Neuss Versöhnung nach dem Völkermord

Neuss · Bischof Simon Ntamwana setzt sich für Frieden in seiner Heimat Burundi ein.

 Bischof Simon Ntamwana war gestern zu Besuch in Neuss.

Bischof Simon Ntamwana war gestern zu Besuch in Neuss.

Foto: woi

Nur die Versöhnung kann uns retten - davon ist Bischof Simon Ntamwana überzeugt. Glaubensansatz und Lebensgeschichte des 71 Jahre alten Erzbischofs aus Burundi bilden die Grundlagen zum gleichnamigen Buch von Angela Krumpen. Auf Einladung der Aktionspartner von "Neuss hilft Burundi" stellte die Journalistin gemeinsam mit dem Bischof das Buch in der Cafeteria des St. Alexius/St. Joseph-Krankenhauses vor.

Vor den zahlreichen Zuhörern lasen die Autorin und der Bischof abwechselnd ausgewählte Passagen des in klarer und gleichzeitig fesselnder Sprache verfassten Buches. Es berichtet, wie 54 Familienmitglieder von Bischof Simon Ntamwana dem Völkermord zwischen Hutu und Tutsi zum Opfer fielen und wie er nach der Rückkehr in sein traumatisiertes Land für sich persönlich einen Weg fand, um das Leid zu verarbeiten. Er spürte, dass das Opfer den ersten Schritt auf dem langen Weg zur Versöhnung tun muss: "Wer Versöhnung verweigert, lässt sein Herz verwildern", sagt Bischof Simon Ntamwana. Obwohl er sich seit Jahrzehnten in real existierender Lebensgefahr befindet, gründete er ein Hilfswerk mit mehreren Ordenszweigen. Es setzt sich für die dauernde Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ein. "Denn jeder hat das gleiche Potenzial zur Vergebung", ist der Geistliche überzeugt.

In bewegenden Worten schildert das Buch die Leiden der Bevölkerung in elf Geschichten - Adele vom Volk der Tutsi musste mit ansehen, wie ihr Baby von Schweinen gefressen wurde, während sie selbst schwer verletzt einem Massengrab entkam und einen Arm verlor. Emanuel vom Volk der Hutu erzählt seine Wandlung vom Bibelkatecheten zum Mörder - drei Menschen starben durch seine Hand. Bilder der Versöhnung sind für sie ein Rettungsring für die Täter oder glühende Kohlen auf dem Haupt des anderen. Am Ende stehe immer die Hoffnung, so das Schlusswort des Buches. Umrahmt wurde die Veranstaltung von der trommelnden Gruppe "Batimbo"

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort