Forderung für den Breitensport „Neuss braucht weitere Kunstrasenplätze“

Neuss · Zehn Neusser Sportanlagen sind mit Kunstrasen bestückt. „Zu wenig“, betont Jörg Geerlings (CDU). Doch es müsste ein Grundsatzbeschluss von 2019 gekippt werden.

 Verena Austermann, Jörg Geerlings (M.) und Dirk Gärtner auf dem Tennenplatz der Ludwig-Wolker-Sportanlage, der nach Regen nicht bespielbar ist.

Verena Austermann, Jörg Geerlings (M.) und Dirk Gärtner auf dem Tennenplatz der Ludwig-Wolker-Sportanlage, der nach Regen nicht bespielbar ist.

Foto: Geerlings

Jörg Geerlings, Vorsitzender des Neusser Sportausschusses, macht sich für weitere Kunstrasenplätze in der Quirinus-Stadt stark. „Der Bedarf wächst immer weiter, dem dürfen wir uns nicht länger verschließen“, sagt er. Doch die Krux ist ein Grundsatzbeschluss von 2019, der dafür gekippt werden müsste. Damals hatte der Sportausschuss festgehalten, dass mit städtischen Mitteln grundsätzlich nur noch in sogenannten Fußballzentren weitere Kunstrasen-Großspielfelder („Allwetterplätze“) errichtet werden sollen. „Das ist jedoch nicht mehr der richtige Weg“, betont Geerlings. Der CDU-Politiker stellt die starre Regelung, die seinerzeit einstimmig im Sportausschuss beschlossen wurde, infrage. „Die Grundlagen haben sich geändert. Wir müssen umdenken und weitere Kunstrasenplätze bauen.“ Aufgrund des wachsenden Bedarfs – daran hat auch Corona nichts geändert – gehe es um eine „Grundversorgung, um zeitgemäße Sportangebote in der Stadt flächendeckend anzubieten“.

Derzeit sind zehn Neusser Sportanlagen mit Kunstrasen bestückt. Das sei jedoch zu wenig. Der Grundsatzbeschluss von 2019 halte dem Realitätsabgleich mit den Bedürfnissen der Vereine und der Sportler nicht mehr stand und müsse angepasst werden. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich Bedarfe und Entwicklungen ändern“, erklärt Geerlings. „Menschen treiben nicht dort Sport, wo es ein Gutachten gibt oder sich ein Fußballzentrum befindet, sondern dort, wo sie wohnen oder wo sie ein attraktives Vereinsangebot finden.“ Das gelte zumindest für den Breitensport. Geerlings setzt sich daher dafür ein, den Grundsatz der Zentrenbildung aufzugeben. Die „Grundversorgung“, von der er spricht, soll sich nach dem Bedarf der Vereine und Schulen bemessen, zudem soll die demografische Entwicklung in den Stadtteilen berücksichtigt werden.

Dass Bedarf nach weiteren ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplätzen besteht, erklärt Dirk Gärtner, Vorsitzender des Fußballkreises Grevenbroich/Neuss. „In den vergangenen zwei Jahren haben Jugendmannschaften massiven Zuwachs erfahren, und zwar um etwa zehn Prozent“, betont er. „Durch die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land erwarten wir weiteren Zuwachs. Die Vereine brauchen schlicht und einfach Platz für die vielen Fußballspieler.“

Diese Erfahrung macht unter anderem die DJK Rheinkraft. Vorsitzende Verena Austermann erklärt, dass der Bedarf auf der Ludwig-Wolker-Anlage besonders hoch sei. „Neben dem Verein nutzen auch die zahlreichen Schulen im Umfeld die Sportplätze. Außerdem machen wir zahlreiche Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund.“ Für die Zukunft rechne der Verein mit einem erheblichen Mitgliederzuwachs – auch weil die Sportanlage die nächstgelegene an den Neubaugebieten Augustinus-Park, Leuchtenberg und auf dem Eternit-Gelände sei. Doch der Hauptplatz dürfe kaum für Fußball genutzt werden, ganzjährig stehe nur der Tennenplatz mit einem defekten Drainage-System zur Verfügung. Im Sommer komme noch der Nebenrasen hinzu – allerdings ohne Drainage und Flutlicht. Unterm Strich bedeute dies massive Trainingsausfälle, insbesondere im Winter.

Austermann plant eine Besonderheit: einen Kunstrasenplatz, der CO2-neutral produziert werde und zu 100 Prozent recycelbar sei. Dies könne ein Pilotprojekt werden und für künftige Sportplätze richtungsweisend sein. Geerlings unterstützt die Initiative des Vereins.

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