewegung Krankheiten heilen kann.“

Das Thema, das ihn seit seinem Rehabilitations-Schwerpunkt an der Kölner Sporthochschule umtreibe, brenne heute mehr denn je. „Durch die Alterung der Gesellschaft kommen immer mehr multimorbide Patienten in unsere Einrichtungen. Diagnostik und Behandlung werden zusehends komplexer.“ Seit langem plädiert er für die Akademisierung seines Berufszweigs, doch ein Studiengang Physiotherapie sei, obwohl im Ausland, etwa den USA, England, Frankreich oder Italien längst etabliert, hierzulande politisch nicht gewollt. Ebenfalls fehlt ihm der Austausch zwischen den Fachdisziplinen – Therapeuten und Ärzten etwa.

Diese Kommunikationslücke bringt sein nächstes Projekt auf den Plan: „In einer randomisierten Studie untersuchen wir bei 480 Patienten ein halbes Jahr lang, ob eine interdisziplinäre Therapie, auch unter Berücksichtigung von Leistungsdiagnostik und Trainingsplanung, einer Behandlung in der Regelversorgung überlegen ist“, skizziert er die neue Forschungsarbeit. Seiner Meinung nach brauchen Physiotherapeuten mehr Freiheit in der Gestaltung ihrer Leistungen. Dadurch soll die Therapie nachhaltiger werden, sodass Patienten, statt frühzeitig etwa aufgrund eines Rückenleidens in Rente zu müssen, ihre Eigenständigkeit wiedererlangen und im Jobleben bleiben können.

Bevor er die nächste Publikation angeht, atmet Dieter Welsink aber für einen kurzen Moment durch. „Ich bin erleichtert, die Doktorarbeit jetzt fertig in Händen zu halten“, gibt er zu. Ende kommender Woche muss der Absolvent ein letztes Mal an die Uni – seine Promotionsurkunde in Empfang nehmen.

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