Museum Insel Hombroich in Neuss Einblicke in die Sanierung vom Labyrinth

Hombroich · Die Stiftung Insel Hombroich steht vor einer großen Herausforderung: der Sanierung zweier großer Pavillons auf der Museumsinsel.

 Im Atelierhaus (von Gotthard Graubner) werden derzeit viele Kunstwerke aus dem Labyrinth ausgestellt.

Im Atelierhaus (von Gotthard Graubner) werden derzeit viele Kunstwerke aus dem Labyrinth ausgestellt.

Foto: Helga Bittner

Hombroich Die Stiftung Insel Hombroich macht aus der Not eine Tugend. Schon vor Monaten ist die Kunst aus dem Labyrinth, einem zentralen Gebäude auf der Museumsinsel Hombroich, ausgezogen (teilweise ins Atelierhaus, dem ehemaligen Wohn- und Atelierhaus von Gotthard Graubner), der Pavillon seitdem geschlossen. Am Sonntag aber war er das erste Mal auch Thema einer Führung, denn für das von Erwin Heerich entworfene Gebäude steht eine umfangreiche Sanierung an, die mindestens bis Ende des Winters 2021/22 reicht. Drei Mal wird eine Besuchergruppe (jeweils am zweiten Sonntag im Monat) noch durchs Labyrinth geführt, bis die Arbeiter dort einziehen.

Für die Stiftung Insel Hombroich ist die millionenschwere und von Bund, Land, Kreis und Stadt finanzierte Sanierung ein wahrer Kraftakt. „Aber wir sind im Zeitplan“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung, Frank Boehm, „und werden bis Ende des Monats mit der Entwurfsplanung fertig.“ Die hält fest, was genau gemacht werden muss, mündet in eine Detailplanung und dann in eine Ausschreibung. „Wir haben einen künstlerischen Beirat gegründet“, sagt Boehm, „und überhaupt viel diskutiert.“

 Kunstwerk von Erwin Heerich, das verschalt wurde und im Labyrinth stehen bleibt. Der Ab- und Aufbau würde es zerstören.

Kunstwerk von Erwin Heerich, das verschalt wurde und im Labyrinth stehen bleibt. Der Ab- und Aufbau würde es zerstören.

Foto: Helga Bittner

Schließlich geht es nicht allein um eine Sanierung irgendwelcher Bauten, sondern um die von „begehbaren Skulpturen“, denn als solche gelten die Pavillons von Heerich. Gleichzeitig aber lebt das Museum von seinen Besuchern, für die die Insel auch in den drei Jahren Bauzeit (inklusive der Sanierung des Zwölf-Räume-Hauses) so attraktiv wie möglich sein soll. So steht jetzt fest, wie die Bauarbeiter mitsamt anliefernden Lkws und Maschinen das zentral gelegene Labyrinth erreichen, ohne mit Besuchern ins Gehege zu kommen. Mit Beginn der Bauarbeiten – vermutlich zum Winter 2020 – wird nämlich der Hauptweg von der Kasse am „Turm“ vorbei zum Labyrinth geschlossen.

Angeliefert wird nach Boehms Worten über den bisherigen Lieferanteneingang am Kindergarten (für dessen Zuweg es eine Alternative geben wird), während für die Besucher ein neuer Weg eingerichtet wird, der weit vor dem „Turm“ schon abbiegt und in Richtung Cafeteria führt. Ein anderer, den es schön länger gibt, werde ausgebaut, sagt Böhm, links vom „Turm“ zur Erft hin. Etwa ein halbes Jahr lang werden sich die Arbeiten am Labyrinth und dem Zwölf-Räume-Haus überschneiden. „Wir wollten ursprünglich die Arbeiten nacheinander machen“, sagt Böhm, „aber haben nun entschieden, die Zeit kürzer zu halten und damit zu leben, dass beide Pavillons für rund sechs Monate geschlossen bleiben.“ Allerdings, so sagt er auch, werde es logistisch einfacher, die Sanierung des Zwölf-Räume-Hauses zu organisieren, da es weniger zentral liege.

 Welches Licht ist das beste für das Labyrinth? Derzeit wird getestet, wie sich welche Filter auswirken.

Welches Licht ist das beste für das Labyrinth? Derzeit wird getestet, wie sich welche Filter auswirken.

Foto: Helga Bittner
 Noch ein Test: Für die Heizschlaufen wurde der Putz von einer Wand entfernt. Vornehmlich sind es Außenwände, in die eine neue Heizung eingebaut wird.

Noch ein Test: Für die Heizschlaufen wurde der Putz von einer Wand entfernt. Vornehmlich sind es Außenwände, in die eine neue Heizung eingebaut wird.

Foto: Helga Bittner

Glasdach und Heizung sind die großen Schwachstellen, müssen so saniert werden, dass sie mindestens die nächsten 30 Jahre halten, ohne dass sich für den Besucher äußerlich etwas ändert. Um witterungsunabhängig zu arbeiten, werde das Labyrinth komplett überdacht, erzählt Boehm. Derzeit laufen Versuche im Labyrinth, welche Glasscheiben mit welcher Filterung, wo und wie Heizschlaufen in Wände eingesetzt werden können.

Dabei wird vom kältesten und vom wärmsten Fall ausgegangen und auch die Klimaerwärmung einbezogen. „Die Prognose ist auf das Jahr 2045 ausgerichtet“, sagt Boehm, dem Jahr, in dem voraussichtlich wärmere Sommer und Winter zum Standard werden. Es gehe der Stiftung nicht darum, internationalen Anforderungen an Museen zu entsprechen, meint er, sondern um eine hombroichgemäße Sanierung, „bei der sich die Besucher ebenso wie die Kunst und die Pavillons wohlfühlen“.

So wird nachher fast alles so aussehen wie vorher. Schrauben in den Wänden etwa markieren Bohrlöcher für hängende Kunstwerke, damit sie auch auf neuem Putz wieder genau da zu sehen sind, wo sie schon immer waren. Einzig die Lüftungsschächte könnten im zentralen Ausstellungsraum etwas größer als vorher, die Lüftung selbst eventuell vernehmbar sein. Die Wandstücke aus Holz, die wie Träger aussehen, aber keine sind, werden ebenso erhalten wie das Stahlgitterrost unter dem Putz. „Zum Glück hat sich gezeigt, dass auch das wesentlich schwerere Glasdach vom Trägergitter gehalten werden kann.“ Nur der Fußboden aus Marmorplatten bleibt unangetastet. Und die Heizung darin wird einfach stillgelegt.

Anmerkung der Redaktion: Wegen des Sturmtiefs „Sabine“ ist die erste Führung durch das Labyrinth kurzfristig abgesagt worden.

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