Glaube in Neuss Darum ist Kirche für uns so wichtig

Neuss · Leistungen im sozialen Bereich, Halt und das Erleben von Gemeinschaft – einige Gründe, warum Menschen in der Kirche bleiben.

 Es gibt viele Gründe, warum Menschen trotz aller Krisen Mitglied der Kirche bleiben.

Es gibt viele Gründe, warum Menschen trotz aller Krisen Mitglied der Kirche bleiben.

Foto: Andreas Woitschützke

Die katholische und evangelische Kirche befindet sich seit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs durch eigenes Personal in einer tiefen Krise. Denn immer wieder kommen neue Straftaten ans Licht. Austritte und große Unsicherheit unter den Gläubigen sind die Folgen. Doch wie gehen diejenigen damit um, die ehrenamtlich in der Kirche engagiert sind oder deren Arbeitgeber die Kirche ist? Die NGZ hat mit einigen von ihnen gesprochen und sich ihre Beweggründe angehört.

Philip Benning, Vorsitzender des Sozialdienstes Katholischer Männer, stellt sofort die Gegenfrage: „Warum sollte man austreten?“ Er habe zwar Respekt vor denen, die diesen Schritt tun. Für ihn allerdings bilden Kirche und Glaube ein gesellschaftliches und persönliches Fundament sowie seine Heimat. Wie bei jeder Institution seien Verbesserungen möglich, denn Kirche sei gefüllt mit Wandel und Leben. Als Mitglied der Kirche könne er helfen, deren Weg zu verbessern.

Kurt Koenemann, Stadtbeauftragter der Malteser und amtierender Neusser Schützenkönig, bezeichnet sich als „überzeugten Christen“, der mit Glaube und Kirche immer gut gefahren sei. Er hebt besonders die Leistungen der Kirche im sozialen Bereich hervor, ohne die das gesellschaftliche Leben wesentlich schlechter funktionieren würde. Und er weiß: „Der Glaube ist ein Geschenk! Für mich läuft es super mit den Maltesern und als König, da hat der liebe Gott alles richtig gemacht“, sagt er und strahlt.

Uschi Hebing arbeitet als Pfarrsekretärin. „Ich stehe zur Kirche trotz aller Widrigkeiten“, meint sie. Der Glaube gebe ihr Halt in allen Lebenslagen. Sven Ladeck ist Mitglied im Katholikenrat Rhein-Kreis-Neuss. Der Glaube ist für ihn Halt und Fundament. In der Messe kommt er zur Ruhe und kann dort seine Christusbeziehung leben. Zugleich ist ihm die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen sehr wichtig, sagt der Kommunionhelfer.

Ulrike Nienhaus, Kaarster Bürgermeisterin, lebt ihre Glaubensüberzeugung offen aus: Sie ist Vorstandsmitglied des Katholikenrates Rhein-Kreis-Neuss und Vorsitzende der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) in Kaarst. An der Kirche schätzt sie den Austausch und das Erleben von Gemeinschaft. Man treffe auf Menschen mit gleichen Gedanken und Einstellungen. Aber der Glaube gibt ihr auch Halt in guten und schlechten Zeiten. Er leitet sie durch das Leben.

Anna Berkholz ist evangelische Pfarrerin im Probedienst und antwortet differenziert: Kirche spiegelt die Welt dort im Kleinen wider, wo das große Wunder des Glaubens und Gott beginnt. Und Berkholz hat wunderbare Menschen in der Kirche getroffen: „Begegnungen passieren einfach“, sagt sie und lächelt.

Pfarrer Sebastian Appelfeller, Vorsitzender des Verbands der Evangelischen Kirchen in Neuss, wäre im Falle eines Austritts arbeitslos, wie er zunächst mit einem Schmunzeln erklärt. Aber dann wird er ernst: Für ihn bilden Kirche, Glaube und Gemeinschaft eine untrennbare Einheit: „Keines davon geht alleine“, betont er. Denn diese Einheit bedeute ein Tragen und Getragenwerden. Das zentrale Element des Glaubens ist die Begegnung mit Gott im anderen. Die Konfessionsgrenzen stuft er als nicht so wichtig ein: Sie bilden eher einen „Reichtum“ für fruchtbaren Austausch innerhalb einer christlichen Kirche.

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